Peter Sauber will Villeneuve noch eine Chance geben
In Imola wird Jacques Villeneuve auf jeden Fall noch im Sauber sitzen, in Barcelona vielleicht nicht mehr - Rückendeckung vom Teamchef
(Motorsport-Total.com) - Die Spekulationen um eine vorzeitige Ablöse von Jacques Villeneuve beim Sauber-Team erreichten in der Woche nach dem Grand Prix von Bahrain einen Höhepunkt, als der Kanadier vorzeitig vom Test in Barcelona abgezogen wurde. Dennoch steht der Rennstall aus der Schweiz nach wie vor hinter ihm, obwohl Peter Sauber inzwischen offen zugibt, dass die Situation keineswegs einfach ist.

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Peter Sauber versucht zumindest, die hohen Wogen um Villeneuve zu glätten
"Die Philosophie von Villeneuve und die des Teams unterscheiden sich", erklärte der 61-Jährige im Interview mit unseren Kollegen von der 'Motorsport aktuell'. Aber: "Wir bemühen uns, dass wir uns im Rahmen der technischen und finanziellen Möglichkeiten so annähern, dass beide Seiten zufrieden sind." Die Zusammenarbeit mit dem Ex-Weltmeister bezeichnete er als "angenehm und Konstruktiv", auch im zwischenmenschlichen Bereich gebe es "keine Reibungen".#w1#
Sauber gibt Philosophieunterschiede mit Villeneuve zu
Es sei "nicht einfach", Villeneuves Wünschen zu entsprechen, meinte Sauber weiter. Man habe sich inzwischen aber zumindest soweit verständigt, dass sowohl das Team als auch der Fahrer verstehen, dass man aufeinander zugehen muss. Dies betrifft Fragen bezüglich des Setups ebenso wie die gemeinsame Medienstrategie. Möglich also, dass sich Sauber und Villeneuve irgendwie durch die Saison 2005 raufen werden, eine längerfristige gemeinsame Zukunft erscheint aber unwahrscheinlich.
Auf die Frage, ob Villeneuve denn ein Generationenproblem habe, entgegnete Sauber: "Ja, das kann man vielleicht so sagen." Diese Aussage deckt sich mit Villeneuves Darstellung, wonach er Probleme mit modernen Formel-1-Autos habe. Der 34-Jährige gilt als Rennfahrer der alten Schule und fühlt sich nur wohl, wenn er selbst spürt, was mit seinem Arbeitsgerät passiert. Dass ihm neuerdings so viel Verantwortung von der Elektronik abgenommen wird, geht ihm gegen den Strich.
Sauber relativiert seine Aussagen im 'Blick'
Dennoch ist er zumindest vorerst weiterhin fix bei Sauber gesetzt. Aber: Im 'Blick' wollte der Teamchef der Schweizer keinen Kommentar dazu abgeben, ob Villeneuve auch in Barcelona noch im C24 sitzen wird. Was stimmt denn nun? "Der Eindruck, den meine Antwort vermittelt, ist sicher nicht richtig", relativierte Sauber gegenüber der 'Motorsport aktuell', ohne wirklich konkret zu werden. Außerdem betonte er, dass er von seinem Team verlangt, weiterhin voll zum eigenen Fahrer zu stehen.
Restlos happy ist der Schweizer mit seinem Neuzugang aber nicht, weshalb er auch die Entscheidung, Villeneuve vom Barcelona-Test abgezogen zu haben, nicht bereut: "Dass das für Villeneuve unangenehm war, ist mir klar. Aber für das Team war es die richtige Entscheidung. Und was für das Team richtig ist, ist auch für Villeneuve gut. Ich würde wieder so entscheiden", gab Sauber zu Protokoll.
"Villeneuve geht bei Tests sehr subtil ans Werk. Das heißt, seine Zeiten sind am Anfang langsam und unregelmäßig. Am Morgen gab es an seinem Auto ein Problem mit den Bremsen. Das musste behoben werden", erklärte er weiter. Außerdem habe die schlechte Wetterprognose in der Entscheidung gegen Villeneuve eine Rolle gespielt, weil man unbedingt auch Massa die Gelegenheit geben wollte, in Barcelona einen Tag auf trockener Strecke zu fahren.
Kann Villeneuve Sauber weniger helfen als Massa?
Interessant ist, dass Sauber in dem Interview offen ausgesprochen hat, dass Villeneuve bei den Testfahrten dem Team nicht im selben Maße weiterhelfen kann wie etwa Massa, der schon seit einigen Jahren für ihn fährt. Für die Medien war der Testabbruch natürlich ein gefundenes Fressen. Der Vorwurf, dass die Situation von den Medien künstlich aufgebläht worden ist, stimmt aber nicht, schließlich hätte Villeneuve sonst kaum eine eigenständige Pressemitteilung herausgegeben.
Apropos Medien: "Villeneuve ist ein Fahrer, der stark polarisiert", analysierte Sauber die Aufregung um seinen Starpiloten. "Das haben wir gewusst, aber nicht in diesem Ausmaß erwartet. Ich habe den Eindruck, wenn mir Journalisten Fragen zu ihm stellen, stehen die Antworten schon im Voraus fest."

