Sao Paulo
Jean-Eric Vergne (Chancen: *): Toro Rosso hat in den vergangenen sechs Rennen nur einen einzigen Punkt gesammelt - und auch wenn Platz acht abgesichert ist, möchte die Truppe von Franz Tost beim Saisonfinale noch einmal punkten. Daniel Ricciardo würde man das zutrauen, ja, aber auch Jean-Eric Vergne: Der Franzose kommt mit dem Selbstvertrauen von Platz acht aus dem Vorjahr nach Brasilien. Wenn er das Qualifying besser hinbekommt (2012: 17.), ist ihm der Sprung in die Top 10 durchaus zuzutrauen.
Heikki Kovalainen (Chancen: *): Sensationell, wie schnell er am Freitag in den USA auf Tempo kam, obwohl er den Lotus nicht kannte. Etwas weniger sensationell, aber immer noch grundsolide seine Leistung im Qualifying (8.). Im Rennen (14.) war der Sprung ins kalte Wasser dann doch ein bisschen zu viel für den routinierten Finnen - getreu unserer Formcheck-Prognose. Aber in Brasilien bestreitet er wahrscheinlich den letzten Grand Prix seiner Formel-1-Karriere, und dafür wünschen wir ihm alles Gute - und ein einstelliges Ergebnis. Das hat Kovalainen definitiv drauf.
Jenson Button (Chancen: **): Der McLaren wird in diesem Jahr kein Siegerauto mehr, aber möglicherweise schwierige und chaotische Bedingungen könnten Jenson Button in Brasilien in die Hände spielen. Außerdem hat er hier im Vorjahr das Saisonfinale gewonnen, vor den beiden Ferrari-Piloten Alonso und Massa. Viel wird vom Qualifying abhängen. Gelingt ihm eine schnelle Runde mit einer Top-8-Platzierung, dann ist im Rennen ein Topergebnis drin. Intelligent genug ist dafür ist er.
Fernando Alonso (Chancen: **): Die Luft ist draußen bei Fernando Alonso, und zwar endgültig. Weltmeister kann er schon lange nicht mehr werden, aber seit dem US-Grand-Prix hat er auch den zweiten Platz in der Fahrerwertung sicher in der Tasche. Das letzte verbleibende Ziel ist Platz zwei in der Konstrukteurs-WM, aber dafür müsste Ferrari 15 Punkte auf Mercedes aufholen. Wir glauben: Wenn die Scuderia das noch schafft, dann eher wegen Massa als wegen Alonso. Auch wenn Alonsos Rückenschmerzen kein allzu großes Handicap sein sollten.
Lewis Hamilton (Chancen: ***): Der Riss im Chassis hat Lewis Hamilton in Abu Dhabi gebremst, aber in den USA hat er mit einem neuen Auto alles richtig gemacht. Beeindruckend sein guter Start, durch den kurzzeitig sogar das Podium in Reichweite schien. Tatsache ist aber, dass der Silberpfeil im Moment nach dem Red Bull und dem Lotus nur das drittschnellste Auto ist. Und dass Pirelli wieder die härtesten Reifenmischungen anbietet, könnte für Mercedes ein Handicap sein. Das haben wir schon am vergangenen Wochenende gesehen.
Nico Rosberg (Chancen: ***): Für Nico Rosberg gilt das Gleiche wie für Hamilton, mit dem Unterschied, dass er versuchen muss, sich für die schlechte US-Performance zu rehabilitieren. Wenn er gewinnt und Hamilton nicht punktet, könnte er in der Fahrer-WM sogar noch bis auf einen Zähler an den Teamkollegen herankommen. Das ist aber unwahrscheinlich, auch wenn es eines von Rosbergs erklärten Saisonzielen war, das teaminterne Stallduell zu gewinnen. Aber ein Podium oder eine Platzierung knapp dahinter ist allemal möglich.
Felipe Massa (Chancen: ***): Bei seinem Heimspiel wird der Brasilianer in seinem letzten Ferrari-Grand-Prix noch einmal über sich hinauswachsen, aber ob es für ganz vorne reicht? Fraglich, denn dafür war sein Auto in den vergangenen Wochen nicht schnell genug. Trotzdem zählt Massa, dessen fahrerische Form zuletzt respektabel war, zum erweiterten Favoritenkreis. Vor dem Wechsel zu Williams weiß er, dass das kommende Wochenende möglicherweise die letzte Chance seines Lebens sein könnte, das Rennen in Sao Paulo ein drittes Mal (nach 2006 und dem Sekunden-Weltmeister-Drama von 2008) zu gewinnen.
Mark Webber (Chancen: ****): 2011 hat Mark Webber zuletzt in Brasilien gewonnen, und es gibt einige Parallelen zur damaligen Saison: Erstens, dass Teamkollege Vettel den WM-Titel nach einem überragenden Jahr schon lange in der Tasche hat. Zweitens, dass das letzte Rennen wieder Webbers letzte Chance ist, doch noch einen Grand Prix zu gewinnen. Drittens, dass der Red Bull momentan das beste Auto ist. Die große Frage ist nur, ob Webber a) endlich mal einen Start gut hinbekommt und b), ob Vettel zumindest eine kleine Schwäche zeigt, sodass die anderen überhaupt eine Chance haben.
Nico Hülkenberg (Chancen: ****): Vier Sterne für einen Sauber-Piloten finden Sie mutig? Wir auch, zugegeben. Aber Nico Hülkenberg und Brasilien, das passt irgendwie. Im Regen stellte er 2010 zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder einen Williams auf Pole-Position, und 2012 fuhr er sogar in einem Force India seinem möglichen ersten Sieg entgegen, bis er mit Lewis Hamilton kollidierte. Dass er sich momentan außer vor Red Bull und Lotus vor niemandem verstecken muss, hat er zuletzt in den USA bewiesen. Wenn dann auch noch ein bisschen Wetterglück dazukommen sollte, ist für Hülkenberg (fast) alles möglich.
Sebastian Vettel (Chancen: *****): Fünf Sterne, was sonst? Das einzige Argument, das gegen ihn spricht, ist die Statistik - neun Siege hintereinander, das hat es in der Formel 1 seit Alberto Ascari 1952/53 nicht mehr gegeben. Aber Sebastian Vettel in seiner derzeitigen Form ist für nahezu jeden Rekord gut.
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