• 20.06.2014 22:28

  • von Friese, Rencken & Sharaf

Piloten sind sich einig: Weniger Strafen, mehr Spektakel

Keine übertriebene Strafverteilung mehr bei Rennunfällen - Diese Nachricht lässt vor allem bestimmte Piloten im Formel-1-Fahrerlager aufatmen

(Motorsport-Total.com) - Die Ampeln in Spa gehen aus und Romain Grosjean pflügt durchs Feld. Pastor Maldonado kommt von seinem Bahrain-Boxenstopp und räumt Esteban Gutierrez ab. Sergio Perez' Zweikampf mit Felipe Massa endet mit einem Abflug der beiden, der glücklicherweise glimpflicher ausgeht, als er aussah. Vermeidbares Risiko oder normaler Rennunfall - diese Entscheidungen sollen von den Rennkommissaren in Zukunft lockerer getroffen werden, wie wir bereits berichteten. Im Fahrerlager der Formel 1 wird das begrüßt, auch wenn es für den einen oder anderen Piloten zu spät kommen mag.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez, Felipe Massa

Für den Montreal-Vorfall wurde Sergio Perez noch bestraft Zoom

"Ich habe 2012 eine harte Strafe bekommen", erinnert sich Grosjean an die von ihm ausgelöste Startkollision in Belgien, für die er ein Rennen gesperrt wurde. "Wenn das in einer anderen Runde passiert wäre, hätte es keinen großen Unfall gegeben. Sie haben eine harte Entscheidung getroffen, und wir haben sie akzeptiert. Es ist gut, dass wir nun ein bisschen mehr riskieren können. Wir haben in diesem Jahr schon viele gute Überholmanöver gesehen, und es ist schön, dass wir jetzt mehr Raum haben."

Auch Maldonado hatte nach getaner Arbeit sonntags schon des Öfteren noch einen Termin bei der Rennleitung. "Ich habe nichts gegen die Stewards", beton der Venezolaner, "aber meiner Meinung nach war die Konstanz der Entscheidungen nicht die beste. Ich weiß, dass das nicht einfach ist, weil sie nicht im Auto sitzen. Sie schauen sich die Szenen auf tausenden Kameras und vielen Bildern an. Die Entscheidungen sind nicht einfach und ich respektiere sie immer, aber meiner Meinung nach waren sie nicht konstant - auch bei der Szene zwischen Perez und Massa."

Maldonado: "Im Moment warten wir einfach auf DRS"

Der Lotus-Piloten freut sich, in Zukunft wieder befreiter attackieren zu können: "Wenn man einen anderen Fahrer berührt, selbst wenn es ein dummer Kontakt ist, dann denkt man: Jetzt kommt die Strafe. Wenn man einen großen Fehler macht und hart in jemanden reinfährt, dann okay, aber bei einem einfachen Rennunfall ergibt es keinen Sinn, jemanden zu bestrafen. Denn der Hintere attackiert, und wenn er schneller ist, wird er es irgendwann versuchen. Wir müssen die Möglichkeit bekommen, unser Bestes zu geben. Das wollen wir, und nicht DRS. Im Moment warten wir einfach auf DRS."

Force Indias Perez traut dem Vorhaben noch nicht so ganz und will sich erst einmal anschauen, wie sich das in Zukunft auswirken wird. Ginge es nach ihm, hätten die Stewards ruhig schon bei ihm ein Auge zudrücken können: "Leider haben sie erst jetzt die Regel so geändert, dass man härter kämpfen kann. Das kommt für uns ein wenig zu spät. Es wird sich nicht viel verändern. Wir müssen sehen, wie es in Zukunft wird. Aber mit einem Zwischenfall wie diesem (mit Massa; Anm. d. Red.), wo sie einen bestrafen, obwohl beide ihren Teil zum Unfall beigetragen haben... hoffentlich ändert sich das. Ich glaube nicht, dass es fair für den Sport und die Fans ist, einen Fahrer zu bestrafen."

Sergio Perez, Felipe Massa, Charlie Whiting

Besuche bei der Rennleitung könnten in Zukunft seltener werden Zoom

Fährt denn die Angst vor Strafpunkten, Strafversetzungen oder Strafgeldern wirklich immer mit? "Nein, nicht wirklich", findet Jean-Eric Vergne, "außer man wurde in der Vergangenheit oft bestraft - dann ist das vielleicht im Hinterkopf. Aber sonst nicht - man will einfach überholen."

Kwjat: "Das ist eine gute Entscheidung"

Der Franzose ist aber ebenfalls ein Fan der neuen Richtlinien: "In der Vergangenheit waren manche Strafen zu hart. Solange es vernünftig ist, ist es in Ordnung. Wenn ein Fahrer versucht, zu überholen, und der andere will ihn nicht vorbeilassen, dann kann es passieren, dass man sich berührt. Wenn man aber bestraft wird, weil man für ein bisschen Spektakel sorgen will, dann ist das nicht gut."

Teamkollege Daniil Kwjat findet ebenfalls, dass nur eindeutige Vorfälle bestraft gehören: "Das ist eine gute Entscheidung. Wir sollten die Möglichkeit haben, eng miteinander zu kämpfen. Manchmal passieren Dinge wie in Bahrain, wenn jemand aus der Box kommt und dich beinahe umbringt, und das ist natürlich nicht gut. Ich schaue gerne Fußball, und da gibt es auch immer wieder Entscheidung, die zu hart sind."

"Die Formel 1 sollte ein Sport sein, wo nicht nur der schnellste, sondern auch der härteste Fahrer, der Rad an Rad kämpft, gewinnen kann." Daniil Kwjat

Entscheidungen sollte laut dem Rookie also nicht zu zimperlich getroffen werden: "Natürlich haben Berührungen manchmal große Konsequenzen, aber bei kleinen Berührungen können die Piloten oft das Rennen zu Ende fahren, und dann sollte man es dabei belassen. Die Formel 1 sollte ein Sport sein, wo nicht nur der schnellste, sondern auch der härteste Fahrer, der Rad an Rad kämpft, gewinnen kann."