• 07.12.2007 14:59

Ralf Schumacher: Letzte Ausfahrt Jerez

Die elfjährige Formel-1-Karriere von Ralf Schumacher ist vorbei: Force India will er nicht, alles andere bekommt er nicht...

(Motorsport-Total.com/sid) - Ralf Schumacher ist wohl endgültig von der neuen deutschen Welle aus der Formel 1 gespült worden. Nach elf Jahren in der Königsklasse hieß es jetzt: Letzte Ausfahrt Jerez. Nach der Testfahrt für Force India am Donnerstag scheint nun klar, dass die Formel 1 im nächsten Jahr erstmals seit 1991 ohne einen Schumacher stattfindet. Aus deutscher Sicht sind dann neben Routinier Nick Heidfeld nur noch die jungen Wilden Nico Rosberg, Sebastian Vettel, Adrian Sutil und Timo Glock am Start.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Das war's wohl: Ciao, Ralf Schumacher - und alles Gute für die Zukunft!

"Es sieht zurzeit so aus, als wäre das meine letzte Fahrt in einem Formel-1-Auto gewesen", sagte Ralf Schumacher der 'Bild'-Zeitung und scheint sich bereits mit seinem Karriereende arrangiert zu haben: "Selbst wenn sich jetzt noch eine Chance bieten würde - ich werde nicht blind zuschlagen. Es müsste schon richtig Sinn machen."#w1#

Kein Engagement bei Force India

Eine solche Chance dürfte für den 32-Jährigen aber nicht mehr kommen. Den Start für das Hinterbänklerteam Force India hatte er selbst bereits ausgeschlossen, seine Testfahrt sei lediglich die Einlösung eines schon vor längerer Zeit dem mit ihm befreundeten neuen Teambesitzer Vijay Mallya gegebenen Versprechens gewesen. Zudem war dabei "Schumi II" in Jerez auch noch deutlich langsamer als der ebenfalls getestete frühere Toro-Rosso-Pilot Vitantonio Liuzzi. Bei McLaren-Mercedes und Renault, die noch offene Cockpits haben, ist er kein Thema.

Willi Weber, der Schumacher 1997 sechs Jahre nach dessen Bruder Michael auch in die Königsklasse gebracht hatte, kann den Rückzug seines früheren Schützlings verstehen: "Es ist die richtige Entscheidung. Wenn er kein Team findet, wo er sein Talent zeigen kann, sollte er sich das nicht mehr antun", sagte Weber. "Die Formel 1 wird ihn vermissen."

"Es ist die richtige Entscheidung." Willi Weber

Immerhin hat Schumacher bei seinen 180 Rennen so viele Siege geholt wie alle anderen deutschen Formel-1-Piloten zusammen - wenn sie nicht Schumacher heißen. Mit seinen sechs Grand-Prix-Siegen wäre Ralf deutlich die deutsche Nummer eins, wenn es seinen Bruder Michael nicht gäbe. Der hatte die unglaubliche Zahl von 91 Siegen gefeiert und war siebenmal Weltmeister geworden. Ansonsten standen in der Königsklasse nur noch Heinz-Harald Frentzen (dreimal), Wolfgang Graf Berghe von Trips (zweimal) und Jochen Mass (einmal) ganz oben auf dem Podium.

Zumindest hat Schumacher seinen vielleicht letzten Tag in der Formel 1 genossen: "Ich habe in diesem Team vor elf Jahren meine Karriere begonnen", sagte der Kerpener, für den sich ein Kreis geschlossen hat. Force India, das zuletzt Midland und Spyker hieß, war 1997 noch der Jordan-Rennstall, bei dem "Schumi II" in die Königsklasse eingestiegen ist.

Sechs Siege auf Williams

Von 1999 bis 2004 fuhr er bei Williams, ab 2000 mit BMW Power, und holte dort seine sechs Siege - den ersten am 15. April 2001 in Imola, den letzten am 6. Juli 2003 in Magny-Cours. Danach war Schumacher immerhin für eine Rekordgage von insgesamt geschätzten 42 Millionen Euro drei Jahre lang für Toyota unterwegs, ohne an frühere Erfolge anzuknüpfen. Sein Nachfolger Platz bei den Japanern wird GP2-Champion Glock.

Natürlich würde er die Formel 1 vermissen: "Sie ist eine lange Zeit in meinem Leben", sagte Schumacher, der Interesse an Projekten außerhalb des Motorsports äußerte. Ein Wechsel in die DTM oder die Tourenwagen-WM erscheint unwahrscheinlich. Das meint auch der frühere Formel-1-Pilot Hans-Joachim Stuck: Nach dessen Ansicht würde ein Umstieg in die DTM "mit Sicherheit nicht leicht".

"Die Formel 1 ist eine lange Zeit in meinem Leben." Ralf Schumacher

"Ich war damals einer der ersten Piloten, die das versucht haben, und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die DTM ein ganz, ganz schwieriges Pflaster ist", sagte der künftige VW-Motorsportrepräsentant gegenüber 'Eurosport'. Ein Schumacher-Engagement in der Tourenwagen-WM hält Stuck "mit Sicherheit für ausgeschlossen".