• 19.10.2005 16:21

Renault: Erst Party, dann schon wieder harte Arbeit...

Das Renault-Team wurde bei der Rückkehr nach Europa frenetisch empfangen, doch drei Tage nach China wird wieder hart gearbeitet

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Gewinn der Konstrukteurs-WM lud das Renault-Team am vergangenen Sonntag zu einer großen Party, die sich in den frühen Morgenstunden schließlich auf die berühmte Bund-Uferstaße entlang des Flusses Huangpu verlagerte. Doch wie sagte der Leitende Motoreningenieur Denis Chevrier am Sonntagabend so schön? "An jedem Sieg des Renault-Teams tragen auch alle Mitarbeiter unseres Unternehmens großen Anteil."

Titel-Bild zur News: Renault-Mitarbeiter feiern den WM-Titel

Das Renault-Team hat sich nach den WM-Titeln ein paar Partys redlich verdient

Entsprechend wollten sie selbstverständlich auch ihren Beitrag zu den Feierlichkeiten leisten: Im 'Atelier Renault' auf den Champs-Élysées in Paris feierten zum Beispiel am Sonntagabend zahlreiche Renault-Angestellte gemeinsam mit den Teammitgliedern des Renault-Workshops in Viry-Châtillon. Anschließend zog die Gesellschaft in Richtung des Triumphbogens, wo sie mehrfach "We are the champions" und andere Siegesgesänge anstimmten.#w1#

Jubelstimmung in Renault-Niederlassungen auf der ganzen Welt

Am Montagmorgen kam es in zahlreichen Renault-Produktionsstätten weltweit zu spontanen Feiern. Am frühen Dienstagmorgen trafen sich hunderte Fans und Mitarbeiter am Flughafen Roissy, um der "Equipe Jaune" einen begeisterten Empfang zu bereiten. Die lauten Gesänge und das gelb-blaue Fahnenmeer ließ die China-Rückkehrer ihre Erschöpfung schnell vergessen. Somit konnte am Nachmittag endlich die offizielle Siegesfeier steigen...

Zwar eroberte Renault in dieser Saison zwei WM-Titel, doch der Musikgeschmack des Teams hört sich für viele Ohren wenig weltmeisterlich an. So rümpften einige Kritiker die Nase als, die "Equipe Jaune" in Brasilien zu Ehren von Fernando Alonso den alten Abba-Hit "Fernando" durchs Fahrerlager schallen ließ. Und auch die Gesangsdarbietung des jungen Spaniers nach seinem Sieg beim Grand Prix von China erinnerte nur entfernt an den Queen-Klassiker "We are the champions".

Aber die Motorenexperten im Renault-Workshop in Viry-Châtillon wollten den Vorwurf des mangelnden musikalischen Talents nicht auf sich sitzen lassen. Und so interpretierten sie die Hymne auf ihre ganz eigene Art. Das Instrument: ein Renault-RS25-Zehnylinder auf dem Motorenprüfstand. Dieses Meisterwerk geht in die Musikgeschichte ein...

In der Empfangshalle des Renault-Workshops zog ein Objekt immer wieder die Blicke auf sich: der Schaukasten mit der Trophäe für die Konstrukteurs-WM in der Formel-1-Saison 1995. Vor zehn Jahren gewann das Benetton-Team - aus dem später der Renault-Werksrennstall entstand - diesen Titel. Mit dem Pokal für die diesjährige Konstrukteurs-WM gewinnt der Trophäenschrank weiter an Attraktivität.

Symonds: Zehn Jahre nach 1995 wieder ein Double

Pat Symonds erlebte beide Triumphe hautnah mit: 1995 arbeitete er bei Benetton als Renningenieur für Michael Schumacher. Heute ist der Brite Leitender Chefingenieur bei Renault. Wo liegt in seinen Augen der Unterschied zwischen den beiden WM-Titeln? "Nun, wir sind vor allem alle zehn Jahre älter geworden", scherzt Symonds. "Aber im Ernst, das gesamte Team ist im vergangenen Jahrzehnt deutlich gewachsen. 1995 arbeiteten wir in Enstone mit 227 Angestellten. Hinzu kamen die Mitarbeiter unseres Motorenlieranten Renault Sport, die uns bei Testfahrten und Renneinsätzen unterstützen. Heute arbeiten hier mehr als 500 Leute. Im Motoren-Workshop in Viry-Châtillon sind es weitere 250."

