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  • 25.06.2011 20:37

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Renault auf der Jagd: Langsam geht es vorwärts

Stück für Stück kommt das Renault-Team der Konkurrenz wieder näher, in Valencia hätten beide Fahrer in den Top 10 sein können

(Motorsport-Total.com) - In der Qualifikation zum Großen Preis von Europa schaffte Nick Heidfeld den Sprung in die Top 10, Witali Petrow gelang der Sprung in den dritten Qualifying-Teil nicht. Der Russe musste sich mit Position elf begnügen.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Heidfeld hofft, dass ihm das Verbot des angeblasenen Diffusors helfen wird

Im letzten Durchgang nutzte Heidfeld die Möglichkeit, dass es nicht Vorschrift ist, eine gezeitete Runde zu fahren. Er brach schon die Runde aus der Box ab und kehrte an die Box zurück, um die Reifen zu schonen: "Jeden Kilometer, den du mit den Reifen abspulst, bezahlst du nachher im Rennen", begründet Teamchef Eric Boullier. "Man verliert pro Runde eine Zehntelsekunde."

"Wir haben gesehen, dass Sutil nicht auf die Strecke geht", so Heidfeld. "Ich war auf meiner Runde aus der Box, da entschieden sie, mich wieder an die Box zu rufen. Wir dachten, dass die anderen zu weit vor uns liegen. Das waren die beiden Mercedes, welche um mehr als eine halbe Sekunde schneller waren als wir."

"Natürlich saß ich im Auto und wollte es probieren. Aber es war die richtige Entscheidung, die Reifen für das morgige Rennen zu schonen. Das war besser, als es zu probieren und höchstwahrscheinlich dabei nicht zu gewinnen. Ich denke, dass der Vorteil nicht so groß sein wird wie in Barcelona. Aber es gibt einen Vorteil, ansonsten hätten wir das natürlich nicht gemacht."

Teamkollege Petrow war unterdessen weniger zufrieden: "Natürlich bin ich enttäuscht, denn wir hätten es locker in die Top 10 schaffen können. Man konnte jedoch sehen, dass es nicht einfach ist, denn die Autos liegen eng beieinander. Wir haben hier ein paar neue Teile mitgebracht, kein großes Paket, aber sie haben ganz gut funktioniert. Natürlich ist es unser Ziel, in die Punkte zu kommen, aber das wird nicht einfach."

Boullier übt Kritik: "Leider hat sich Witali ein paar Fehler erlaubt, ansonsten hätte auch er es in den dritten Qualifying-Durchgang geschafft. Er hat nicht das Maximum aus dem Auto herausgeholt, was frustrierend ist, um ehrlich zu sein."

Frage an Heidfeld: Wie sehr litt der Reifen unter der einen Runde aus der Box? "Das hängt natürlich davon ab, wie schnell man die Runde aus der Box fährt. Da das Aufwärmen der Reifen hier kein Thema ist, konnte man diese Runde recht locker angehen. Ich habe die Reifen also nicht stark abgenutzt."

Derzeit gibt es Diskussionen genau über diese Situation: "Ich denke nicht, dass man die Regeln ständig ändern sollte, nur weil man mit ihnen nicht glücklich ist. Es ist eine Regel, und wir haben versucht, das Beste aus ihr zu machen."

"Es ist natürlich ein Problem, wenn die Leute im dritten Qualifying-Durchgang nicht fahren", so Boullier. "Aber das eigentliche Problem ist, dass der Unterschied zwischen den Reifen zu groß ist. Unser Wunsch ist es, dass der Unterschied zwischen den Reifen weniger groß ist. "

Mit seiner Runde im zweiten Durchgang des Zeitenfahrens war Heidfeld zufrieden: "Meine Runde war ganz gut, aber sie war nicht perfekt. Es gab keine größeren Fehler, lediglich ein paar kleinere Dinge, die ich hätte besser machen können."

Nach Problemen im Qualifying zu Beginn der Saison läuft es für den Mönchengladbacher nun besser, er bekommt die Reifen endlich auf Temperatur. Allerdings ist das Aufwärmen der Reifen in Valencia an für sich kein Problem: "Ja, ich denke, das hat mir geholfen."

"Aber ich habe auch schon zuvor verschiedene Dinge verändert, zum Beispiel in Kanada. Wir haben etwas an den Bremsen geändert und ich habe meinen Fahrstil modifiziert. Mit den vergangenen Qualifyings bin ich zufrieden. Ich hoffe, dass das Problem nun aus der Welt geschafft ist. Die Saison ist jedoch lang, man sollte nie zu zuversichtlich sein."

Stück für Stück kommt Renault der Konkurrenz wieder näher, nachdem man zu Beginn der Saison noch auf das Podium fahren konnte, dann jedoch zurückfiel: "Natürlich muss man das in Perspektive setzen. Natürlich möchte man kämpfen und um die Pole-Position fahren, das möchte ja jeder machen. Aber man muss realistisch sein. Wir müssen glücklich sein, denn wir arbeiten meiner Meinung nach in die richtige Richtung. Monaco war für uns wirklich der Tiefpunkt."


Fotos: Renault, Großer Preis von Europa, Samstag


"Es ist nicht leicht, gegen die Jungs da vorne zu fahren. Es handelt sich dabei um große Automobilhersteller. Wir probieren es und ich bin zuversichtlich, dass wir während den kommenden Rennen weiter nach vorne kommen. Zunächst einmal wird es natürlich interessant, was in Silverstone passiert."

Heidfeld hofft, dass das Verbot des angeblasen Diffusors dem Rennstall helfen wird: "Das Feld könnte durcheinander geschüttelt werden. Ich hoffe, dass wir in Silverstone gut aussehen. Unser Auto ist normalerweise in schnellen Kurven besser, so wie es diese in Silverstone gibt. Zudem werden wir sehen, wie sich das Verbot des angeblasenen Diffusors auswirkt."

Das Verbot, die Einstellung des Motors zwischen Qualifying und Rennen zu verändern, hat in Valencia keinen Unterschied bewirkt: "Wenn man sich die Zeiten und die Hackordnung anschaut, dann gibt es kaum einen Unterschied zum vergangenen Rennen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in Silverstone Veränderungen sehen werden."

"Dieses Wochenende hat es keinen großen Unterschied ausgemacht", ist auch Boullier aufgefallen. "Wir haben gestern ausprobiert, ohne den angeblasenen Diffusor zu fahren. Natürlich verlieren wir etwas Abtrieb und auch Stabilität beim Fahren. Es ist natürlich klar, dass sich die Fahrer darüber beschweren. Sie beschweren sich immer, wenn man den Abtrieb reduziert. Ich denke, dass sich andere Teams mehr Sorgen darüber machen müssen als wir."