• 21.03.2013 18:43

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Pirelli-Rätsel: Viele Möglichkeiten, wenig Lösungen

Die Formel 1 verspricht sich von den hohen Temperaturen und dem fordernden Layout Sepangs ein anderes Bild von den Pneus - Geht der weiche Reifen ein?

(Motorsport-Total.com) - Europas Winter ist für die meisten Frostbeulen im Jahr 2013 einfach viel zu lang. Die Formel-1-Teams, die sich schon bei den Tests im kühlen und regnerischen Spanien die Karbonnase abfroren, sind da keine Ausnahme. Die Flucht auf die Südhalbkugel brachte keine Abhilfe, denn in Melbourne öffnete der Himmel erneut seine Schleusen, die Temperaturen kletterten kaum über die 20-Grad-Marke. Neben kalten Füßen muss die Königsklasse in Kauf nehmen, in Sachen Reifen mit Unsicherheit zu leben.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Die Wahrscheinlichkeit, dass in Sepang Regenreifen zum Einsatz kommen, ist hoch Zoom

In Malaysia jedoch könnte sich das ändern, sollte der Monsun nicht den Grand Prix wie schon in der Vergangenheit in eine Lotterie verwandeln. Heiß wird es auf jeden Fall - und das lässt Nico Hülkenberg befürchten: "Der Abbau ist bei so hohen Temperaturen normalerweise recht hoch." Der Sauber-Pilot spricht an, was vielen Piloten und Ingenieuren Sorgen bereitet. Weil Pirelli in dem Ansinnen, für mehr Boxenstopps und Spannung zu sorgen, alle Mischungen weicher gestaltet hat, steht hinter ihrer Haltbarkeit ein Fragezeichen.

Für 'Sky'-Experte Marc Surer steht schon vor dem zweiten WM-Lauf des Jahres fest, dass die neuen Pirellis eine Fehlkonstruktion sind: "Ich finde, Mark Webber hat es genau auf den Punkt gebracht, als er sagte: 'Die weichen Reifen sind der Formel 1 nicht würdig'", erklärt der Schweizer. Gemeint ist die neue, rot markierte Supersoft-Mischung, die in Australien zum Einsatz kam und in der ersten Rennphase zwischen acht und elf Runden durchhielt. In Malaysia ist sie nicht im Sortiment.

Werden Bremsplatte zum Problem?

Dem reifenmordende Charakter der Piste in Sepang tragen die Italiener dadurch Rechnung, dass sie den eine stufe härteren, gelb markierten Pneu anliefern. Denn im Vergleich zur Tropenbahn war der Albert Park noch eher schonend zu den Gummi, auch wenn sich das für Mercedes-Pilot Lewis Hamilton ganz anders darstellte: "Ich habe in der Vergangenheit schon erlebt, dass die Reifen platzen", berichtet er, wenn er sich an die Bremsplatten erinnert, die ihn in Melbourne an die Box zwangen.

Allerdings fanden die Silberpfeile genau wie etwa auch Ferrari und Lotus heraus, dass sich mit der richtigen Gangart der Reifen gut schonen lässt. Sebastian Vettel, der im Rennen deutliche Probleme mit dem Pirelli-Material hatte, glaubt nicht an eine Wunderformel: "Wir haben nur mehr Verschleiß in diesem Jahr", erklärt der amtierende Weltmeister, ohne sich von höheren Temperaturen Wunder zu erwarten. "Es gibt viele Möglichkeiten, darauf zu reagieren, aber sehr begrenzte Möglichkeiten, es zu verhindern", so Vettel.

Herausfordernd, nicht unfair

Gemeint ist neben der Fahrweise allen voran die Setuparbeit. Weil nicht mehr nachgetankt werden darf, sind die Fahrzeuge deutlich schwerer, das wirkt sich auch auf das schwarze Gold aus. "Es macht in Hinblick auf die Reifen einen großen Unterschied", weiß Vettel, der seit dem Wechsel von Bridgestone zu Pirelli eine abnehmende Lebensdauer der Gummis beobachtet hat. "Ich finde das aber nicht unfair", meint der Red-Bull-Pilot, der spannende Rennen gesehen hat, das aber nicht auf die Reifen zurückführen will.


Fotos: Großer Preis von Malaysia, Pre-Events


Der Kritik Michael Schumachers will sich Vettel nicht anschließen. Im vergangenen Jahr hatte der Rekord-Weltmeister sich Bridgestone-Tage zurückgewünscht, in denen kein Taktieren angesagt war. "Wenn man es sich als Fahrer aussuchen könnte, dann würde man lieber jede Runde Vollgas und 100 Prozent geben, um sich selbst und das Auto herauszufordern", räumt Vettel ein, sieht darin aber keinen Vor- oder Nachteil für ein bestimmtes Team, sondern eine Herausforderung. "Das ist eine andere Formel 1", sagt er.