• 22.11.2013 22:28

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Pirelli bedauert: 2014er-Reifentest fällt ins Wasser

Paul Hembery hätte in Sao Paulo gern den Entwicklungsreifen für 2014 auf der Strecke gesehen, zeigt sich aber zufrieden mit der Leistung der Pirelli-Regenreifen

(Motorsport-Total.com) - Satz mit X für Pirelli in Sao Paulo: Weil es beim Trainingsauftakt zum Großen Preis von Brasilien nur regnete, verzichteten die Teams aus verständlichen Gründen auf Testrunden mit den Slicks für 2014. Einzig Weltmeister Sebastian Vettel (Red Bull) fuhr auf nasser Strecke einmal kurz mit den Pirelli-Entwicklungsreifen. Schon nach einer Runde war aber Schluss damit. Erkenntnisse? Fehlanzeige.

Titel-Bild zur News: Jules Bianchi

Der Pirelli-Reifentest mit den Slicks für 2014 fiel dem Regen in Brasilien zum Opfer... Zoom

Was Paul Hembery, Motorsport-Direktor bei der italienischen Reifenfirma, sehr bedauert: "Die Piloten konnten aufgrund des Wetter leider nicht unsere Entwicklungspneus ausprobieren. Schade, denn das war eine wichtige Gelegenheit. Andererseits sind die Reifen für 2014 für einen komplett anderen Autotyp entworfen. Wir hätten also ohnehin nur begrenzt unsere Lehren aus diesen Tests ziehen können."

"Unterm Strich haben wir einfach Pech gehabt", meint der Brite und verweist auf ähnliche Projekte in den Jahren 2011 und 2012: "Bei den beiden früheren Terminen, als wir in Brasilien solche Testreifen dabeigehabt hatten, war es freitags trocken. Das Wetter kannst du aber halt nicht kontrollieren. Das war schon immer eine der Herausforderungen der Formel 1." Und ganz besonders in Sao Paulo.

Der Reifentest wird nicht nachgeholt

Das ist zumindest der Standpunkt, den Formel-1-Experte Marc Surer vertritt. "Vielleicht hätte man den Test in Austin machen können", meint der frühere Grand-Prix-Pilot bei 'Sky'. Dort wäre das Wetter auf jeden Fall besser gewesen. "Andererseits ist die Strecke nur bedingt als Testgelände für Reifen geeignet. Interlagos ist da besser. Früher sind die Teams oft hierher gefahren und haben viel getestet."


Fotostrecke: Formcheck: GP Brasilien

Genau das haben die Formel-1-Rennställe auch dieses Mal getan, aber aus Pirelli-Sicht eben mit den "falschen" Pneus. Nachgeholt werden die Fahrten mit den 2014er-Slicks jedoch nicht. Auch nicht im dritten Freien Training am Samstag, obwohl sich Hembery grundsätzlich damit anfreunden könnte: "Wenn das gewünscht wäre, spräche von unserer Seite her nichts dagegen", so der Reifenchef.

Doch Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting hat dem bereits einen Riegel vorgeschoben und erklärt, dass die Regeln ein solches Vorgehen nicht gestatten. Es bleibt also dabei: Keine 2014er-Reifen in Interlagos, sondern nur das bereits bekannte Material. Das wusste Nico Rosberg (Mercedes) sowohl im ersten als auch im zweiten Freien Training jeweils am besten einzusetzen - zweimal Platz eins.

Rosberg auf Intermediates der Schnellste

In Einheit eins markierte der Deutsche in 1:24.781 Minuten auf neuen Intermediates die Tages-Bestzeit in Brasilien, in Einheit zwei kam er mit gebrauchten Intermediates auf 1:27.306 Minuten. Insgesamt haben die Teams jedoch mal wieder Reifen gespart, denn die Vorhersage für das weitere Wochenende ist klar: Auch am Samstag wird es regnen, auch am Sonntag gibt's Mischwetter.

"Daher war es nützlich für die Teams, dass sie bereits ein Setup für nasse Verhältnisse entwickeln und die Leistung auf Regenreifen und Intermediates bei unterschiedlichen Spritmengen erkunden konnten", sagt Hembery. "Im Nassen kannst du eh nur begrenzt Daten sammeln, zumal dabei auch das Risiko größer ist, das Auto zu beschädigen. Die Teams fuhren deshalb nur ein reduziertes Programm."

Der Verschleiß halte sich bei Regenreifen und Intermediates aber in Grenzen. In der Tat: Ein Satz meisterte am Freitag stolze 37 Runden im nassen Interlagos, der am längsten gebrauchte Regenreifen war für insgesamt 17 Runden am Auto - aber nur, weil nicht ausreichend Wasser auf der Strecke stand, um diese Pneusorte am Leben zu halten. Doch wo liegt in Sao Paulo eigentlich die Grenze?

Keine Vorhersage zur Strategie möglich

Auch das haben die Teams versucht im Freien Training herauszufinden. Mit gemischten Erfolgen. Ein paar Erkenntnisse gab es immerhin: "Für mich ist der Regenreifen schwieriger zu fahren. Vermutlich, weil mehr Wasser auf der Strecke ist. Die Intermediates hingegen verhalten sich recht gut, wenn der Wasserlevel im normalen Bereich liegt. Sie vertragen allerdings nicht so viel stehendes Wasser."


Fotos: Großer Preis von Brasilien


"Wenn wiederum Wasser auf der Strecke steht, dann hat man ein Problem", erklärt Heikki Kovalainen (Lotus). "Abgesehen davon ist der Intermediate okay." Solange der Regen anhalte und die Reifen nicht überhitze, wie Hembery hinzufügt. "Speziell der Intermediate hat bewiesen, dass er sich an die unterschiedlichsten Bedingungen anpassen und dabei sehr haltbar sein kann", erklärt der Brite.

Und was heißt das für die Taktiken der Teams im Qualifying und im Rennen? Eine schwierige Frage, auf die auch der Pirelli-Motorsport-Direktor keine Antwort weiß: "Angesichts der Umstände ist es schwierig, eine Strategie vorherzusagen. Im Regen gewinnen schließlich meist diejenigen, die schnell und flexibel taktieren", sagt Hembery. "Und dabei spielt natürlich auch das Glück eine gewisse Rolle."