• 18.04.2011 11:40

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Pirelli will harte Reifen haltbarer machen

Paul Hembery kündigt für die Europasaison eine härtere Reifenmischung an, freut sich auf Istanbul und zieht zufrieden eine erste Zwischenbilanz

(Motorsport-Total.com) - In Sepang und Schanghai, auf zwei für die Reifen relativ anspruchsvollen Strecken, kristallisierte sich ein klarer Trend heraus: Die meisten Fahrer versuchen im Rennen, so lange wie möglich auf den weicheren Pirelli-Options (Spezifikation: Soft) zu fahren und so kurz wie möglich auf den härteren Primes (Hard).

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

Pirelli plant die Einführung einer noch härteren Reifenmischung

Hintergrund ist der eklatante Performance-Unterschied der beiden Reifentypen, der pro Runde mehr als eine Sekunde beträgt. "Der Vorteil der weichen Reifen war ziemlich deutlich, daher haben alle versucht, so lange wie möglich auf diesen Reifen zu fahren", erklärt Pirelli-Sportchef Paul Hembery. In der Theorie sollte die längere Haltbarkeit der Primes den Performance-Nachteil kompensieren, doch das war bisher zu wenig der Fall.

Also hat Pirelli an den Freitagen schon eine härtere Gummimischung getestet, die länger halten soll: "Wir werden mit einer neuen und härteren Mischung arbeiten, die ein paar Runden mehr ermöglicht", bestätigt Hembery. "Aus den ersten drei Rennen haben wir gelernt, dass die harte Mischung noch drei bis vier Runden länger halten sollte, besonders auf raueren Asphaltoberflächen. Aber das kommt mit der Erfahrung. Wir haben immer gesagt, dass wir lernen müssen."

¿pbvin|512|3582||0|1pb¿Für das gestrige Rennen in Schanghai hatte der Brite eigentlich erwartet, "dass zwei Stopps zum Sieg führen würden, aber es kam eindeutig anders". Ein Stopp, wie in Melbourne von Sergio Perez vorexerziert, sei "unmöglich" gewesen - sogar für den "Reifenflüsterer" Sauber C30: "Anhand der Daten dachten wir vor dem Start, dass es gehen könnte, aber im Rennen wurde klar, dass das nicht möglich ist", gesteht Hembery.

Den Vorwurf, dass in der Vergangenheit zu wenig überholt wurde, jetzt aber auf einmal zu viel, lässt Pirelli von sich abprallen. Außerdem komme die Kritik mehrheitlich von den Medien, wohingegen die Teams zufrieden seien: "Wir werden sehr gelobt. Das Racing ist bis zur letzten Runde spannend und genau das wollten wir in den Sport einbringen. Wenn alle Rennen so sind, dann wird es eine tolle Saison", glaubt Hembery und betont, dass ihm in Schanghai "fast jeder" gratuliert habe.


Fotos: Großer Preis von China, Sonntag


Wie viele Überholmanöver durch die Reifen zustande kommen, werde "von Strecke zu Strecke variieren", vermutet der Brite und blickt auf den bevorstehenden Europa-Auftakt: "Istanbul ist sehr aggressiv, was die Reifen angeht. Für uns ist das vielleicht die schwierigste Strecke. Dort werden die Strategien im Rennen vielleicht wieder anders sein. Istanbul ist genauso anspruchsvoll wie Sepang, wenn nicht sogar schlimmer, wegen der rauen Oberfläche."

Was die Logistik angeht, läuft der Pirelli-Motor inzwischen wie geschmiert: "Das Team arbeitet gut zusammen", freut sich Hembery. "Es ist eine komplexe Operation, denn wir sind eine große Mannschaft mit 50 Leuten an der Strecke. Aber die Abläufe funktionieren immer besser." Davon profitieren letztendlich auch die Teams, denen jeweils ein fester Pirelli-Ingenieur als Exklusivbetreuer zugewiesen wurde.