Renault: Von Paraguay-Fans und Punktequoten...
Der Tag nach dem Silverstone-Triumph bei Renault: Während Fernando Alonso weiter auf WM-Kurs steuert, ist sein Team im Geiste bei der Fußball-WM...
(Motorsport-Total.com) - Auch wenn seine "Squadra Azzurra" erst am heutigen Montag ins Geschehen der Fußball-WM in Deutschland eingreift - Giancarlo Fisichella stand in Silverstone schon voll im Bann des Balls: Ein spezielles Helmdesign in den italienischen Nationalfarben mit dem Schlachtruf "Forza Azzurri" unterstrich seine Vorfreude.

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Die beiden Renault-Piloten im Interview mit 'Premiere'-Reporterin Tanja Bauer
Viel Spaß hatte der Römer auch im Rennen, als er Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes in der Schlussphase vor sich herjagte. An die Brisanz dieses Duells erinnerte die für alle TV-Zuschauer weltweit hörbare Durchsage seines Renningenieurs Alan Permane: "Komm schon, du holst ihn noch - jetzt kannst du dich für Suzuka revanchieren!"#w1#
Revanche für Suzuka 2005 gelang nicht
Die Revanche für den Grand Prix von Japan 2005, als Räikkönen den führenden Fisichella in der letzten Runde geschnappt hatte, blieb allerdings aus. Überholen ist fast unmöglich in Silverstone, wo es die schnellen Kurven und die sensible Aerodynamik nicht erlauben, einem Gegner ganz nah zu folgen: "Für 'Fisico' lief es an diesem Wochenende etwas unglücklich", kommentierte Teamchef Flavio Briatore später. "Er erlebte wegen unseres Fehlers ein schlechtes Qualifying. Aber wenn du dann eine Leistung wie heute siehst, mit zwei überragenden Fahrern, ist das fantastisch für das ganze Team."
Fußballfan "Fisico" hat nun schon fast doppelt so viele Punkte erzielt wie 2005 zum selben Zeitpunkt (32 gegenüber 17). Er kämpft mit Räikkönen um den dritten Platz der Fahrerwertung und fährt nun in Kanada auf einem Kurs, auf dem er seit Jahren auftrumpft: "Montréal gehört zu meinen Lieblingskursen", bestätigte der Italiener gestern. "Ich bin sehr optimistisch. Vergangenes Jahr lag ich bis zum Ausfall in Führung. In Kanada stand ich schon viermal auf dem Podest - aber immer nur als Dritter oder Zweiter. Es wird Zeit, dass ich einen Sieg lande."
Als die Teams am Samstagnachmittag ihre Autos für den Parc Fermé vorbereiteten, hatten die Mechaniker mindestens ein Auge auf den Fernsehschirmen und verfolgten das Auftaktmatch der Engländer gegen Paraguay. Nicht nur die britische Übermacht im Paddock fieberte mit, sondern ganz besonders die Mechaniker und Ingenieure aus Viry-Châtillon. Sie hatten sich auf einem Transparent hinter ihren Telemetriemonitoren kurzerhand zum "Offiziellen Paraguay-Fanclub" erklärt.
Auch Fernando Alonsos Motoreningenieur Rémi Taffin konnte sich einen Seitenhieb auf die englischen Kollegen nicht verkneifen, als er vor Champagner triefend vom Podium stieg: "Ist doch schön, dass ein Franzose beim britischen Grand Prix auf dem Treppchen steht, oder nicht?" Keiner weiß, was in zwei Wochen beim Grand Prix von Kanada passieren wird, doch eins dürfte bereits klar sein: Die Elf aus Togo kann auf rund 60 leidenschaftliche neue Fans zählen, wenn sie am Freitag, 23. Juni gegen die "Bleus", die französische Nationalmannschaft antritt...
92,5 Prozent Punktequote von Alonso
Wie lässt sich die überragende Form von Alonso überhaupt noch angemessen beschreiben? Vielleicht in Zahlen: Er hat nun 74 von 80 möglichen Punkten geholt - eine Ausbeute von 92,5 Prozent. Das ist ein besserer Schnitt als der von Michael Schumacher in seinen dominantesten Jahren 2002 und 2004, oder Nigel Mansell bei seinem unglaublichen Saisonstart in sein WM-Jahr 1992. Gestern nahm Alonso einen weiteren Meilenstein seiner Karriere: seinen ersten Grand Slam, also Pole Position, schnellste Runde und Sieg in einem Grand Prix. Bei seiner Siegesfeier - diesmal per Robin-Hood-Pantomime - wies er auf einen anderen Hattrick hin, den er erreichen möchte: alle drei Heimsiege für sich und Renault.
"Fantastisch, Jungs - vielen Dank", krächzte die Stimme mit dem vertrauten spanische Akzent in der Auslaufrunde durch den Teamfunk. "Wir haben jetzt bei mir zu Hause in Barcelona gewonnen, und hier, wo die meisten von euch leben - und ich auch. Ich wohne in Oxford und fühle mich halb spanisch, halb englisch. Jetzt müssen wir auch in Frankreich für das Team siegen. Wir schaffen das, Jungs - ihr seid die Besten!"
Bis dahin gibt es noch zwei Angelegenheiten für Alonso zu klären: Montréal und Indy sind die einzigen Grand-Prix-Kurse, auf denen er in seinen viereinhalb Rennjahren noch nicht auf dem Podest stand. Dies zu ändern, passt perfekt zu seiner Strategie für die kommenden Rennen: die WM-Führung mit einer aggressiven Herangehensweise auszubauen. Und wer würde im Moment bezweifeln, dass ihm das auch gelingt?

