Perez & Button gedanklich schon im nächsten Jahr

Sergio Perez nimmt seinen Abflug in Q2 auf die eigene Kappe und hofft auf einen versöhnlichen Abschied von McLaren - Jenson Button sehnt Saisonende herbei

(Motorsport-Total.com) - Die beiden McLaren-Piloten nehmen das letzte Rennen der Formel-1-Saison 2013 nur von den Startplätzen 14 und 15 in Angriff. Sowohl für Sergio Perez als auch für Jenson Button war im Regen von Sao Paulo in Q2 Endstation. Perez, der an diesem Wochenende letztmalig für die Truppe aus Woking ins Lenkrad greift, war unterm Strich zwar die Winzigkeit von 0,039 Sekunden schneller als Teamkollege Button und besiegte diesen somit über die Saison gesehen mit 10:9, doch beim letzten Auftritt zerlegte der Mexikaner seinen MP4/28 und bereitet seinen Mechanikern zum Abschied eine ungeplante Nachtschicht.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Sergio Perez verlor seinen McLaren bei den schwierigen Bedingungen aus der Kontrolle Zoom

Kurz vor Ende von Q2 verlor Perez seinen McLaren ausgangs "Descida do Lago", der Doppellinks am Ende der Gegengeraden, übersteuernd aus der Kontrolle und krachte in die linke Streckenbegrenzung. "Es sah schlimmer aus als es war. Ich bin okay, denn ich habe die Mauer nur leicht getroffen. Ich glaube, wir waren auf der richtigen Strategie, aber das Auto hat überhaupt nicht reagiert. Vielleicht lagen wir mit dem Reifendruck daneben. Jedenfalls konnte ich überhaupt keinen Grip finden, kam leicht auf den Randstein und habe das Auto einfach verloren. Ich hätte lupfen sollen. Es war nicht ideal", berichtet der Mexikaner.

"Es war mehr als ein Fehler. Ich habe alles riskiert, alles gegeben. Ich wusste, dass es meine letzte Runde sein würde", schildert Perez seinen letzten vergeblichen Versuch, doch noch ins Q3 einzuziehen. Statt mit neun anderen Fahrern um die Plätze in den ersten fünf Startreihen zu fahren, musste sich der baldige Ex-McLaren-Pilot aus seinem beschädigten Boliden schälen. "Ich war wohl über dem Limit unterwegs. Ich glaube, ich habe zu viel versucht, denn das Auto hat überhaupt nicht reagiert", gesteht Perez und spricht abschließend von einem "enttäuschenden letzten Qualifying einer enttäuschenden Saison".

Perez holt gegen McLaren aus

Von Startplatz 14 rechnet sich Perez trotzdem noch etwas aus: "Zum Glück ist das Auto ist zu stark beschädigt. Anhand dessen, was ich gesehen habe, nur am Frontflügel und an der hinteren Radaufhängung. Wenn die Bedingungen morgen ähnlich sind, kann ich hoffentlich ein paar Positionen gutmachen. Im Trockenen dürfte es auf dieser Strecke deutlich schwieriger werden. Andererseits wären trockene Bedingungen für alle etwas Neues an diesem Wochenende. Ein paar Punkte zum Abschluss wären schön. Hoffentlich kann ich mich mit einem guten Ergebnis von meinen Jungs verabschieden."

"Ich hoffe, in einem Jahr in Sao Paulo sagen zu können, dass der Abschied von McLaren war das Beste, was mir passieren konnte." Sergio Perez

Doch insgeheim hat sich der 23-Jährige längst verabschiedet. "Ich freue mich auf die Zukunft", sagt Perez, dessen Cockpit für die Saison 2014 es noch zu ermitteln gilt. Die Hoffnung stirbt aber zuletzt: "Ich bin deutlich näher dran als noch vor ein paar Tagen. Es sieht vielversprechend aus, aber in der Formel 1 weiß man nie."

