• 15.03.2014 10:34

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Q2 zum Greifen nahe: Marussia wittert Morgenluft

Max Chilton wäre im Qualifying von Melbourne beinahe für Marussia in Q2 vorgedrungen, doch bei Teamkollege Jules Bianchi spielte die Technik nicht mit

(Motorsport-Total.com) - 0,019 Sekunden. Das ist die Zeit, die Max Chilton gefehlt hat. Er hätte nur einen Tick schneller als 1:34.293 Minuten fahren müssen und wäre im ersten Qualifying der Formel-1-Saison 2014 für Marussia in Q2 vorgedrungen. Doch so weit kam es nicht. Immerhin blieb Chilton beim Zeittraining zum Großen Preis von Australien in Melbourne vor seinem Marussia-Teamkollegen Jules Bianchi.

Titel-Bild zur News: Jules Bianchi

Jules Bianchi und Marussia haben in Melbourne am Q2-Einzug geschnuppert Zoom

Letzterer, erneut heimgesucht von diversen Technikproblemen, brachte keine gute Runde zustande und belegte direkt hinter Chilton den 18. Platz im Klassement - bei einem Rückstand von knapp einer halben Sekunde auf den Stallgefährten und von fast genau vier Sekunden auf die Bestzeit von Lewis Hamilton (Mercedes). Dennoch konnte Marussia die "rote Laterne" im Hinterfeld an Lotus weiterreichen.

Und Chilton zeigt sich "wirklich zufrieden" mit seinem Abschneiden. "Ich hatte das Gefühl, dass wir unsere Probleme aus dem dritten Freien Training gelöst hatten", sagt er. Was er damit meint: Am Vormittag war Marussia noch von größeren Elektronikproblemen heimgesucht worden. Davon blieb Chilton am Nachmittag verschont, doch bei Teamkollege Bianchi spielten einige Sensoren verrückt.

Die Elektronik spinnt, das Getriebe macht schlapp

"Nach all der harten Arbeit aller Beteiligten an diesem Wochenende ist es natürlich enttäuschend, ein Problem im Qualifying zu haben", sagt Bianchi. "Das hatte zur Folge, dass ich nicht das Maximum aus dem Auto herausholen konnte. Leider traten auch heute wieder einige Elektronikprobleme an meinem Fahrzeug auf. Wir hatten gedacht, sie seien gelöst." Doch dem war nicht so - genau im falschen Moment.

"Ich wollte gerade meine erste schnelle Runde beginnen, da waren die Probleme plötzlich wieder da. Und so war ich damit beschäftigt, die notwendigen Änderungen an den Einstellungen vorzunehmen, um das Auto zuverlässig zu halten. Dann gab es aber auch noch ein Problem mit dem Getriebe. Zu guter Letzt kam der Regen", berichtet Bianchi, der nun auf "gute Chancen" im Australien-Grand-Prix hofft.

Auch Chilton klingt zuversichtlich. Er habe schon in der Qualifikation "abgesehen von einem kleinen Fehler" eine saubere Runde hingelegt. "Da war natürlich noch etwas mehr drin, doch angesichts der Umstände bin ich ganz zufrieden. Es wäre schön gewesen, noch einmal nachzulegen. Wir waren schließlich nah dran an Q2. Das Wetter hat uns dann aber einen Strich durch die Rechnung gemacht."

Bianchi ist zuversichtlich: Q2 ist in Reichweite

"Das ist nun also die Ausgangslage vor dem Rennen. Und darauf konzentrieren wir uns jetzt. Ich denke, der Sonntag wird ein wirklich interessanter Tag für die Formel 1 und ihre Fans. Ich kann es kaum erwarten, wer wie abschneidet - vor allem natürlich wie wir uns als Team verkaufen", so der britische Marussia-Pilot. Sein französischer Teamkollege hadert indes noch mit dem Zeittraining.

"Ob ich es ohne die Probleme in Q2 geschafft hätte? Ich weiß es nicht. Ich denke aber, es ist möglich, dass wir künftig um Q2-Plätze kämpfen können", sagt ein selbstbewusster Bianchi in Melbourne und merkt an: "Darauf arbeiten wir hin. Wir haben ein gutes Potenzial, meine ich. Das ist ermutigend. Und langsam aber sicher fühle ich mich im Auto wohl." Wenn es nicht gerade so zickt wie im Qualifying.


Fotos: Marussia, Großer Preis von Australien


"Ich musste einiges an den Reglern verstellen. Das war während der Fahrt ziemlich knifflig", sagt Bianchi über seine Odyssee am Samstag. "Und auch das Getriebe spielte dann nicht mehr mit. Das behinderte mich auf den Geraden. Ich konnte nicht mehr ohne Zugkraft-Unterbrechung schalten." Angesichts dessen ist der Abstand auf Stallgefährte Chilton für Bianchi sicherlich zu verschmerzen.

Teamchef Booth sieht noch viel Potenzial

Und so zieht Marussia-Teamchef John Booth ein über weite Strecken positives Tagesfazit: "Uns war schon vorher klar, dass es heute schwierig werden würde. Es wäre aber doch schön gewesen, wenn wir etwas mehr von unserem derzeitigen Leistungsstand hätten zeigen können", so der Brite. Immerhin: "Max hatte eine problemlose erste schnelle Runde und hat sie auch gut hingekriegt."

"Bei Jules haben anhaltende Elektronikprobleme einen ordentlichen Versuch beeinträchtigt. Zunächst hatten wir Glück gehabt, dass es nicht gleich geregnet hat, doch dann kam der Regen schließlich doch noch. Deshalb konnten wir nicht noch einmal nachlegen und uns daher auch nicht mehr verbessern. Wir lassen uns dadurch aber nicht entmutigen", erklärt Booth nach dem Qualifying.

Er sei zuversichtlich, dass sich sein Team noch deutlich steigern kann. "Beim Optimieren des Autos liegt noch ein langer Weg vor uns. Und es kommt noch viel Positives", sagt Booth, ohne konkreter zu werden. Er fügt aber hinzu: "Was das Rennen am Sonntag für uns bereithält, wissen wir wirklich nicht. Wir bleiben aber optimistisch. Und dann schauen wir einmal, welche Gelegenheiten sich uns bieten."