• 09.06.2013 01:56

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Pirelli haltbar: Ein Stopp könnte ausreichen

Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery rechnet mit einem interessanten Rennsonntag in Montreal: "Reifenflüsterer" mit nur einem Stopp?

(Motorsport-Total.com) - Kurz vor dem Start in das siebte Formel-1-Rennen des Jahres steht das wechselhafte Wetter im Vordergrund der Diskussionen um mögliche Strategien. Die Bedingungen auf dem Circuit Gilles Villeneuve in Montreal waren bisher kaum berechenbar. Für den Renntag sagen die Meteorologen sonniges und trockenes Wetter vorher, aber tritt dies auch ein? Für den Samstag waren viel Regen prognostiziert worden, aber dennoch gab es mehrfach eine trockene Ideallinie.

Titel-Bild zur News: Pirelli Intermediates

Am Samstag standen die Intermediates von Pirelli im Fokus Zoom

"Wenn es so wird wie im Qualifying, dann müssen wir mal schauen, welche Intermediates wir überhaupt noch nehmen können", sagt Mercedes-Teamchef Ross Brawn nach einer Qualifikation, die ausschließlich auf jenem Pirelli-Pneu ausgetragen wurde, der sonst nur im Übergang zwischen nass und trocken zum Einsatz kommt. "Ein solches Qualifying ausschließlich auf Intermediates ist interessant. Dann gibt es Überraschungen, wie wir gesehen haben. Die Rangfolge gerät ein wenig durcheinander. Das verspricht ein gutes Rennen", freut sich Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery.

Die Qualifikation auf den Intermediates bringt Vorteile für das Rennen. Die Piloten dürfen bei trockenen Bedingungen frei wählen, auf welcher Mischung sie den Grand Prix in Angriff nehmen. Dies öffnet den Raum für unterschiedliche Strategien. "In den Trainings haben wir gesehen, dass zwischen den beiden Mischungen ein Unterschied von etwa sieben Zehntelsekunden liegt", so Hembery, der davon ausgeht, dass manch ein Team noch gar keine ausreichende Erfahrung mit Slicks sammeln konnte - ein weiterer Spannungsfaktor.

"Bei den Medium-Reifen ist der Verschleiß sehr gering. Bei kühlen Temperaturen könnten einige Teams vielleicht sogar darüber nachdenken, nur einen Stopp zu machen", meint der Brite. Vor allem für Ferrari ergeben sich nach den Eindrücken aus dem zweiten Freien Training einige Chancen. Am F138 hielten auch die Supersofts bestens, Fernando Alonso (startet von Rang sechs) drehte viele Runden auf Topniveau. Der Spanier wurde über zehn Runden immer schneller, kein Einbruch der superweichen Pneus zu sehen.

"Die meisten werden wohl zwei Stopps machen. In der Boxengasse verliest du hier recht wenig Zeit. Hier geht es zügig in die Boxengasse und wieder heraus", sagt Hembery. Bis zum Freitag war der Pirelli-Motorsportchef davon ausgegangen, dass zwei oder drei Stopps angesagt seien. "Das hängt alles von den Temperaturen ab. Wenn es hier 30 Grad werden, dann sieht es natürlich anders aus. Aber bisher waren wir an diesem Wochenende hier immer bei 15 bis 20 Grad."

Als optimale Strategie haben die Fachleute von Pirelli errechnet, dass - trockene Strecke vorausgesetzt - ein Start auf Supersoft, in Runde 20 der Wechsel erneut auf die superweichen Option-Reifen und schließlich die Weiterfahrt ab Runde 40 mit Medium-Pneus erfolgversprechend sei. Dies ist die Theorie. In der Praxis spielen weitere Faktoren hinein: Verkehr, Temperaturen, etwaige Safety-Car-Phasen und vieles mehr. Das Rennen in Kanada geht insgesamt über 70 Runden.