Renault vor Melbourne: "Es wird nicht einfach"
Die neuen Motoren in der Formel 1 waren bereits bei den Tests vor der Saison ein großes Thema - In Australien erwartet Red Bull & Co. nun der Ernstfall
(Motorsport-Total.com) - Immer wieder der Antrieb: Die Renault-Aggregate bereiteten Red Bull bereits bei den Tests vor der Saison immer wieder Schwierigkeiten und bremsten Weltmeister Sebastian Vettel regelmäßig ein. Auch beim ersten Grand Prix der Saison 2014 in Melbourne könnte der neue V6 wieder im Mittelpunkt stehen. Denn die Strecke im Albert Park gilt als echte Herausforderung für die Motoren.

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Remi Taffin erwartet, dass Melbourne für die neuen Motoren ein echter Härtetest wird Zoom
"Melbourne war schon immer ein harter Kurs für Formel-1-Autos, aber dieses Jahr wird die Herausforderung noch größer sein, denn die neuen Antriebseinheiten geben ihr Renndebüt", sagt Renault-Sport-Chef Remi Taffin und macht dabei vor allem die für den Albert Park charakteristischen engen Kurven und anschließenden kurzen Beschleinigungsphase als großen Prüfstein für das neue Material aus.
"Die meisten Kurven werden bei mittlerer bis langsamer Geschwindigkeit durchfahren, so wie die Kurven 1 und 2, und die Schikane, nach der es wieder auf die Start-Ziel-Gerade geht. Wegen diesen langsamen Geschwindigkeiten ist die Bremsbelastung sehr hoch. Dadurch steht das neue Brake-by-Wire-System gleich auf dem Prüfstand. Der positive Aspekt ist, dass es durch das harte Bremsen in einer Runde viele Möglichkeiten gibt, die MGU-K aufzuladen und Energie zu speichern, die sonst verloren gehen würde", erklärt Taffin.
Lernprozess läuft noch
Der Franzose ist sich sicher, dass sämtliche Teile des neuen Antriebs in Melbourne sofort an ihre Grenzen gebracht werden: "Am Kurveneingang muss die Motorbremse effektiv arbeiten, um das Auto zu verlangsamen und den Druck von den Bremsen zu nehmen, während der Turbo und die MGU-H am Kurvenausgang beansprucht werden, damit es keine Verzögerung gibt. Schlüsselfaktor für eine schnelle Runde im Albert Park wird dieses Jahr sein, dem Fahrer die Leistung und eine gute Fahrbarkeit zu geben, wenn er sie braucht."
"Die kurzen Energieschübe zwischen den langsamen Kurven werden die Verbrennungsmotoren fordern, allerdings bieten sie auch die Möglichkeit, dass die MGU-H sich erholt", weiß Taffin. Doch wie sieht es mit der Haltbarkeit aus? Im Gegensatz zum neuen Mercedes-Antrieb, der seit den Wintertests als bester und stabilster V6 gilt, sorgte das Renault-Paket bisher eher für Frust. "Da es unser erstes Rennen ist, wird unser Plan für das Wochenende flexibel sein, denn wir lernen noch immer viel über den Motor", erklärt Taffin daher.
Hauptziel für Renault sei es, "den Teams zu ermöglichen, so oft wie möglich mit maximaler Leistung zu fahren. Wir müssen noch immer eine Menge lernen, aber wir haben mit unseren Teams ein komplettes Rennwochenende simuliert, wodurch wir viele Informationen darüber erhalten haben, wie wir das Qualifying und das Rennen angehen müssen."
Renault mit "Wiederaufbauplan"
Möglicherweise stehen die Teams im Albert Park außerdem noch vor einem weiteren Problem: dem Spritverbrauch. Denn der Albert Park gilt als echter "Benzinfresser". Wird die neu eingeführte Benzingrenze also zum Problem? "Idealerweise werden die Teams das Rennen mit so wenig Benzin wie möglich beginnen, um das Gewicht zu minimieren. Aber um schnelle Runden zu fahren, werden wir die erlaubten 100 Kilogramm brauchen", ist sich Taffin sicher.
Das erste Rennen der neuen Saison hält für alle Beteiligten also gleich eine ganze Menge Herausforderungen bereit - für Fahrer, Teams und auch die Antriebslieferanten. Für Renault ist es aber auch eine Chance, den nach den Wintertests angekratzten Ruf wieder etwas aufzupolieren. Taffin erklärt leicht optimistisch: "Wir wollen die Tatsache, dass es nicht einfach wird, gar nicht leugnen, aber wir liegen mit unserem Wiederaufbauplan auf Kurs, und Melbourne wird nun die nächste Stufe sein."

