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Renault: Mehr als ein Punkt war nicht drin

Heikki Kovalainen pokerte am Nürburgring falsch, holte aber wenigstens einen Punkt - Performance war dennoch schlechter als erwartet

(Motorsport-Total.com) - Das Renault-Team sprach in den vergangenen Wochen daran, den Abstand zur Spitze verkürzen zu wollen, sogar der dritte WM-Rang bei den Konstrukteuren wurde in den Mund genommen - doch heute am Nürburgring war man von einer derart guten Vorstellung meilenweit entfernt: Gerade mal ein Pünktchen sprang für den amtierenden Weltmeisterrennstall heraus.

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen und Kimi Räikkönen

Zu Beginn fightete Heikki Kovalainen tapfer gegen Kimi Räikkönen

Heikki Kovalainen meisterte zwar die chaotischen Regenphasen im Rennen ohne gröbere Rückfälle, sah dann aber besser aus, als er eigentlich war, während er Alexander Wurz überholte und Druck auf Mark Webber ausübte. Was nämlich kaum jemandem auffiel: Als einziger Fahrer plante der Finne nach dem anfänglichen Schauer zwei reguläre Tankstopps im Trockenen, wodurch er ein leichteres Auto hatte als seine Konkurrenten auf der Strecke.#w1#

Letzter Boxenstopp war geplant

Als er ein paar Runden vor Schluss zum geplanten "Splash and Dash" reinkommen musste, zog seine Crew angesichts des drohenden Regens gleich die Intermediates auf - um ein paar Runden zu früh, wie sich später herausstellte: "Angesichts des wechselhaften Wetters sind wir auf dem Nürburgring Risiken eingegangen, die sich leider nicht ausgezahlt haben - zum Beispiel mein frühzeitiger Wechsel auf Regenreifen bei meinem letzten Tankstopp", gab Kovalainen zu.

"Angesichts des wechselhaften Wetters sind wir Risiken eingegangen, die sich leider nicht ausgezahlt haben." Heikki Kovalainen

"Bis der Niederschlag wirklich wie vorhergesagt einsetzte, musste ich meine Intermediates auf der trockenen Piste schonen. Dies hat mehr Zeit gekostet als ich später, als es wirklich zu tröpfeln begann, aufholen konnte. Angesichts unserer Ausgangsposition hätte dies aber auch funktionieren können", verteidigte der Finne den riskanten Poker in der Schlussphase, der zumindest einen Versuch wert war, da er ja sowieso noch mal an die Box kommen musste.

Dein Fazit, Heikki? "Dies war heute kein wirklich guter Tag für das Team, immerhin haben wir noch einen WM-Punkt gerettet", antwortete er. "In der kommenden Woche steht uns ein wichtiger Test bevor - nicht nur, weil es der letzte vor der Sommerpause ist. Ich denke, dass wir in Jerez viele wichtige Antworten und Daten finden werden, die uns für die kommenden Rennen in Ungarn und der Türkei nach vorne bringen werden."

Fisichella zweimal von Hamilton überholt

Teamkollege Giancarlo Fisichella kam 2,2 Sekunden hinter Kovalainen ins Ziel, zwischen den Renaults reihte sich aber auch noch Lewis Hamilton ein, der den Italiener heute gleich zweimal überholt hat: einmal in einer frühen Rennphase, als er im Hatzenbachbogen ein sensationelles Manöver abfeuerte, und dann noch einmal in den finalen Momenten des Rennens.

"Wir hielten heute die Chance in der Hand, ein gutes Ergebnis einzufahren, doch wir konnten sie nicht umsetzen", ärgerte sich Fisichella, der im Gegensatz zu Kovalainen nur einmal im Trockenen nachtanken ließ. "Ich verlor gleich zu Beginn des Rennens wichtige Positionen, weil ich auf Trockenpneus eine Extrarunde im Regen drehen und mich dann in der Box beim Reifenwechsel hinter Heikki anstellen musste. Anschließend war ich mit einer sehr schweren Treibstoffladung unterwegs. Obwohl die Balance des R27 in Ordnung ging, fehlte einfach die entscheidende Schnelligkeit. Wir haben uns das ganze Wochenende schwer getan. Jetzt müssen wir hart arbeiten, um in Budapest wieder besser dazustehen."

"Wir hielten heute die Chance in der Hand, ein gutes Ergebnis einzufahren, doch wir konnten sie nicht umsetzen." Giancarlo Fisichella

Briatore und Symonds enttäuscht

Auch Teamchef Flavio Briatore zeigte sich enttäuscht: "Wir haben diesem Rennen optimistisch entgegengeblickt in der Hoffnung, dass uns die für den R27 neu entwickelten Aerodynamikteile einen Vorteil sichern würden. Aber es ist uns nicht gelungen, aus dem wechselhaften Wetter einen Vorteil zu ziehen. Stattdessen haben wir Boden auf unsere Kontrahenten verloren. Wir werden den Rennverlauf jetzt in Ruhe analysieren um zu verstehen, wo uns Fehler unterlaufen sind und wie wir uns verbessern können", meinte er achselzuckend.

"Wir haben Boden auf unsere Kontrahenten verloren." Flavio Briatore

Nüchtern wie gewohnt analysierte Chefingenieur Pat Symonds: "Wenn sich die äußeren Bedingungen so schnell ändern wie wir dies hier und heute auf dem Nürburgring erlebt haben, dann müssen wir ebenso schnell und effizient auf die neuen Herausforderungen reagieren. Dies ist uns offensichtlich nicht gelungen", gab er zu Protokoll. "Beide Fahrer lieferten eine starke Vorstellung ab, wir jedoch haben ihnen nicht die Grundvoraussetzungen geschaffen, dies auch in entsprechende Ergebnisse ummünzen zu können."

Und weiter: "Das ganze Team hat hier in der Eifel ein schwieriges Wochenende hinter sich. Offensichtlich sind wir im Kampf mit dem Mittelfeld, das uns in den vergangenen Rennen bereits gejagt hat, etwas zurückgefallen. Doch die bevorstehenden Testfahrten in Jerez geben uns die dringend notwendige Gelegenheit, zu verstehen, warum und wie sich manche Dinge entwickelt haben. Zugleich wollen wir bereits beim kommenden Grand Prix wieder in alter Stärke antreten."