"1995 dominierten wir die Saison, in diesem Jahr war es für uns deutlich anstrengender", fügt der Brite an. "In den letzten drei Saisonläufen setzten wir Neuentwicklungen in den Bereichen Aufhängung, Chassis und Aerodynamik ein. Beim Finale in China feierte zudem die jüngste E-Spezifikation unseres Renault-RS25-Zehnzylinders ihr Debüt. Dies war das Ergebnis einer fantastischen Teamleistung. Jeder einzelne der 800 Mitarbeiter leistete einen wichtigen Beitrag. Die Freude über den Titel ist übrigens genau so überwältigend wie vor zehn Jahren - und das wird sich mit Sicherheit auch in nächsten zehn, 20 oder 30 Jahren nicht ändern."

Welche Bedeutung hat es für Renault, Doppelweltmeister der Formel 1 zu sein? Zunächst einmal genießt die Marke den Erfolg, in der Königsklasse des Motorsports ihre technische Kompetenz unter Beweis gestellt und sich gegen hochkarätige Konkurrenten durchgesetzt zu haben. Gleichzeitig lassen sich diese Erfolge als ideales Marketinginstrument für die Marke Renault im weltweiten Wettbewerb nutzen.

Erfolge sollen nun auch entsprechend vermarktet werden

Patrick Faure, Präsident des Renault-Teams erklärt: "Die beiden WM-Titel wurden von einem internationalen Team mit einem französischen Herz gewonnen. Sie beweisen der ganzen Welt die Klasse französischer Ingenieurskunst. Unsere Aufgabe lautet nun, die Titel für jeden Unternehmensbereich bestmöglich zu nutzen. Den Großteil der Arbeit, den Gewinn der Weltmeisterschaft, haben wir erfolgreich absolviert. Im nächsten Schritt geht es darum, zunächst unsere Unternehmenskommunikation und die Präsentation unserer Modelle darauf abzustimmen. Wir müssen unseren Kunden unsere Erfolge näher bringen und das gesteigerte Image nutzen."

Als die Teammitglieder am Dienstagmorgen nach dem Grand Prix von China wieder in Enstone eintrafen, stand auch für sie zunächst eine kleine Feier auf dem Programm. Doch bereits kurze Zeit später legten die Experten bereits wieder eine Chassisform mit Kohlefasermatten aus - der Renault R26 nimmt Formen an. In der Formel 1 bedeutet Stillstand Rückschritt. Die Entwicklung des Rennwagens für die kommende Saison läuft daher längst auf vollen Touren - und das Renault-Team ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern formuliert bereits wieder ehrgeizige Ziele.

"Wir können unseren Erfolg im nächsten Jahr wiederholen", sagt Bob Bell, Technischer Direktor der Chassisabteilung. "Wir werden alle notwendigen Weichen stellen, um weiter auf der Erfolgsschiene zu fahren und die Fehler zu vermeiden, die andere Teams in der Vergangenheit in vergleichbaren Situationen zugelassen haben. Arroganz ob des Erreichten kommt bei uns nicht auf. Wir wissen, dass uns nichts geschenkt wird und der nächste Erfolg immer der schwierigste ist. Ich glaube, dass Ferrari seine Gegner zu Beginn der nun abgelaufenen Saison auf die leichte Schulter genommen hat. Ebenso wie McLaren, die uns vor den letzten Rennen dieses Jahres unterschätzten. Doch dies ist nicht unsere Herangehensweise. Wir werden noch härter arbeiten, um auch Ende 2006 wieder die Nase vorn zu haben."