• 16.12.2004 10:24

  • von Marco Helgert

Prozess gegen Gian Carlo Minardi beginnt

Gegen Gian Carlo Minardi und Stefano Sangiorgi, Finanzchef des kleinen Teams, wird wegen eines angeblichen Finanzbetruges ermittelt

(Motorsport-Total.com) - Einfach hatte es Gian Carlo Minardi nie, seit er mit seinem recht erfolgreichen Formel-2-Team eine Klasse höher kletterte. Doch der Überlebenskampf und das alljährliche Ringen um ein anständiges Budget bringen nun auch rechtliche Konsequenzen. In Italien wird bald ein Verfahren beginnen. Die Justiz wirft dem Team vor, zwischen 1993 und 1996 Rechnungen und Geschäftsbücher gefälscht zu haben.

Titel-Bild zur News: Gian Carlo Minardi

Gian Carlo Minardi muss sich demnächst vor Gericht verantworten

In der vergangenen Woche fanden die letzten Anhörungen statt, nun steht das Verfahren vor der Eröffnung. "Wir wurden leider durch internationale Ermittlungen in etwas hineingezogen, mit dem wir nichts zu tun haben", erklärte der Teamgründer gegenüber 'AtlasF1'. "Die erste Anhörung fand in der vergangenen Woche statt, nun sollte der Prozess folgen."#w1#

"Ich hoffe, dass wir das ungeschoren überstehen, da ich garantieren kann, dass wir die Dinge, die mir und unserem Finanzdirektor Stefano Sangiorgi vorgeworfen werden, nicht getan haben", fuhr der Italiener fort. "Wenn etwas falsch gemacht wurde, dann nur beim Versuch, ein Unternehmen mit 120 Leuten und überdurchschnittlichen Gehältern zu sichern."

Die Ermittlungen wurden bereits im Juni 2001 begonnen, erst nach mehr als drei Jahren stehen nun die Verhandlungen an. Die Vorwürfe beziehen sich auf die Zeit, in der die Besitzverhältnisse des Teams einem ständigen Wandel unterlagen. 1996 verkaufte man 70 Prozent des Teams an ein Konsortium, welches hauptsächlich aus Flavio Briatore, Gabriele Rumi (Chef des Felgenherstellers 'Fondmetal') und Ex-Formel-1-Pilot Alessandro Nannini bestand.

Briatore wollte Minardi an 'British American Tobacco' verkaufen, was jedoch am Widerstand von Minardi und Rumi scheiterte, 'BAT' akquirierte schließlich das Tyrrell-Team. Ende 1997 verkaufte Briatore seine Anteile an Gabriele Rumi, der damit zur führenden Figur im Team wurde. Im Zuge dieser unsicheren Zeit hatte das Team große finanzielle und strukturelle Probleme.

Ein Motorendeal mit Mugen-Honda für 1996 wurde von Briatore vereitelt, der die japanischen Triebwerke zu seiner Neuanschaffung Ligier transferierte. Minardi prozessierte gegen den damaligen Benetton-Teamchef, doch dieser fand noch offene Rechnungen aus dem Jahr 1993, als er Kundentriebwerke an Minardi verkaufte. Im Umfeld dieser großen Veränderungen im Rennstall soll es auch zu den vorgeworfenen illegalen Finanzaktivitäten gekommen sein.