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Ralf Schumacher: Hätte mit Williams den WM-Titel gewinnen können

Ralf Schumacher erklärt, dass mit Williams in der Saison 2003 der WM-Titel möglich gewesen wäre - War das Team damals zu stolz, um Hilfe von BMW anzunehmen?

(Motorsport-Total.com) - Hätte 2003 das Jahr von Ralf Schumacher werden können? Der Bruder von Formel-1-Rekordchampion Michael Schumacher hatte damals einen extrem starken Sommer. Er wurde in Kanada Zweiter und gewann anschließend die beiden folgenden Rennen auf dem Nürburgring und in Frankreich. "Wir hätten die Meisterschaft gewinnen können", blickt er heute im Podcast 'Beyond the Grid' auf die Saison 2003 zurück.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Im Sommer 2003 hatte Ralf Schumacher einen extrem guten Lauf Zoom

Nach dem Großen Preis von Ungarn, drei Rennen vor Saisonende, lag Ralf in der WM nur 14 Punkte hinter dem Spitzenreiter und späteren Weltmeister Michael. "Dann hatte ich den Unfall in Monza, da brach die linke Hinterradaufhängung in Lesmo 1", erinnert er sich zurück und berichtet: "Ich bin abgeflogen und hatte eine Gehirnerschütterung. Deshalb konnte ich nicht fahren."

"Ohne den Unfall hätten wir es schaffen können, denn das Paket hat gestimmt", glaubt Schumacher, der das Rennen in Monza auslassen musste und später auch bei den letzten beiden Saisonrennen in den USA und Japan ohne weitere Punkte blieb. Die WM beendete er schließlich auf Rang fünf. Es sollte seine beste Chance auf den WM-Titel mit Williams bleiben. "Danach wurde es immer schwieriger", erinnert er sich zurück.

Gute Jahre bei Williams, aber kein Titel

"Wir hatten Probleme mit dem Getriebe, das Heck war zu schwer, die Aerodynamik hat nicht gepasst mit der hässlichen Nase [2004]. All diese Dinge haben es schwierig gemacht", berichtet er und erklärt: "Hilfe wurde angeboten, aber die wollten sie [bei Williams] nicht. Das war sehr frustrierend. Danach war es für mich unmöglich, noch in ein Topteam zu wechseln. Da blieb nur Toyota übrig."

Insgesamt fuhr Schumacher sechs Jahre für Williams. Nachdem er 1997 mit Jordan in die Formel 1 kam und auch 1998 für Eddie Jordan fuhr, wechselte er 1999 nach Grove. Ein Jahr später stieg dort BMW als neuer Motorenpartner ein. "Der Williams-Deal war die beste Option zu jener Zeit", erklärt Schumacher und ergänzt: "Ich denke, in der Zeit um 2000, 2001 hatten wir erfolgreiche Jahre."

"Das einzige Problem war, dass die Beziehung zwischen England und Deutschland nicht funktioniert hat. Das war das große Problem, ansonsten hätten wir wieder Weltmeisterschaften gewinnen können", so Schumacher im Hinblick auf die Beziehung zwischen Williams und BMW. Denn laut dem heute 44-Jährigen war der BMW-Motor damals der beste im Feld.

"Ich denke, wir hatten manchmal 60 bis 70 PS mehr auf der Motorenseite", so Schumacher. Beim Chassis sah es dagegen anders aus. "Das ist nur meine Sichtweise", schickt Schumacher voraus und erklärt: "Ich denke, dass Frank [Williams] und Patrick [Head] ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten überschätzt haben, das Team in die richtige Richtung zu führen."

Vergraulte Williams BMW mit der Einstellung?

"Ich denke, sie hätten BMW mehr einbeziehen sollen. Die waren bereit, sehr viel Geld zu investieren, um dem Team noch mehr zu helfen. Sie haben das aber abgelehnt", berichtet er. So schloss Williams die Konstrukteurs-WM in den insgesamt sechs BMW-Jahren zwischen 2000 und 2005 zwar zweimal auf Rang zwei ab. Den WM-Titel holte man allerdings nie - was laut Schumacher durchaus möglich gewesen wäre.

"Aber zu jener Zeit waren beide so stur, das war unglaublich", zuckt er die Schultern und berichtet: "Sie haben einfach nicht zugehört. Wir hatten klar sichtbare Probleme. Es gab viele Möglichkeiten, diese Probleme zu lösen. Viel Unterstützung wurde angeboten, aber sie wollten das nicht. Am Ende sorgten die Ergebnisse und die Ablehnung der Hilfe dafür, dass BMW ausgestiegen ist."


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Bereits ein Jahr zuvor endete Schumachers eigene Zeit bei Williams, 2005 wechselte er zu Toyota. "Ich hätte zu Sauber gehen können", verrät er. Nach der Trennung von Williams übernahm BMW 2006 das Schweizer Team. "Das Problem war, dass BMW einen Vertrag mit Sauber [ab 2006] gemacht hat, dass ich aber noch ein Jahr bei Williams hätte bleiben müssen als Überbrückung", erklärt Schumacher.

Das war für ihn jedoch keine Option. "Zu jener Zeit ist etwas sehr Privates vorgefallen zwischen Frank und mir, sodass ich nicht noch ein Jahr für Williams fahren wollte. Ich wollte kein Jahr warten, deshalb habe ich bei Toyota unterschrieben", erklärt er. Insgesamt feierte Schumacher mit Williams seine größten Erfolge in der Formel 1. Alle seine sechs Grand-Prix-Siege holte er für das Traditionsteam aus Grove.