• 27.04.2018 18:22

  • von Gerald Dirnbeck & Adam Cooper

Red Bull im Longrun stark: Aber Defekt bremst Verstappen

Daniel Ricciardo präsentiert sich in Baku stark, aber es offenbaren sich Schwächen mit dem Ultrasoft-Reifen - Unfall und defekter Motorsensor bei Verstappen

(Motorsport-Total.com) - Red Bull präsentierte sich am ersten Trainingstag für den Grand Prix von Aserbaidschan (Formel 1 2018 live im Ticker) stark und untermauerte, dass man an den Sieg von China anknüpfen möchte. Daniel Ricciardo stellte mit 1:42.795 Minuten Tagesbestzeit auf, Teamkollege Max Verstappen landete mit einer Zehntelsekunde Rückstand auf dem dritten Platz. Auch beim Longrun waren beide sehr konstant und schnell unterwegs. Trotzdem erlebte das Team wieder Licht und Schatten. Während Ricciardo souverän und fehlerlos sein Programm abspulte, gab es bei Verstappen mehrere Schwierigkeiten, die seinen Trainingstag beeinträchtigten.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

China-Sieger Daniel Ricciardo ist am Freitag der schnellste Mann in Baku Zoom

Schon nach einer halben Stunde des ersten Freien Trainings steckte Verstappens Bolide in Kurve 5 in der Streckenbegrenzung. "Ein etwas holpriger Start", meint der Niederländer dazu. "Es war schade, weil ich das Auto nicht abfangen konnte und in die Mauer gerutscht bin." Gab es ein technisches Gebrechen, oder war es schlicht ein Fahrfehler. "Schwierig zu sagen, was dazu geführt hat, dass das Auto auf der Bremse ausgebrochen ist", meint Chefingenieur Paul Monaghan. "Es ist nichts gebrochen. Ich denke, er hat am gleichen Bremspunkt gebremst."

Das erste Training war damit für Verstappen beendet. Seine Mechaniker mussten über die Mittagspause die Schäden reparieren. Die Teile auf der linken Seite wurden getauscht, dazu gab es Schäden am Bodywork. Auch Unterboden und Heckflügel wurden gewechselt. 20 Minuten nach Beginn des zweiten Trainings konnte Verstappen wieder auf die Strecke fahren. Doch er stand nach einem Verbremser gleich in einem Notausgang. Turbulent ging es weiter, einmal berührte er am Ausgang von Kurve 7 die Mauer.

Gegen Trainingsende wurde Verstappen plötzlich langsam. Per Funk wurde er angewiesen, die Motordrehzahl unter 10.500 Umdrehungen zu halten. "Sie haben herausgefunden, dass es ein defekter Sensor war", erklärt der 20-Jährige. "Man muss sich also keine Sorgen machen." Motorkomponenten müssen deshalb nicht getauscht werden. Trotzdem konnte Verstappen im zweiten Training sein Programm fast zur Gänze abspulen.

Ricciardo souverän: Der Mann, den es zu schlagen gilt?

Wie am Schnürchen lief es für Ricciardo, der sich souverän präsentierte. "Es war ein guter Tag", grinst der Australier nach seiner Bestzeit. "Wir waren auch im Vorjahr am Freitag schnell und ich denke, wir können immer noch etwas finden. Generell bin ich mit dem Auto zufrieden, es gibt keine Probleme." Im Vorjahr holte sich Ricciardo in Baku nach den Problemen rund um Lewis Hamilton und Sebastian Vettel den Sieg. Stadtkurse liegen ihm.

Wie stark Red Bull aufgestellt ist, zeigt die erste Analyse der Longruns. Verstappen war mit dem Ultrasoft-Reifen der Schnellste, obwohl er im Vergleich zu Mercedes und Ferrari seinen Longrun etwas später startete. Er fiel auch etwas kürzer aus. Und auch mit dem Supersoft-Reifen fuhr Verstappen mit 1:45.8 Minuten die konstantesten Rundenzeiten. Ricciardo war mit Supersoft-Reifen der Zweitschnellste. Allerdings brachen bei dem Australier mit Ultrasoft die Rundenzeiten ein, er war nur Viertschnellster.

