• 04.07.2014 20:52

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Renault-Antrieb: Mehr Unterstützung vom Konzern?

Renault macht nach der Personalrochade mehr Dampf: Entwicklungen laufen auf Hochtouren - Nach Lotus-Wechsel zu Mercedes nur noch drei Kunden 2015?

(Motorsport-Total.com) - An der Motorenfront gibt es derzeit einige Bewegung. Nach den lautstarken Ansagen von Red Bull in Richtung Antriebspartner Renault und einer latenten Androhung des Baus einer eigenen "Power Unit" musste der bisherige Renault-Formel-1-Direktor Jean-Michel Jalinier gehen, Ex-Caterham-Treamchef Cyril Abiteboul steht nun an der Spitze der Abteilung in Viry-Chatillon. In der weiteren Entwicklung soll nun noch mehr Gas gegeben werden, um die Lücke zu Mercedes Anfang 2015 geschlossen zu haben.

Titel-Bild zur News: Remi Taffin

Renault-Motorenchef Remi Taffin verspricht weitere Verbesserungen am Antrieb Zoom

"Im kommenden Winter darf man fast alles ändern, jetzt aber nicht. Wenn wir dürften, dann hätten wir gestern schon längst etwas gemacht - oder sogar schon im Januar", meint Renault-Motorenchef Remi Taffin. "Wir dürfen an der Hardware nicht viel ändern. Es bleiben uns somit nur die Bereiche Software, Benzin und Schmierstoffe. Davon sind für uns im weiteren Jahresverlauf vor allem Entwicklungen bei Software und Treibstoff im Fokus. Wir arbeiten im Hinblick auf 2015 aber auch schon an der Hardware."

Renault hat an der Kombination aus V6-Turbomotor und Hybridsystemen noch einige Baustellen. Immer wieder tun sich neue Probleme auf. Am Morgen musste Pastor Maldonado seinen Lotus abstellen, weil der Antrieb, der schon am Freitag in Spielberg Probleme bereitet hatte, nicht mehr wollte - übrigens eine neue Version des Antriebs, die im Fahrzeug von Teamkollege Romain Grosjean klaglos funktioniert. In Österreich stellte Sebastian Vettel seinen Red Bull ab, weil die Einheitselektronik fehlerhaft war. Diese kommt allerdings nicht von Renault, sondern von McLaren.

Mehr Ressourcen vom Konzern?

"Das Problem mit der Standard-ECU haben wir gelöst", sagt Taffin, dessen Software- und Datenexperten intensiv mit den Kollegen aus Woking zusammengearbeitet haben. "Um den Fehler kurz zu erklären: Es gibt verschiedene Signalkanäle, die von der Software abgegriffen werden. Auf dem einen Kanal wurden die Signale akzeptiert, auf dem anderen, der durch den Überholknopf aktiviert wird, wurden sie nicht akzeptiert. Das haben wir erkannt und aussortiert."

"Spielberg war ein kleiner Knick, aber jetzt haben wir wieder das normale Bild", gibt sich Taffin bezüglich der Red-Bull-Chancen in Silverstone in positiver Stimmung. "Es gibt bei uns einen konkreten Zeitplan für die weitere Entwicklung, es wird weiter vorangehen. Das hat aber nichts mit dem Wechsel im Management zu tun. Es wird nicht über Nacht alles auf den Kopf gestellt. Die Prozesse zur Verbesserung laufen, es wird Fortschritte geben."

Christian Horner

Die Zeit drängt: Christian Horner erwartet schnelle Fortschritte von Renault Zoom

Mit dem Wechsel an der Spitze der Renault-Formel-1-Abteilung könnte aber auch ein umfangreicheres Engagement des Renault-Konzerns verbunden sein. Die Sticheleien und Drohungen von Red Bull will man nicht auf sich sitzen lassen. "Ich hatte keinen Anteil an dieser Entscheidung", sagt Taffin. "Wenn ich mir das aber anschaue, dann denke ich, dass Renault dort eine erhebliche Beteiligung hatte. Das kann nur positiv sein. Es wird mindestens die gleiche Unterstützung geben wie bisher - wenn nicht sogar mehr."

Lotus vor Wechsel zu Mercedes-Antrieben

Das Weltmeisterteam wird offenbar mehr Einfluss bekommen und den weiteren Weg von Renault intensiver begleiten. Nur so kann man den Nachteil wettmachen, den man laut Teamchef Christian Horner gegenüber Mercedes und Ferrari hat: dort kommt alles aus einer Hand. "Kann sein, dass so etwas ein Faktor ist. Niemand weiß aber, wie groß dieser Faktor wirklich ist", sagt der Renault-Motorenchef.

"Es stimmt schon, dass weniger Zeit für Red Bull bleibt, wenn man sich gleichzeitig um drei andere Kunden kümmern muss. Das war schon eine wahre Aussage von Christian Horner. Renault hat kein Werksteam, Mercedes und Ferrari aber schon. Es ist eben eine andere Herangehensweise", sagt Taffin. Ab 2015 wird sich Renault vermutlich ohnehin um weniger Teams kümmern müssen. Lotus ist auf dem Absprung zu Mercedes - ausgerechnet jene Mannschaft wendet sich ab, die ehemals das Renault-Werksteam war.

"Sollten wir im kommenden Jahr nur noch drei Partnerteams haben, dann werden natürlich auch weniger Einnahmen generiert", stellt Taffin den negativen Effekt beim Verlust einer Partnerschaft dar. "Allerdings wird dies nicht so dermaßen ins Gewicht fallen und uns keinesfalls von wichtigen Entwicklungen für 2015 oder 2016 abhalten. Das würde uns nicht aus der Bahn werfen." Neben Red Bull und Toro Rosso bliebe noch Caterham als Kunde - vielleicht könnte das rumänische Projekt Forza Rossa hinzukommen.

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