Red Bull im Rennen schneller als McLaren?

Trotz der Balanceprobleme ist der Rennspeed des Red Bulls sehr konkurrenzfähig, aber wird ein gutes Rennergebnis schon in der Qualifikation verspielt?

(Motorsport-Total.com) - Schon in Melbourne wurde offensichtlich, dass die Red-Bull-Dominanz der vergangenen beiden Jahre 2012 verschwunden ist. War Sebastian Vettel im Vorjahr noch auf die erste Startreihe abonniert, so sah er beim Start in Australien gleich fünf Autos vor sich. Auch in Sepang kam Vettel im Training bislang nicht an die Zeiten von Lewis Hamilton heran. Nach Platz zwei im ersten Freien Training fand sich der Deutsche heute Nachmittag mit über einer Sekunde Rückstand nur auf Rang zehn wieder.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Bisher ist der Red Bull nur im Renntrimm mit McLaren auf Augenhöhe

Zwar erscheinen die Sorgen von Red Bull im Vergleich zu denen von Ferrari als ein Luxusproblem, doch offenbar ist auch das Weltmeisterteam der vergangenen beiden Jahre mit dem neuen RB8 noch nicht auf "du und du. "Das Handling des Autos verändert sich mit jeder Abstimmungsänderung und jedem Neuteil am Fahrzeug in kaum berechenbarer Weise. Wir müssen noch viel über das Auto lernen", sagt Red Bull Motorsportkonsulent Helmut Marko im Gespräch mit der 'Speedweek'.

Diesen Eindruck bestätigte Vettel nach dem Freitagstraining in Sepang: "Es gibt immer noch viel zu tun. Es war wichtig, dass wir heute viel gefahren sind, denn ich glaube, wir haben ein bisschen mehr verstanden, ein bisschen was dazugelernt, gewisse Dinge bestätigt." Allerdings erwartet der Weltmeister keine Wunderlösung über Nacht: "Wenn es so einfach wäre, würden wir es sofort lösen, aber bis jetzt hat das noch nicht ganz geklappt. Aber ich hoffe, dass wir für morgen einen Schritt nach vorne machen können."

"Ich hoffe, dass wir für morgen einen Schritt nach vorne machen können." Sebastian Vettel

Schwachpunkt Qualifikation

Daher ist Vettel für die Qualifikation auch nicht sonderlich optimistisch. Mit der Poleposition rechnet er kaum: "Schwer zu sagen. McLaren hat sehr stark ausgesehen, am Vormittag wie auch am Nachmittag." Für den Rennsonntag hingegen schöpft der 24-Jährige größere Hoffnung: "Ich habe ihre Longruns nicht gesehen, aber ich denke, im Renntrimm sind wir näher dran."

Schon in Australien war Red Bull im Rennen deutlich besser als in der Qualifikation aufgestellt. So fuhr Vettel von Rang sechs auf zwei nach vorne. Nach den Erkenntnissen von BBC-Experte Gary Anderson war Vettel dort sogar der schnellste Mann des Rennens: "Ich habe die Rundenzeiten von Australien analysiert, und da fällt eines deutlich auf: Wenn du die erste Runde außer Acht lässt, war Vettel von der zweiten Runde bis zum Ende schneller als Button."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Malaysia


"Er hat seine Zeit nur beim Start verloren", glaubt der ehemalige Jordan-Designer. "Es ist zwar schwierig, daraus die richtigen Schlüsse zu zeihen, da auch das Safetycar dabei eine Rolle gespielt hat, aber McLaren wird das sicherlich registriert haben." Das ist offensichtlich der Fall, denn Teamchef Martin Whitmarsh sagt heute: "Ich denke auch nicht, dass wir von Red Bull schon das Beste gesehen haben. Wie üblich gehen wir davon aus, konkurrenzfähig zu sein. Wir waren über die heutigen Versuche nicht allzu verärgert - die relative Leistung sieht nicht allzu anders aus, als wir dies in Melbourne sahen."

"Ich denke nicht, dass wir von Red Bull schon das Beste gesehen haben." Martin Whitmarsh

McLaren hat Red Bull auf der Rechnung

Dennoch ist fraglich, ob Red Bull die starke Rennvorstellung von Melbourne auch in Sepang wiederholen kann. Durch die unruhige Balance nimmt auch der RB8 auf der reifenmordenden Strecke in Malaysia die Pneus sehr hart ran. Nach einem Longrun von Mark Webber machten dessen Hinterreifen heute einen sehr abgenutzten Eindruck. Anschließend begannen hektische Umbauarbeiten am Fahrwerk das Autos - ein bei Red Bull ungewohntes Bild.

Außerdem besteht das Risiko, dass Red Bull im Rennen hinter Mercedes landen könnte. Die auf der Geraden sehr schnellen Silberpfeile zu überholen, dürfte auch trotz DRS für Vettel und Webber nicht einfach sein. Es ist daher ein vorstellbares Szenario, dass Red Bull hinter den Mercedes festhängt, während vorne McLaren enteilt. In diesem Fall würde auch ein guter Rennspeed vielleicht nichts mehr nützen.