• 18.01.2005 14:06

Rampf: "Den Druck machen wir uns selbst"

Saubers Technischer Direktor Willy Rampf ist zuversichtlich, der eigene Windkanal soll als Sprungbrett für bessere Leistungen dienen

(Motorsport-Total.com) - Letzten Freitag jagte der neue Bolide von Sauber Petronas erstmals über die Rennstrecke von Valencia. Der C24 ist das erste Auto, das komplett im eigenen Windkanal in Hinwil entstanden ist. Entsprechend groß war die Herausforderung für den Technischen Direktor Willy Rampf und sein Team, zumal auch die Regeln auf die neue Saison stark verändert wurden. Rampf stellte sich im 'emagazine' unserer Kollegen von Sauber-Sponsor 'Credit Suisse' einigen Fragen.

Titel-Bild zur News: Saubers Technischer Direktor Willy Rampf

Willy Rampf glaubt an "größere Verschiebungen im Klassement"

Frage: "Sind mit dem neuen Windkanal die Erwartungen ans Fahrzeug gestiegen?"
Willy Rampf: "Bestimmt, vor allem auch, weil wir bereits im Laufe der letzten Saison dank dem Windkanal das alte Auto deutlich verbessern konnten. Der Rollout am vergangenen Wochenende verlief viel versprechend. Wie schnell der C24 im Vergleich zur Konkurrenz ist, wissen wir allerdings erst beim Saisonstart in Melbourne."#w1#

Frage: "Lastet nun auch ein größerer Erfolgsdruck auf dem Team?"
Rampf: "Von außen spüren wir eigentlich keinen erhöhten Druck - den machen wir uns selbst. In der Firma herrscht eine gesunde Anspannung, jeder gibt alles, um die Fortschritte aus der letzten Saison ins neue Jahr mitzunehmen."

Kurze Wege in Hinwil

Frage: "Wie hat der neue Windkanal Ihre Arbeit verändert?"
Rampf: "Der wohl größte Gewinn liegt in der räumlichen Distanz. Die Aerodynamiker müssen nicht mehr nach Emmen fahren, wo der alte Windkanal stand, sondern können einfach einen Stock hinunter gehen, um beim Modell zu sein. Dazu liefert der Windkanal sehr exakte Ergebnisse, was wichtig ist in einem Gebiet, wo kleine Veränderungen große Auswirkung haben können."

Frage: "Das neue Reglement greift massiv in die Aerodynamik der Autos ein. Was verändert sich?"
Rampf: "Der Frontflügel wird um 50 Millimeter angehoben, der Heckflügel wandert 150 Millimeter nach vorne, und die Höhe des Diffusors ist neu auf 125 Millimeter begrenzt. Zudem werden die Hilfsflügel vor den Hinterrädern in Zukunft anders aussehen."

Frage: "Wie stark bremsen die neuen Regeln die Autos?"
Rampf: "Die Maßnahmen werden den Abtrieb um 25 bis 30 Prozent reduzieren. Vor allem in den Kurven und beim Anbremsen werden die Autos dadurch langsamer, was sich in einem Verlust von 2,5 bis 3 Sekunden pro Runde niederschlagen dürfte. Wir müssen nun schauen, wie wir einen Teil des verlorenen Abtriebs wieder zurückgewinnen können."

Frage: "Könnten die neuen Regeln die Kräfteverhältnisse in der Formel 1 verändern?"
Rampf: "Es könnte durchaus zu größeren Verschiebungen im Klassement kommen als in der Vergangenheit."

Sprung nach vorn "nicht ausgeschlossen"

Frage: "Also könnte auch Sauber Petronas einen Sprung nach vorne gelingen?"
Rampf: "Das ist nicht ausgeschlossen. Unser Ziel muss es sein, einen weiteren Schritt nach vorne zu machen. Das ist nicht ganz einfach, denn dazu müssen wir mindestens eines der fünf großen Werkteams schlagen und gleichzeitig das finanzkräftige Toyota-Team in Schach halten."

Frage: "Wie bereits letztes Jahr erhalten Sie wieder die neueste Version des Ferrari-Motors. Dennoch wird Sauber wohl kaum mit den Italienern gleichziehen. Ist der Motor in der Formel 1 gar nicht so wichtig?"
Rampf: "Doch, nur sind halt die Aerodynamik und die Reifen noch viel wichtiger."

Frage: "Angenommen, das scheinbar Unmögliche tritt ein und Sie befinden sich plötzlich auf Augenhöhe mit Ferrari. Wie würde man in Maranello reagieren?"
Rampf: "Bestimmt überrascht ... Auf unsere Zusammenarbeit hätte das aber gar keinen Einfluss. Ferrari ist ein äusserst seriöser Partner und würde uns auch weiterhin mit einem einwandfreien Motor beliefern."

Frage: "Die Formel 1 ist ein hartes Pflaster. Sie selbst steigen mittlerweile in ihre neunte Saison. Was hält Sie persönlich auf Trab?"
Rampf: "Ich liebe den Wettkampf, der ja nicht nur zwischen 20 Piloten, sondern auch zwischen 1000 Ingenieuren stattfindet. Nach jedem Rennen weiß ich haargenau, ob ich meinen Job gut gemacht habe oder nicht. Diese Unmittelbarkeit spornt enorm an."