• 07.05.2011 23:38

  • von Stefan Ziegler & Dieter Rencken

Red Bull: Istanbul 2010 wird sich nicht wiederholen

Die Beteiligten sind sich einig: Zu einem teaminternen Crash bei Red Bull wird es im diesjährigen Türkei-Rennen der Formel 1 nicht kommen

(Motorsport-Total.com) - Es war eine der kuriosesten Szenen der vergangenen Saison: Sebastian Vettel und Mark Webber kollidierten beim Großen Preis der Türkei miteinander, als sie sich um die Führung stritten. Das Red-Bull-Duo verschenkte auf diese Weise einen möglichen Doppelsieg und stellte sich im Hinblick auf die Gesamtwertung selbst ein Bein. Wiederholen soll sich ein solches Schauspiel auf gar keinen Fall.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Mark Webber

Diese Doppelführung brachte Red Bull 2010 nicht ins Ziel - und wie läuft es dieses Mal?

Darin sind sich die unmittelbar Beteiligten vor dem vierten Saisonrennen absolut einig. "Die beiden wissen, was im vergangenen Jahr passierte, und sie lernten daraus", sagt Teamchef Christian Horner in Istanbul bei der 'BBC'. "Sie sind hier, um das bestmögliche Ergebnis für das Team zu holen. Ich bin mir sicher: Sie werden ihr Bestes geben", meint der Brite. Horner lobt seine Fahrer aber schon jetzt.

Kein Wunder, schließlich belegten Vettel und Webber in der Qualifikation am Bosporus die beiden ersten Plätze und sicherten Red Bull erstmals 2011 die komplette Startreihe eins. "Das war eine großartige Leistung, wenn man bedenkt, wie schwierig der Freitag für uns verlaufen war", erklärt Horner. Zudem hätte sein Fahrerduo im Zeittraining viel Mut bewiesen, um einige Reifen zu sparen.

Vettel will den verpassten Sieg nachholen

Ein gutes Omen für den Grand Prix am Sonntag? Red-Bull-Konsulent Helmut Marko sieht keinen Grund zur Besorgnis. "Es war eine Situation, die erst aus einigen Missverständnissen heraus entstanden ist", sagt der Österreicher in Bezug auf den Zwischenfall von 2010. "Wir haben ein gutes Klima im Team. Ich bin überzeugt davon: Unsere beiden Piloten wissen, worauf es ankommt."

"Im Zweifelsfall werden sie für das Team und nicht für sich selbst fahren", gibt Marko zu Protokoll. Schon alleine "weil es im vergangenen Jahr nicht geklappt hat" möchte Vettel in diesem Jahr von der Pole-Position aus zum Sieg fahren. "Hoffen wir einfach, dass das Spektakel für die Zuschauer hinter uns stattfindet", meint der WM-Spitzenreiter. Die teaminterne Kollision sei schon lange abgehakt.

"Im Zweifelsfall werden sie für das Team und nicht für sich selbst fahren." Helmut Marko

"Ich hätte mich gefreut, wenn es damals noch ein bisschen länger angehalten hätte, doch es kam dann zu einem abrupten Ende. Das liegt ein Jahr zurück und ich denke, wir haben unsere Lektion gelernt. Dass wir nun wieder auf dieser Strecke antreten, verändert nichts an den Tatsachen. Wir versuchen auch am Sonntag, unser Bestes zu geben. Das gilt sowohl für mich als auch für Mark."¿pbvin|512|3638|inside|0|1pb¿

Webber: teaminternes Duell nicht ausgeschlossen

"Das Rennen wird auf jeden Fall nicht am Anfang oder in der Mitte entschieden, sondern am Ende", stellt Vettel klar und merkt an: "Vor uns liegt ein langer Weg. Es gibt genug Dinge, um die wir uns am Sonntag kümmern müssen. Ob man dann auch einmal jemanden überholen oder sich gegen einen anderen Fahrer verteidigen muss, wird sich zeigen", erklärt der amtierende Formel-1-Weltmeister.

Auch für Webber ist der Red-Bull-Crash von 2010 längst Geschichte. "Ich denke, wir beide haben aus dem vergangenen Jahr gelernt. Wir wollen das sicher nicht wiederholen", erklärt der Australier. Man könne zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht ausschließen, dass man sich im Rennen am Sonntag erneut recht nahe komme. "Ich kann das schwer absehen", sagt Webber in der Pressekonferenz der FIA.

"Ich denke, wir beide haben aus dem vergangenen Jahr gelernt." Mark Webber

Die Situation in der vergangenen Saison sei allerdings vollkommen anders gewesen, betont der 34-Jährige, was auch für die Atmosphäre im Medienzentrum gelte. "Es war kein ideales Rennen. Dieser Grand Prix hatte aber schon vorab mächtig an Fahrt aufgenommen, denn es gab hier und da ein paar Geschichten. Letztendlich kam es zu einer Berührung und wir hatten einen Unfall", sagt Webber.


Fotos: Red Bull, Großer Preis der Türkei


Die Formel-1-Vorzeichen haben sich verändert

"Das passiert im Motorsport, auch wenn es sehr selten zu Crashs zwischen Teamkollegen kommt." Man dürfe an dieser Stelle aber nicht außer Acht lassen, dass sich das Rennfahren 2011 "etwas einfacher" gestalte als noch 2010, merkt der Red-Bull-Fahrer an. "Das Racing ist zwar noch immer sehr spannend, aber der verstellbare Heckflügel und dergleichen entschärfen die Lage ein bisschen."

"Erfahrung hilft dir, der verstellbare Heckflügel und dergleichen ebenfalls. Das Rennfahren hat sich eben ziemlich verändert", gibt Webber zu Protokoll. Teamchef Horner stimmt zu: "Die Rennen sind nun strategisch etwas anders, wo wir KERS und den verstellbaren Heckflügel an Bord haben." Mit diesen Hilfsmitteln sollten zumindest (teaminterne) Überholmanöver besser zu bewerkstelligen sein.

"Wenn man von vorne losfährt, hofft man natürlich auf ein ruhiges Rennen." Sebastian Vettel

Aus der Sicht von Red Bull wünscht sich Pole-Mann Vettel einen langweiligen Grand Prix: "Wenn man schon von vorne losfährt, hofft man natürlich auch auf ein ruhiges Rennen. Bei den vergangenen WM-Läufen konnte man aber sehen, dass es zum Teil drunter und drüber ging. Insofern sprechen die Vorzeichen dagegen. Ich ziehe es aber vor, Mark neben mir zu haben, als jemand anderen."