Abschließend holt der bei McLaren vor die Tür gesetzte Mexikaner zum Rundumschlag gegen seinen baldigen Ex-Arbeitgeber aus. "Die Zeit wird zeigen, ob es für McLaren die richtige Entscheidung war oder nicht. Ich jedenfalls konzentriere mich auf meine Zukunft und hoffe, in einem Jahr in Sao Paulo sagen zu können, dass der Abschied von McLaren war das Beste, was mir passieren konnte", so Perez.

Button sehnt Ende einer enttäuschenden Saison herbei

Teamkollege Button geht als 15. ins letzte Saisonrennen und zeigt sich trotz intaktem Dienstwagen überhaupt nicht zufrieden mit dem Verlauf des Qualifyings. "Ich war Siebter in Q1, doch als der Regen in Q2 stärker wurde, haben wir es plötzlich nicht mehr geschafft, Temperatur in die Reifen zu bekommen. Ich dachte eigentlich, dass wir in dieser Disziplin ganz gut wären, doch das war nicht der Fall", bekennt der Brite.

Jenson Button

Jenson Button startet als 15. ins Saisonfinale 2013 Zoom

Buttons Reifenspartaktik aus dem Freien Training ging nicht auf. "Bei diesen Bedingungen vorher nicht mit Intermediates gefahren zu sein, war rückblickend betrachtet ein Fehler. Wir haben die Entscheidung gemeinsam getroffen. Es passt ins Bild dieser Saison. Manchmal ist unser Tempo gut, aber wenn es darauf ankommt, kommt immer etwas dazwischen", so der leidgeprüfte Ex-Champion und Sao-Paulo-Vorjahressieger, der noch eine letzte Chance hat, seinen ersten Podestplatz der Saison 2013 einzufahren.

Während für Perez mit dem Rennen am Sonntag der einjährige Aufenthalt bei McLaren zu Ende geht, ist der Grand Prix von Brasilien 2013 für Button nur das Ende seiner Saison. Der Brite wird auch 2014 für McLaren fahren und gesteht, dass er die laufende Saison so schnell wie möglich vergessen möchte.

"Ich werde im letzten Rennen des Jahres noch einmal alles geben, um nach vorn zu kommen. Ich weiß nicht, ob wir morgen etwas ausrichten können. Ehrlich gesagt freue ich mich schon auf das Ende des Rennens. Ich erwarte einen letzten schmerzvollen Tag und freue mich darauf, dann mit der Arbeit an einem hoffentlich guten Auto für das nächste Jahr beginnen zu können", so Button.


Fotos: McLaren, Großer Preis von Brasilien, Samstag


Laut McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh wäre der Einzug in Q3 für einen der beiden Fahrer durchaus möglich gewesen: "Auf dem Zenit unserer Leistungsfähigkeit wäre das drin gewesen. Wir sahen im zweiten Teil des Qualifyings eigentlich ganz gut aus, aber wir haben es bei diesen Bedingungen einfach nicht geschafft, dass die Reifen funktionieren. Vielleicht hätten wir sie im dritten Freien Training ausprobieren sollen? Vielleicht war unser Timing nicht das beste? Der schnellste Abschnitt war der mittlere und genau da haben wir leider die Reifen gewechselt. Das war unglücklich. Wir hätten die Zeit auf dem ersten Satz setzen sollen."

"Es geht hier darum, zum richtigen Zeitpunkt Temperatur in die Reifen zu bekommen und zur richtigen Zeit auf der Strecke zu sein", sagt Whitmarsh gegenüber 'Sky Sports F1' und bekennt: "Ich bin immer ehrlich. Wir hatten nicht die Balance und nicht den Grip. Wir haben aber noch ein Rennen und können nur unser Bestes mit diesem Auto geben. Wir hatten ein schwieriges Qualifying und erwarten auch ein schwieriges Rennen am Sonntag. Normalerweise holen wir im Rennen aber immer auf."