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Problematisches Reifen-Management in Ungarn
Nicht nur das Renault-Team steht bezüglich der Reifen vor einigen Problemen, denn in Ungarn ist es viel kühler als im Vorfeld angenommen
(Motorsport-Total.com) - Der Umgang mit den Rennreifen hat sich in der Formel-1-Saison 2006 als einer der maßgeblichen Schlüsselfaktoren entpuppt. Die überraschend kühlen Temperaturen, mit denen der sonst für seine brütende Hitze bekannte Hungaroring den Grand-Prix-Zirkus empfing, rückt die Pneus noch stärker in den Mittelpunkt. Auch die Wettervorhersage verheißt diesbezüglich keine Besserung.

© Red Bull
So "glatt" sahen die Reifen in Ungarn nur auf den ersten Runden aus
Üblicherweise glüht der ungarische Asphalt dank direkter Sonneneinstrahlung mit mehr als 50 Grad Celsius - beinahe logisch, dass Renault-Partner Michelin aus diesem Grunde ins südspanische Jerez sowie auf die Rennstrecke 'Paul Ricard' nahe Marseille zu vorbereitenden Testfahrten eingeladen hat. Aktuell erreicht die Strecke des wolkenbedeckten Hungarorings jedoch kaum mehr als 25 Grad Celsius. Zwar soll es im Verlauf des Wochenendes immer mal wieder auflockern, mit mehr als 35 Grad Asphalt-Temperatur rechnen jedoch auch Optimisten unter den Formel-1-Technikern nicht.#w1#
Damit stehen die Grand-Prix-Piloten gemeinsam vor dem gleichen Problem: körnende Reifen. Dieses so genannte "Graining" wird einerseits durch zu geringe Arbeitstemperaturen ausgelöst, also wenn die Pneus nicht warm genug werden, um ihre optimale Wirkung zu entfalten. Eine andere Ursache kann aber auch in einem zu rutschigen Asphalt liegen, wenn die Adhäsionskräfte zu gering bleiben. Auf das bevorstehende Rennen treffen bedauerlicherweise gleich beide Faktoren zu.
Reifen arbeiten außerhalb ihres Betriebsfensters
"Es ist eine überaus schwierige und komplexe Aufgabe, unter diesen Bedingungen den richtigen unter den beiden uns zur Verfügung stehenden Reifentypen auszuwählen", erläutert Pat Symonds, der Chefingenieur des Renault F1 Teams. "Prinzipiell geht es dabei um die Bestimmung der optimalen Laufflächenmischung, denn die tragende Konstruktion der Pneus wird nicht ganz so speziell den einzelnen Strecken angepasst."
"Die perfekte Gummimischung hingegen hängt davon ab, wie viel Energie der Reifen aufnehmen muss - wie viele schnelle Kurven ihn fordern und wie oft pro Runde er Beschleunigungskräfte übertragen muss", fuhr er fort. "Aber auch die Streckentemperatur spielt eine bedeutende Rolle. Erreicht der Asphalt nicht jene Temperatur, die wir vorausgesetzt haben, muss der Pneu außerhalb seines optimalen Betriebsfensters operieren."
Bleibt der Untergrund zu kühl und verlässt der schwarze Rundling dieses optimale Betriebsfenster, dann kann er auch nicht die perfekte Adhäsion zur Straßenoberfläche aufbauen - er beginnt zu rutschen. Dies löst das gefürchtete Graining aus: Der Gummibelag wird praktisch abgerubbelt. Dieses Phänomen tritt gemeinhin an den Vorderrädern auf, wo es ein Untersteuern verursacht, das mit zunehmender Abnutzung jedoch wieder abnimmt.
Renault hofft, dass kein weiterer Regen fällt
In selteneren Fällen ist dieses Körnen aber auch von der Hinterachse bekannt, wo es zu Übersteuern führt. Aus unterschiedlichen Gründen kann Graining aber auch von einer noch "grünen" Strecke ausgelöst werden, also wenn die Formel-1-Fahrzeuge noch keine Gummispur auf den Asphalt gelegt haben. Auch in diesem Fall mangelt es an ausreichender Adhäsion zwischen Lauffläche und Bodenbelag. Mit zunehmendem Verkehr auf der Strecke erledigt sich dieses Problem in der Regel von selbst.
Was also können die Formel-1-Teams unternehmen, um den besonderen Herausforderungen des bevorstehenden Grand Prix und den zu kühlen Bedingungen auf einer so rutschigen Rennstrecke wie dem Hungaroring zu begegnen? "Mit diesem Problem sind wir durchaus vertraut", erstaunt Pat Symonds. "Wir kennen es nur zu gut von den Wintertestfahrten, bei denen es in der Regel ebenfalls viel zu kühl ist. Die Lösung liegt zumeist darin, die Reifen so schnell wie möglich auf optimale Betriebstemperatur zu bringen. Doch es gibt auch Tricks, die helfen."
"Der Einsatz von älteren, bereits benutzten Pneus zum Beispiel, denn die sind für Graining weniger anfällig als brandneue", erklärte er. "Ich denke aber, dass sich das Körnen im weiteren Verlauf des Grand-Prix-Wochenendes immer weiter legen wird. Bleibt es jedoch so kühl wie im Moment oder setzt sogar noch Regen ein, der die Gummispur wieder von der Piste wäscht, dann könnte uns dieses Problem bis ins Rennen am Sonntag begleiten. Es kommt darauf an, wie wir das Beste aus dieser für alle gleichen Situation machen können - wir müssen versuchen, uns so wenig wie möglich von diesen Schwierigkeiten beeinflussen zu lassen."

