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  • 14.09.2004 11:39

Rampf: "Sauber C24 wird ein konkurrenzfähiges Auto"

Saubers Technischer Direktor im Interview über die Entwicklung des C24, dem ersten Auto, das im eigenen Windkanal entsteht

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Haben sie mit dem Bau des neuen Autos für 2005 schon begonnen?"
Willy Rampf: "Die Arbeiten am Sauber C24 laufen bereits auf Hochtouren. Wir hatten Mitte Mai die erste Sitzung über das Konzept und im Juli haben wir mit dem eigentlichen Design begonnen."

Titel-Bild zur News: Die Turbine in Saubers Windkanal

Der C24 ist das erste Auto, das komplett im Sauber-Windkanal entsteht

Frage: "Inwieweit spielt das neue technische Reglement eine Rolle?"
Rampf: "Änderungen gibt es ja vor allem im Bereich der Aerodynamik. So wird der Diffusor niedriger sein, der Frontflügel ist 50 Millimeter höher und der Heckflügel rückt 150 Millimeter nach vorn. All diese Maßnahmen reduzieren den Anpressdruck, doch unser Ziel ist es natürlich, den Verlust an Abtrieb so gut wie möglich zu kompensieren. Die Reglementänderungen sind zwar noch nicht endgültig beschlossen, aber so, wie sich die Situation heute darstellt, gehen wir davon aus, dass sie im kommenden Jahr Gültigkeit haben werden."#w1#

Frage: "Wie schafft man es, den Verlust an Abtrieb so gering wie möglich zu halten?"
Rampf: "Durch viel Arbeit im Windkanal. Wir haben bereits vor einiger Zeit begonnen, Grundlagenversuche basierend auf dem neuen Reglement durchzuführen. Dabei geht es vor allem darum, ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Richtung man einschlagen muss. Der C24 wird der erste Sauber-Rennwagen sein, der komplett im neuen Windkanal entwickelt wird. Er ist deshalb ein ganz besonderes Auto für uns."

Vermietung des Windkanals ist derzeit nicht geplant

Frage: "Vermieten sie den Windkanal eigentlich an Kunden?"
Rampf: "Bisher haben wir den Windkanal ausschließlich selber genutzt und dabei wird es auch in absehbarer Zukunft bleiben. Einerseits ist es für uns wichtig, uneingeschränkte Flexibilität zu haben, anderseits befinden wir uns immer noch in der Kennenlern-Phase. Eine Zusammenarbeit mit Kunden würde uns nur von den eigenen Aufgaben ablenken. Unser oberster Ziel ist es, die Performance weiter zu verbessern, und da waren solche Unterbrechungen störend."

Frage: "Sauber hat im Laufe der Saison deutliche Fortschritte erzielt. Hat das nur mit dem Windkanal zu tun oder haben sie auch die technische Mannschaft verstärkt?"
Rampf: "Wir arbeiten heute mit den gleichen Leuten, die schon lange bei uns sind, aber mit dem neuen Windkanal steht ihnen jetzt das richtige Werkzeug zur Verfügung. In der Vergangenheit hat uns dieses wichtigste Teil im Puzzle gefehlt. Vor allem unsere Aerodynamiker wurden oft zu Unrecht kritisiert und genau deshalb sind sie jetzt besonders motiviert. Sie haben einige sehr interessante Ideen für das neue Fahrzeug, die wir im Moment prüfen. Ich habe volles Vertrauen in unsere Ingenieure und bin überzeugt, dass der Sauber C24 ein konkurrenzfähiges Auto wird."

2005 mit Ferrari-Motor aber ohne Ferrari-Getriebe

Frage: "Um ein neues Fahrzeug zu konstruieren, müssen Sie ja den Motor kennen. Wird dieser weiterhin von Ferrari kommen?"
Rampf: "Genau so ist es. Wir werden auch im kommenden Jahr Triebwerke verwenden, die Ferrari im Auftrag von unserem Partner Petronas herstellt. Insgesamt sind wir mit den Triebwerken von Ferrari sehr zufrieden, so dass es für uns absolut Sinn macht, diese Kooperation fortzusetzen. 2005 wird bereits das neunte Jahr der Zusammenarbeit sein. Kontinuität ist insbesondere im technischen Bereich sehr wichtig."

Frage: "Sie verwenden in der laufenden Saison zum ersten Mal ein Ferrari-Getriebe. Wird das auch in Zukunft so sein?"
Rampf: "Nein, die diesjährige Losung ist eine Ausnahme. Alle unsere früheren Autos, vom C12 bis zum C22, hatten stets Sauber-Getriebe. Unsere Spezialisten haben bereits mit der Arbeit am neuen Getriebe für den C24 begonnen. Wir betrachten es als essentiell, die technische Kompetenz im Haus zu behalten. Das gilt für alle zentralen Bereiche wie Aerodynamik, Kohlefaserproduktion oder eben das Design des Getriebes. Wir sind dadurch technisch unabhängig und somit in der Lage, uns jederzeit auf veränderte Rahmenbedingungen einzustellen."