• 21.06.2009 13:05

"Piraten" gehen meistens baden...

Analyse: Abspaltungen einzelner Teams hat es schon in vielen Sportarten gegeben, meistens hatten die Projekte jedoch keinen Erfolg

(Motorsport-Total.com/SID) - Noch ist es nur eine Ankündigung: Gleich acht Rennställe wollen die Formel 1 nach dem Streit mit dem Weltverband FIA nach der laufenden Saison ausbremsen und eine eigene Serie starten. Ein Erfolg ist den "Piraten" trotz vermeintlich guter Voraussetzungen allerdings nicht sicher, denn in der Geschichte des Sports haben sich die Revoluzzer nur selten durchgesetzt.

Titel-Bild zur News: FOTA-Logo

Die Teamvereinigung FOTA plant derzeit ihre eigene Konkurrenzrennserie

Tony George, Besitzer der Rennstrecke im Motorsportmekka Indianapolis und zugleich Herr über das Premiumereignis Indy 500, hatte 1994 einen Bruch im nordamerikanischen Motorsport provoziert. George gründete damals die Indy Racing League (IRL), die nur zwei Jahre später in Konkurrenz zu der etablierten, aber hochgezüchteten CART-Serie trat.#w1#

Negativbeispiel Nordamerika

Tatsächlich näherte sich die IRL, die zunächst als billige Alternative zu CART angepriesen wurde, der Konkurrenz zunehmend an. Im Jahr 2000 wechselten die ersten Teams die Serie, nur drei Jahre später ging CART schließlich bankrott. Im vergangenen Jahr wurde die Nachfolgeserie ChampCar von der IRL geschluckt, doch genau genommen war auch die IRL alleine nicht mehr lebensfähig.

¿pbvin|512|1644||1pb¿Vor allem im nordamerikanischen Sport gab es schon immer "Piraten". Selten ging es um Macht, immer aber ums Geschäft. Ein Grund dafür: Dachverbände nach europäischem Muster gibt es nicht, Profiligen wie die NFL (Football) oder die NBA (Basketball) sind Wirtschaftsunternehmen. Wer also ein erfolgreiches Geschäftsmodell entwickelt, muss mit Nachahmern oder Konkurrenz rechnen.

Angefangen hatte es im Baseball. Im Jahr 1876 wurde zunächst die Profiliga National League (NL) gegründet, 1899 dann die American League (AL). Beide Ligen operieren längst unter dem Dach der Major League Baseball (MLB), spielen aber, von wenigen Interleague-Duellen abgesehen, weiter getrennt voneinander. Allerdings: Die sogenannte World Series zwischen dem NL- und dem AL-Champion gibt es auch schon seit 1903.

Jede erfolgreiche Profiliga in Nordamerika hat schon mal Konkurrenz bekommen. Neben der NHL (Eishockey) existierte von 1972 bis 1979 die World Hockey Association (WHA), mit erst zwölf, dann bis zu 14 Klubs. Ein gewisser Wayne Gretzky entwickelte sich dort zum Superstar. Nach dem Bankrott der Liga nahm die NHL vier der sechs verbliebenen WHA-Klubs auf.

Die NBA musste sich zwischen 1967 und 1976 der American Basketball Association (ABA) erwehren. Die ABA nahm auch Spieler ohne College-Abschluss auf, erfand den bunten Ball und die Drei-Punkte-Linie - und brachte in Julius Erving ("Dr. J") einen Superstar hervor. Von bis zu elf Klubs wurden nach der ABA-Pleite schließlich vier in die NBA eingegliedert.

Beispiele aus dem Fußball

Scott Dixon

In Nordamerika sind die beiden Rennserien endlich wieder in einem Boot Zoom

Als erfolgreich und mittlerweile beispielhaft erwies sich bislang die Trennung im englischen Fußball. Im Februar 1992 wurde die Premier League gegründet, nicht als "Piratenliga", sondern als eigenständiges Unternehmen, das sich im Besitz der mittlerweile noch 20 beteiligten Klubs befindet. Der englische Verband FA ist immerhin noch Teilhaber. Ähnlich ist das Konstrukt in Deutschland mit Liga (DFL) und Verband (DFB).

Ein derartiges Miteinander ist selten. Zumeist tauchte ein "Pirat" auf und suchte die direkte Konfrontation. 1967 gründete der Ölmilliardär Lamar Hunt World Championship Tennis (WCT), das Spieler wie den früheren deutschen Davis-Cup-Teamchef Niki Pilic für bis zu 20 Turniere pro Jahr einkaufte. Die Spielergewerkschaft ATP setzte schließlich ihre eigene Serie durch, WCT gab 1989 auf.

Im Beachvolleyball gibt es neben der Serie des Weltverbandes FIVB auch eine AVP-Tour der US-Profis als gut dotierte Konkurrenz, die aber nicht für internationale Teams offen ist. Geklärt sind in der Zwischenzeit die Verhältnisse im Basketball, wo der Verband der europäischen Ligen 2000/2001 seine ULEB-Euroleague der Suproleague des Weltverbandes FIBA entgegensetzte. Die FIBA gab nach.

Es muss ja nicht so kommen wie im Boxen, wo das Alphabet für die Abkürzungen der unzähligen Weltverbände schon gar nicht mehr ausreicht. Wladimir Klitschko ist übrigens weiter Weltmeister der Verbände WBO und IBF, sein am Samstag unterlegener Gegner Ruslan Chagaev wird nach wie vor bei der WBA als Weltmeister im Wartestand geführt. Dafür ist Wladimirs älterer Bruder Witali Weltmeister des WBC.

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