• 15.11.2010 13:29

Petrov: "Ich habe nur meinen Job gemacht"

Hinter dem gelben Renault-Boliden von Vitaly Petrov sah Fernando Alonso nur Rot: Der Russe lieferte in Abu Dhabi eine beeindruckend konstante Leistung ab

(Motorsport-Total.com/SID) - Vom Wackelkandidaten zum Weltmeister-Macher in 40 Runden: Vitali Petrov spielte beim Formel-1-Saisonfinale in Abu Dhabi eine Schlüsselrolle. Mit der fehlerfreien Fahrt vor der Nase des entnervten Ferrari-Stars Fernando Alonso hat der erste Russe in der Formel 1 nicht nur Sebastian Vettel entscheidende Schützenhilfe auf dem Weg zum Titel geleistet. Der 26-Jährige dürfte sich damit bei Renault auch endgültig seinen Platz für 2011 gesichert haben.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Vitaly Petrov

Fernando Alonso fuhr in Abu Dhabi lange hinter Vitaly Petrov und kam nicht vorbei

"Ich habe nur meinen Job gemacht", sagt Petrov nach der besten Vorstellung im 19. Formel-1-Rennen seiner Karriere. Nachdem er sich in seiner Premierensaison zahlreiche Patzer geleistet und viel Schrott produziert hatte, zeigte er sich am Sonntag wie verwandelt und hielt fehlerlos von Runde 15 bis ins Ziel allen Attacken von Alonso stand.

Auf einem Reifensatz bis ins Ziel

Der Spanier war nach dem Rennen so sauer, dass er Petrov in der Auslaufrunde - da endlich auf Augenhöhe - mit der Faust gedroht hatte. Was der Renault-Pilot fast schon als besondere Anerkennung wertete: "Wenn Alonso ein Manöver versucht hätte, dann hätte ich nicht mit ihm kollidieren wollen. Aber dazu kam es ja gar nicht", berichtet Petrov stolz. "Ich bin hergekommen, um zu kämpfen, mit jedem anderen Fahrer. Und ich habe gezeigt, dass ich kämpfen kann."

Voraussetzung für Petrovs Gala-Auftritt war eine schnelle Entscheidung seiner Teamleitung, ihn schon nach der ersten Runde der Safety-Car-Phase zum obligatorischen Reifenwechsel reinzuholen, was ihn letztlich im Feld vor Alonso auf Platz sechs brachte. "Der Stopp war die richtige Entscheidung", meint Petrov, der 2009 noch in der GP2-Serie unterwegs war und dort Vizemeister hinter Nico Hülkenberg wurde.

"Ich bin hergekommen, um zu kämpfen, mit jedem anderen Fahrer." Vitaly Petrov

"Ich musste danach aber auf die Reifen achten, denn der Plan war ja, bis ins Ziel durchzufahren." Dabei hatte Petrovs Stuhl bei Renault in den letzten Wochen schon mächtig gewackelt. Weil er abgesehen von seinen Patzern oft auch deutlich langsamer war als Teamkollege Robert Kubica, den er im Qualifying in Abu Dhabi erst zum zweiten Mal in 19 Rennen hinter sich gelassen hatte, waren schon andere Namen für sein Cockpit gehandelt worden.


Fotos: Vitaly Petrov, Großer Preis von Abu Dhabi


Die "Rakete von Wyborg" ist zurück auf Kurs

Unter anderem hatten Nick Heidfeld und Adrian Sutil Interesse gezeigt. Noch vor seinem Coup in Abu Dhabi hatten sich dann allerdings die Anzeichen verdichtet, dass Petrov doch bleiben darf - was ihm vielleicht die nötige Sicherheit gegeben hat. Bleibt er in der "Königsklasse", kann er auf jeden Fall in Russland weiter Werbung für die Formel 1 machen. 2014 soll es in der Olympiastadt Sotschi endlich das erste Rennen im einstigen Zarenreich geben.

Immer mehr russische Geldgeber drängen schon jetzt in die "Königsklasse". Vielleicht auch dank Petrov, dessen Verpflichtung durch Renault in seiner Heimat für Schlagzeilen gesorgt hatte. Zeitungen bezeichneten ihn seinerzeit euphorisch als "Juri Gagarin auf vier Rädern" oder "Rakete von Wyborg" in Anlehnung an seinen Heimatort an der finnischen Grenze.

"Wer Michael Schumacher war, wusste ich damals nicht..." Vitaly Petrov

Dort hatte er erst spät zum Motorsport gefunden, erst vor acht Jahren, mit 18, saß er erstmals in einem Rennauto. "Wer Michael Schumacher war, wusste ich damals nicht", gibt er offen zu. "In Russland ist der Rennsport einfach nicht verbreitet, in meiner Gegend gab es das überhaupt nicht." Wer Vitali Petrov ist, weiß jetzt aber die ganze Formel-1-Welt. Vor allem Fernando Alonso.