• 24.09.2002 09:45

  • von Marcus Kollmann

Button beschreibt eine Runde in Indianapolis

Der RenaultF1-Pilot beschreibt eine Runde auf der 4,192 Kilometer langen Strecke und erklärt alle Besonderheiten

(Motorsport-Total.com) - Im Gegensatz zu einigen dieses Jahr beim US-Grand Prix an den Start gehenden Rennfahrern und obwohl er gerade erst 22 Jahre alt ist, kennt Jenson Button den Indianapolis Motor Speedway praktisch in- und auswendig.

Titel-Bild zur News: Jenson Button (Renault)

Button kennt die wichtigen Passagen von Indy genau

In seiner Debütsaison, als die Formel 1 nach mehrjähriger Abwesenheit nach Amerika zurückkehrte, stellte der Brite seinen BMW-Williams auf dem Brickyard auf den sechsten Startplatz. Im Rennen selbst schied er dann jedoch auf Grund eines Motorschadens aus. In der vorigen Saison, in der Zwischenzeit zu Benetton-Renault gewechselt, kam Button zwar ins Ziel, jedoch verpasste er auf Rang 9 die angepeilten Punkteränge.

Nachdem er mit dem R202 in dieser Saison über einen recht konkurrenzfähigen Boliden verfügt und bereits sechs Mal Punkte holen konnte, freut sich der junge Rennfahrer nun auf den dritten US-Grand Prix seiner Karriere in dem er darauf hofft gut abzuschneiden.

Dass der 4,192 Kilometer lange Indianapolis Motor Speedway, den ein enges Infield mit vielen Kurven und Richtungswechseln, die Steilwand-Kurve und eine lange Gerade prägen, es aus Fahrersicht in sich hat, vermittelt die nachfolgende Rundenbeschreibung des RenaultF1-Piloten.

"Bevor ich die erste Kurve der Strecke erreiche, erziele ich mit ungefähr 325 km/h, im obersten Gang natürlich, die höchste Geschwindigkeit auf dieser Strecke. Die erste Rechtskurve ist ziemlich eng und ich muss hart abbremsen, um dafür auf ungefähr 155 km/h zu verlangsamen und in den zweiten Gang schalten. Durch die zweite Kurve geht es ebenfalls im zweiten Gang, doch ich erhöhe mein Tempo leicht auf etwas über 130 km/h."

"Turn 3 wird absolut voll gefahren, was keinerlei Probleme bereitet. Die Kurve selbst nehme ich im dritten Gang mit 190 Stundenkilometern. Turn 4 ist eine extrem schwierige Kurve, welcher ich mit Tempo 240 und im vierten Gang entgegenfahre. Um sie zu bekommen, muss ich ziemlich stark abbremsen - wobei starke seitliche Beschleunigungskräfte wirken und ich zudem aufpassen muss das innere Rad nicht zu blockieren. Durch die Kurve selbst geht es im zweiten Gang mit 135 km/h."

"Ausgangs von Turn 4 kann ich mein Tempo für die sich anschließende Kurve, Turn 5, auf 240 km/h erhöhen. Am Ende erreiche ich 265 Stundenkilometer, bevor schon die lang gezogene Kurve Turn 6 kommt. Dort ist man im zweiten Gang zwar nur 120 km/h schnell, doch die Besonderheit ist, dass es eine extrem lang gezogene Kurve ist in der über 2 G an seitlichen Beschleunigungskräften für eine Zeit von über 5 Sekunden wirken."

"Bevor ich Turn 7 erreiche, bin ich ungefähr 170 km/h schnell. Dann muss ich wieder abbremsen, um mit 110 km/h die Kurve zu durchfahren. Hier muss ich besonders darauf achten, dass ich den Kurvenausgang sauber erwische, denn es geht dort auf die rückführende Gerade. Bevor ich in den nächsten, engen Abschnitt der Strecke gelange, erreiche ich im 5. Gang über 300 Stundenkilometer."

"Am Ende der Geraden muss ich dann auf 105 km/h verlangsamen und für Turn 8 in den zweiten Gang herunterschalten. Bevor ich Turn 9 erreiche, bin ich im zweiten Gang 150 km/h schnell. Turn 9 ist die engste Kurve der Strecke, weshalb man hier in den ersten Gang schalten muss; die Kurve nehme ich etwas langsamer als mit Tempo 60."

"Vor Turn 10 bleibe ich im ersten Gang und beschleunige auf ungefähr 100 km/h, um dann das Tempo für die Kurve auf Tempo 70 zu reduzieren. Dann kommt eine kurze Gerade die auf Turn 11 zuführt und in der ich im dritten Gang schätzungsweise 210 Stundenkilometer schnell sein werde. Für die Kurve muss ich dann auf 135 km/h abbremsen und in den zweiten Gang zurückschalten."

"Der Kurvenausgang von Turn 11 ist der kritischste Bereich auf dem Indianapolis Motor Speedway, denn hier geht es zurück auf den schnellen Oval-Teil der Strecke. Genau genommen sind es zwei Kurven durch welche man anschließend und mit Vollgas fährt. In der ersten Kurve benutze ich den vierten Gang und erreiche maximal 250 km/h. Ich beschleunige kontinuierlich weiter und am Ende der Kurve bin ich im 5. Gang rund 295 Stundenkilometer schnell bin. In der letzten Kurve, der Steilwand-Kurve, schalte ich dann rauf in den sechsten Gang und bin bei der Rückkehr auf die Start-/Ziel gerade schon 315 km/h schnell. Vom Ende der Kurve an stehe ich bis zum Anbremsen von Turn 1 die ganze Zeit auf dem Gas, was 22 Sekunden Vollgasanteil bedeutet. Das ist, zusammen mit dem Wert von La Source bis zur Les Combes in Spa, in Sachen Vollgasanteil die längste Strecke auf der wir fahren."