Diesen Eindruck bestätigt auch Ricciardo: "Beim Longrun habe ich mit dem Ultrasoft einige Probleme gehabt. Wir kennen aber die Gründe und wissen, was wir besser machen können. Der Supersoft war dann so wie erwartet. Das Aufwärmen der Reifen funktioniert etwas besser, denn das war im Vorjahr etwas schwierig. Beim Grip sind die Schritte von Soft über Supersoft zu Ultrasoft sehr linear. Es gibt keine Überraschungen."

Nachteil Motorleistung? Red Bull setzt auf Sektor 2

Der Stadtkurs in Baku ist mit der langen Zielgeraden eine Motorenstrecke. Trotzdem war Red Bull mit Renault-Antrieb am Freitag vorne. "Der zweite Sektor ist sehr gut, dort ist unser Auto sehr stark", betont Ricciardo. "Es ist ein enger Streckenabschnitt, aber ich habe dort viel Vertrauen ins Auto. Der RB14 fühlt sich stark an." Trotzdem ist der letzte Sektor für die Rundenzeit extrem wichtig. "Nicht nur Force India, auch Williams war schneller als bisher in dieser Saison", spricht Teamchef Christian Horner die weiteren Teams mit Mercedes-Antrieben an. "Eine zwei Kilometer Gerade mit einer leichten Kurve mittendrin zeigt eindeutig auf, wie das Motoren-Kräfteverhältnis aussieht."

Für Red Bull ist deshalb der zweite Sektor der entscheidende, wie Ricciardo sagt: "Unser Auto ist in den engen Abschnitten sehr gut. Im Qualifying werden unsere Gegner die Motorleistung wie immer aufdrehen. Deswegen könnten wir morgen im ersten und dritten Sektor etwas verlieren. Für das Qualifying bin ich mir nicht sicher, wie stark unsere Gegner schneller werden können. Aber selbst wenn wir uns nicht für die erste Startreihe qualifizieren, haben wir trotzdem ein starkes Rennauto. Wir zählen zur Favoritengruppe."

Im letzten Sektor kann der Windschatten einen großen Einfluss haben und bis zu einer halben Sekunde ausmachen. Horner geht aber nicht davon aus, dass dort Teamkollegen im Qualifying zusammenarbeiten werden. "Sobald du so etwas probierst, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es schiefgeht, viel größer als die Wahrscheinlichkeit, davon zu profitieren." Wichtiger ist auf einem Stadtkurs, wenn sich der Fahrer im Auto wohlfühlt und attackieren kann. Auch das kann die entscheidenden Zehntelsekunden bedeuten.

Großes Selbstvertrauen auf Stadtkurs mitentscheidend

"Ich fahre sehr gut und fühlte mich heute wohl", strotzt Ricciardo vor Selbstvertrauen. "Das ist auf einem Stadtkurs sehr wichtig, denn man muss Vertrauen in sich selbst und in das Auto haben. Es gab keine brenzligen Momente. Die Balance des Autos fühlte sich normal und gut an. Generell bietet diese Strecke wenig Grip. Deswegen wird es nie perfekt sein. Die Strecke ist knifflig und einzigartig, aber mir macht es Spaß und ich genieße die Herausforderung. Mir gefallen Stadtkurse. Man sieht, dass man hier sehr rasch Fehler machen kann. Das macht Spaß und ist eine Herausforderung."

Trotzdem geht der Australier davon aus, dass es am Samstag und Sonntag eng zugehen wird. Mercedes und vor allem Ferrari waren nahe dran. "Kimi", sagt auch Verstappen, "ist schnell und Sebastian wird morgen sicher auch vorne dabei sein. Wir müssen uns noch verbessern. Trotzdem war es ein guter Tag, das Handling des Autos ist gut. Wir sehen schnell aus. Natürlich möchte man sich steigern und wir wissen, dass sie im Qualifying diesen Powermodus haben. Also werden sie näher dran sein. Auf der anderen Seite können wir auch noch etwas finden. Auf dieser Strecke geht es sehr ums Vertrauen. Wenn man sich im Auto sehr wohlfühlt, dann kann man etwas Rundenzeit finden."

Daniel Ricciardo

Er hat gut lachen: Auch im Longrun war Red Bull bei der Musik dabei Zoom

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