Raucht Mosley eigentlich nur die Friedenspfeife?

Seine jüngsten Vorschläge für die Zukunft der Formel 1 will Max Mosley nicht als Drohung, sondern als Friedensangebot an die Hersteller verstanden wissen

(Motorsport-Total.com) - Zuerst schlug er vor, die Hersteller nicht mehr an den TV-Einnahmen zu beteiligen, dann kündigte er ein Einfrieren des Motorendesigns für Perioden von jeweils drei Jahren an, um Kosten zu senken, und nun will er die Einschreibfrist für die Formel-1-Saison 2008 schon im April 2006 enden lassen: Max Mosley hat sich unter den Automobilherstellern in den vergangenen Wochen keine Freunde gemacht.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley: "Warum will niemand meine Vorschläge richtig verstehen?"

Er selbst fühlt sich aber falsch verstanden und stellte daher im Rahmen eines Mediendinners in London klar, dass er eigentlich nicht mit dem Zaunpfahl winken, sondern genau das Gegenteil bewirken wollte: "Es hat vielleicht so geklungen, aber es war wirklich nicht so gemeint", antwortete der FIA-Präsident auf die Frage, warum er denn nach den zuletzt so versöhnlichen Anzeichen nun wieder auf Kriegskurs steuert.#w1#

Mosley fühlt sich von den Medien falsch verstanden

"Wenn sie 100 Millionen einsparen und auf 20 Millionen verzichten müssen, haben sie trotzdem 80 Millionen mehr." Max Mosley

Seine Idee, die Hersteller von der Einnahmenverteilung unter den Teams auszuschließen, verteidigte er als "logischen" Vorschlag: "Sie kämpfen seit drei Jahren mit Bernie um mehr Geld, wollen - sagen wir - 40 Millionen statt 20. Wir können aber kommen und ihnen durch meinen Motorenvorschlag auf einen Schlag Einsparungen im Wert von 100 Millionen Euro bringen. Wenn sie 100 Millionen einsparen und auf 20 Millionen Einnahmen verzichten müssen, haben sie trotzdem 80 Millionen mehr."

"Mein Vorschlag ist keine Attacke, sondern es ist ein logischer Schluss, das Budget zu reduzieren, denn damit wären auch die Hersteller besser dran. Ich verstehe, dass man die Aussagen auch so interpretieren kann, dass ich sie angreife, aber das ist definitiv nicht so", verteidigte sich Mosley, der der Meinung ist, dass die Formel 1 ohne seine vor zwei Jahren gestartete Kostensenkungsinitiative schon heute vor dem Bankrott stehen würde.

Renault wünscht sich eine billigere Formel 1

"Wenn die Formel 1 billiger wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand aussteigt, geringer." Max Mosley

"Man nehme Renault: Ghosn (Konzernchef; Anm. d. Red.) hat klar gesagt, dass Renault nur dann bleiben in der Formel 1 bleiben wird, wenn sich die Kosten rechnen. Das wird früher oder später auch auf andere Hersteller zutreffen. Sie geben fröhlich hunderte Millionen Dollar aus, aber irgendwann wird der Vorstand fragen: 'Was bekommen wir für das Geld, das wir investieren?' Wenn die Formel 1 billiger wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand aussteigt, geringer", so der FIA-Präsident.

Immerhin gab er zu, dass die Verkürzung und Vorverlegung der Einschreibfrist als Offensivmaßnahme interpretiert werden könnte, "aber andererseits müssen wir uns mit jenen Leuten an einen Tisch setzen, die in der Weltmeisterschaft dabei sein werden, um sie fragen zu können: 'Wollt ihr wirklich die zweite Metallöse an der elektronischen Kontrolleinheit?' Es gibt komplizierte Dinge, die man hinbekommen muss, damit alles funktioniert", erklärte Mosley abschließend.