• 10.05.2013 19:20

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Pirelli sieht Handlungsbedarf nach erneutem Reifenschaden

Wieder mal hat sich im Training die Lauffläche von einem Reifen gelöst: Pirelli verspricht, sich der Sache anzunehmen, verweist aber auf die wenigen Testfahrten

(Motorsport-Total.com) - "Noch haben wir den Reifen nicht vorliegen. Daher können wir nicht viel darüber sagen." Das sind die Worte von Pirelli-Motorsport-Direktor Paul Hembery nach dem Freien Training zum Großen Preis von Spanien in Barcelona. Fest steht aber schon jetzt: Der Zwischenfall am Force India von Paul di Resta ist nicht der erste dieser Art. In diesem Jahr hat es bereits ein ähnliches Reifenversagen gegeben.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

Die Pirelli-Reifen stehen nach der Panne im Freien Training noch mehr im Blickpunkt Zoom

Und daran wurde man sofort erinnert, als di Resta seinen Rennwagen mit kaputtem Hinterreifen am Streckenrand abstellte. Bei der Einfahrt zur Zielgeraden hatte sich nämlich die Lauffläche des Pneus rechts hinten plötzlich gelöst, was vor wenigen Wochen auch schon bei Lewis Hamilton (Mercedes) passiert war. "Das sieht natürlich schlecht aus", meint Hembery nach dem neuerlichen Vorfall.

"Uns gefällt das ganz und gar nicht. Wir schauen uns das an und überlegen, wie wir das aus der Welt schaffen können", erklärt der Reifenchef. Dies gestalte sich jedoch schwierig, weil Pirelli aufgrund der wenigen Testmöglichkeiten schier die Hände gebunden seien: "Wir können natürlich nicht allzu viel tun. Und wenn du etwas an der Reifenstruktur änderst, hat es Auswirkungen auf die Aerodynamik."

Pirelli auf Spurensuche

Doch wie kommt es überhaupt zu solchen Fehlern? "In der Vergangenheit waren Schlitze und Trümmerteile die wahrscheinlichste Ursache für Reifenschäden", sagt Hembery und merkt an, dass auch die Temperaturen eine gewisse Rolle spielen könnten. Bei den Wintertests seien schließlich ganz andere Werte gemessen worden. "Es gibt viele Faktoren, die da im Spiel sind", meint er.

Und vor weiteren Zwischenfällen dieser Art sei erst einmal niemand gefeit. "Dergleichen könnte erneut auftreten, wenn sich beispielsweise zwei Fahrzeuge berühren und ein gewisser Schaden entsteht. Wenn sich aber ein Teil durch die Flanke bohrt, dann verliert der Reifen an Luft und senkt sich ab auf die Felge." Was im Falle von di Resta (und auch Hamilton) nicht passiert sei, erklärt Hembery.

Der betreffende Reifen habe augenscheinlich noch genug Luft gehabt, so der Brite. "Die Struktur blieb also erhalten, nicht aber die Lauffläche. Und das sieht natürlich spektakulär aus. Du kannst es optisch gut erkennen." Allerdings: Reifenfetzen waren nach dem Zwischenfall auf weiten Teilen der Geraden zu finden. Dies und das wiederholte Auftreten des Reifenschadens wirft offenbar gewisse Fragen auf.

Perez sorgt sich, Button nicht

Zumindest bei Sergio Perez (McLaren). Er spricht davon, dass es "für uns alle eine große Sorge" darstelle, wenn sich die Reifen als derart anfällig erweisen würden. "Man sieht pro Wochenende zwei oder drei Fahrer, die Reifenschäden erleiden", meint er. "Das kann schnell mal zu einem schweren Unfall führen." Di Resta und auch Hamilton hatten jeweils Glück im Unglück - sie rollten einfach aus.

Ist all dies also gar nicht so dramatisch? Jenson Button (McLaren) zeigt sich jedenfalls überrascht, als er am Freitagabend darauf angesprochen wird. "Um ehrlich zu sein: Ich wusste das gar nicht", sagt er über den Di-Resta-Zwischenfall. "Ich habe es eben erst erfahren und kenne keine Details. Somit gibt es auch nichts, worüber ich mir Sorgen machen könnte." Immerhin einer im Formel-1-Fahrerlager...