Reifenschach in Spa-Francorchamps

Zum ersten Mal in dieser Saison scheint der weiche Bridgestone-Reifen auch auf eine einzelne Qualifyingrunde nicht schneller zu sein als der harte

(Motorsport-Total.com) - In Spa-Francorchamps trat heute eine kuriose Situation ein, die sich bereits gestern angekündigt hatte: "Die Reifen sind hier sehr speziell, weil die harte Mischung diesmal schneller war als die weiche. Das hat offenbar einige überrascht", urteilt BMW Motorsport Direktor Mario Theissen über die beiden mittleren Spezifikationen aus der vier Reifentypen umfassenden 2009er-Palette.

Titel-Bild zur News: Bridgestone-Mechaniker

Stabile Flanken vs. griffigere Lauffläche: Die Entscheidung fiel heute nicht leicht

Kombiniert mit der äußerst rauen Asphaltoberfläche der 7,004 Kilometer langen Strecke in Spa-Francorchamps, die bekanntlich zum Teil über öffentliche Straßen führt, wurden die Teams im heutigen Qualifying vor eine schwierige Herausforderung gestellt. Einerseits war die Verlockung groß, es wie sonst auch immer zu machen und auf die weichen Reifen zu setzen, andererseits sprach vieles für harte Reifen. Giancarlo Fisichella holte seine Pole-Position auf der weicheren Mischung.#w1#

"Das war aus Reifensicht ein faszinierender Tag", analysiert Bridgestone-Entwicklungschef Hirohide Hamashima. "Es war sehr temperaturabhängig, zwischen den beiden Reifen zu wählen - eine schwierige Entscheidung für die Teams. Das galt besonders für das Qualifying, denn da variierte die Streckentemperatur stark. Mit wenig Benzin in Q1 und Q2 war die weiche Mischung besser, aber die höheren Beninlasten in Q3 schienen die härtere Mischung zu begünstigen."

Oder anders ausgedrückt: In superschnellen Kurven wie Eau Rouge oder Pouhon zerren die Fliehkräfte mit viel Benzin an Bord noch deutlich mehr an den Reifenflanken als mit viel Luft im Tank. Das spricht für eine härtere Gummimischung und damit stabilere Flanken. Denn selbst der beste Grip auf den Laufflächen bringt dem Fahrer überhaupt nichts, wenn sich die Reifen unter Belastung dermaßen verwinden, dass die Fahrzeugbalance flöten geht.

"Der weiche Reifen hat mehr Grip, der harte mehr Stabilität", bestätigt Hamashima. "Wie am Freitag hatten wir aber auch heute kein Graining - beide Spezifikationen funktionieren also wunderbar. Wegen des geringen Unterschieds zwischen den beiden Reifen erwarten wir im Rennen breit gestreute Strategien. Wir sind schon sehr gespannt darauf, was passieren wird." Damit steht der Japaner im Moment nicht alleine da...