Renault: "Ein Kurs alter Schule"
Robert Kubica und Vitaly Petrov sind gespannt auf Interlagos und erhoffen sich eine Überraschung - Das optimale Setup für Brasilien als Glücksgriff?
(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Brasilien soll für Renault die Rückkehr zum "Normalbetrieb" mit sich bringen - beim jüngsten Formel-1-Event im südkoreanischen Yeongam konnte lediglich Robert Kubica für das Team punkten, Vitaly Petrov schied vorzeitig aus. Beim Rennen in Interlagos hat man sich daher vorgenommen, nach Möglichkeit beide Autos in den Top 10 zu platzieren. Doch das ist leichter gesagt als getan.

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Vitaly Petrov und Renault wollen in Brasilien wieder in die Erfolgsspur einbiegen
Kubica erläutert, weshalb es sich besonders in Brasilien so verhält: "Interlagos ist ein eigenartiger Kurs. Es lässt sich kaum vorhersagen, wie wettbewerbsfähig wir dort sein werden. Auf der langen Geraden, die sich von der letzten Kurve bis zur ersten Schikane zieht, wird unser F-Schacht uns wertvolle Dienste leisten - außerdem kommt es dort sehr auf die Motorleistung an", sagt der Pole.
"Vielleicht erwartet uns auch eine Wetterlotterie, denn in Brasilien ist es um diese Jahreszeit erfahrungsgemäß sehr unbeständig. Es kann gut sein, dass wir im Lauf des Wochenendes auch mal im Nassen fahren, so wie 2009. Wenn es in Interlagos regnet, bietet die Fahrbahn sehr wenig Grip und du musst schon sehr viel Glück haben, damit die Balance für diese Verhältnisse optimal passt."¿pbvin|512|3243|inside|0|1pb¿
Die Setupfrage: wenig oder viel Abtrieb?
"Der Kurs erleichtert einem die Abstimmungsarbeit nicht gerade, denn mit der langen Geraden und dem kurvigen Bergaufstück stellen zwei Streckenteile ganz unterschiedliche Anforderungen", gibt Kubica vor dem vorletzten Rennen des Jahres zu Protokoll. "Du musst dich entscheiden, ob du eher auf hohe Endgeschwindigkeit setzt oder mit viel Abtrieb schneller durch die Kurven fährst."
"Die Strecke bietet von allem etwas: langsame Passagen, eine Highspeed-Gerade - Interlagos ist ein Kurs alter Schule, an dem du an vielen Stellen Zeit gewinnen oder verlieren kannst. Aber wie ich eingangs sagte: Es ist wirklich schwierig, beim Setup und der Balance alles perfekt auf die Reihe zu bekommen", meint der 25-Jährige. Kubica ist übrigens ein erklärter Fan der Atmosphäre in Interlagos.
"Du bist immer sehr nah an den Fans, denn die Tribünen reichen fast bis an die Fahrbahn heran. Dadurch ergibt sich in der Startaufstellung wirklich ein einmaliges Gefühl. 95 Prozent der Besucher feuern die brasilianischen Fahrer an, aber trotzdem macht die Kulisse allen anderen auch Riesenspaß. Ich erzielte voriges Jahr hier ein gutes Ergebnis, das etwas aus heiterem Himmel kam."
Wieder einmal Neuland für den Neuling
"Es wird schwierig, dies zu wiederholen, aber das Wetter kann - wie gesagt - immer eine große Rolle spielen. In Interlagos kann alles passieren", hält der polnische Rennfahrer fest. Das wäre Teamkollege Petrov nicht ganz unrecht, denn der Russe braucht dringend ein Erfolgserlebnis: "Nach zwei Rennen, wie ich sie in Japan und Südkorea erlebt habe, kann ich es kaum erwarten, wieder zu fahren."
"Ich will diese negativen Erinnerungen auszulöschen", kündigt Petrov an. "Deshalb freue ich mich unheimlich auf Brasilien. Ich kann allerdings nicht genau sagen, was mich dort erwartet, denn ich bin noch nie in Interlagos gefahren und erwarte eine weitere neue Herausforderung. Die Strecke ist berühmt, es fanden schon viele legendäre Rennen dort statt", sagt der Formel-1-Neuling.
Er selbst erinnert sich "vor allem an 2008, als die Weltmeisterschaft erst auf den letzten Metern entschieden wurde. Ich weiß noch, wie ich am Fernseher mitgefiebert habe. Diesen Kurs jetzt live zu erleben, wird eine großartige Erfahrung", meint Petrov und fügt hinzu: "Die Runde ist nicht besonders lang, aber auf dieser kurzen Distanz wechseln sich die unterschiedlichsten Kurventypen ab."
Petrov hat vorab im Simulator geübt
"Die Strecke ist außerdem recht wellig, das macht die Suche nach dem Limit in einigen Kurven noch anspruchsvoller. Die Schikane am Ende der langen Zielgeraden bietet eine gute Überholmöglichkeit. Ich gehe davon aus, dass unser F-Schacht auf der Geraden eine wesentliche Rolle spielen wird", so der Renault-Fahrer. Petrov hat sich bereits vorab ein Bild von den Zuständen in Brasilien gemacht.
"Nach dem Südkorea-Grand-Prix bin ich sofort nach Enstone gereist, um mit meinen Ingenieuren über die Besonderheiten von Interlagos zu sprechen. Das Team besitzt aus den Vorjahren eine Menge nützlicher Daten, die mir bei der Vorbereitung helfen. Ich lerne die Getriebeübersetzung, die Bremspunkte und die Ideallinie kennen. Das hilft mir, die Strecke zu verstehen", erklärt Petrov.
"Außerdem habe ich mich im Simulator mit dem Kurs vertraut gemacht. Es dauert nur etwa eine Stunde, um Interlagos einigermaßen zu verinnerlichen und das nötige Selbstvertrauen aufzubauen, um richtig attackieren zu können", sagt der 26-Jährige. Vor dem Event in Brasilien rangiert Petrov mit 19 Punkten auf WM-Platz 14, Kubica ist mit 124 Zählern Siebter. Renault hat 143 Punkte und Rang fünf.

