Oscar Piastri: Verstappens McLaren-Ansage war sicher nicht ernst gemeint
Im McLaren würde ihn die Konkurrenz gar nicht mehr sehen, behauptete zuletzt Max Verstappen - Oscar Piastri kann die Ansage des Weltmeisters nicht ernst nehmen
(Motorsport-Total.com) - In Suzuka sorgte Max Verstappen zuletzt für Furore: Nicht nur durch seine Leistung auf der Strecke, sondern auch mit der Ansage nach seinem Sieg, dass ihn die Konkurrenz nicht mal mehr zu Gesicht bekäme, würde er im derzeit überlegenen McLaren sitzen...

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Oscar Piastri gratuliert Max Verstappen nach dem Sieg in Suzuka Zoom
Doch wie kam die Monster-Ansage des Weltmeisters eigentlich bei der Papaya-Konkurrenz an? Oscar Piastri winkt am Donnerstag in Bahrain jedenfalls ab, er habe das Ganze eher als lockeren Spruch verstanden - und nicht als ernstgemeinten Arroganz-Anfall:
"Ich glaube nicht, dass es allzu ernst gemeint war", sagt der Australier, und gibt mit Blick auf Suzuka zu bedenken: "Hätte Max nur auf P3 gestanden und wir wären von ganz vorne gestartet, sähe das Ergebnis auch ganz anders aus. Aber das Qualifying hat eben den Unterschied gemacht." In einer Sache gibt er Verstappen aber Recht: "Es ist sicher nicht normal, dass zwei Autos 50 Runden lang konstant zwei Sekunden hinter dem Führenden bleiben. Da war schon zu sehen, dass unser Auto schneller war."
Red Bull "seit zehn Jahren voll auf Max ausgerichtet"
Mit Blick auf die Theorie, die Autos zu tauschen, und wie er sich denn dann im Gegenzug wohl im Red Bull schlagen würde, schmunzelt Piastri: "Keine Ahnung - und ehrlich gesagt habe ich auch nicht vor, das herauszufinden. Es ist offensichtlich, dass sich das Auto schwierig fahren lässt", nimmt er den diffizilen RB21 in den Fokus: "Das haben wir bei Liam gesehen, bei Checo letztes Jahr, auch bei Yuki in Japan."
Piastri sieht dafür einen recht einfachen Grund: "Das Team ist nun mal seit fast zehn Jahren voll auf Max ausgerichtet - da wäre es extrem schwer, einfach hineinzukommen und sofort erfolgreich zu sein. Ich bin jedenfalls ganz zufrieden, dass ich aktuell einen McLaren und keinen Red Bull fahre", grinst er. Zwar habe auch der MCL39 ein paar Eigenheiten, doch an die könne man sich üblicherweise recht schnell anpassen.

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In Japan wurde Oscar Piastri Dritter - auf diesem Platz liegt er auch in der WM Zoom
"Für mich fühlt sich das Auto aber nicht grundlegend anders an als letztes Jahr - es ist einfach nur schneller, was natürlich positiv ist", widerspricht Piastri damit indirekt auch Teamkollege Lando Norris, der mit dem neuen McLaren noch so seine Eingewöhnungsschwierigkeiten beklagt. Der Australier sieht das jedoch entspannter, schließlich würden allein schon "die Gesetze der Physik" das "perfekte" Auto verhindern, weil in der Formel 1 stets alles in Bewegung sei: "Anpassung ist der Schlüssel", erklärt Piastri.
Mit Blick auf sein Dienstfahrzeug bekräftigt er: "Es unterscheidet sich nicht radikal vom Auto der letzten Saison, viele Ideen und Ansätze sind gleichgeblieben. Aber ja, es ist nicht einfach, in jeder Session das volle Potenzial herauszuholen, und das hat man auch gesehen." Dennoch bleibt der McLaren-Pilot dabei: "Wenn ich mir jetzt aus allen zehn Autos im Feld eines aussuchen müsste - ich würde trotzdem ohne zu zögern unseres nehmen."
Piastri: "Haben momentan das schnellste Auto"
Denn für ihn steht fest: "Wir haben momentan das schnellste Auto." Wenngleich Piastri zu bedenken gibt: "Aber unser Vorsprung ist nicht groß genug, um nachlässig zu werden oder es locker anzugehen. Wir müssen jedes Wochenende das Maximum herausholen." Als man im China-Sprint oder auch in Suzuka jeweils die Pole verpasste, sei direkt zu sehen gewesen, wie schnell es dann gehe, dass man die Spitze im Rennen nicht mehr zurückerobern konnte.
Prinzipiell habe McLaren mit der starken Pace zwar im Renntrimm "sicher einen Vorteil", so Piastri, "aber im Qualifying müssen wir wirklich alles auf den Punkt bringen, weil die Abstände so gering sind. In Japan haben wir dann gesehen: Max hat eine starke Leistung gezeigt, und das hat gereicht, um uns zu schlagen. Das war einfach ein weiterer Beweis dafür, wie eng es dieses Jahr zugehen wird. Wir müssen in Topform bleiben."

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Verstappen auf der Flucht: Norris und Piastri fanden in Japan keinen Weg vorbei Zoom
Dass sich an der Dichte im Feld schon bald etwas ändern könnte, etwa durch die neuen Flexi-Wing-Tests der FIA, die ab dem Großen Preis von Spanien Ende Mai in Kraft treten, kann sich der 24-Jährige nicht vorstellen: "Ich glaube nicht, dass sich allzu viel ändern wird. Ehrlich gesagt habe ich mit dem Team auch nicht besonders ausführlich darüber gesprochen - das sagt vielleicht schon alles aus", erklärt Piastri, dass er McLaren auch langfristig in einer starken Spitzenposition sieht.
Auch am Wochenende in Bahrain, wo die heißen Temperaturen dem Papaya-Team nach Meinung vieler Experten in die Karten spielen dürften: "Wenn die Bedingungen reifenintensiver und etwas wärmer sind, könnte das für uns hoffentlich von Vorteil sein", bestätigt Piastri, weist aber auch darauf hin, dass der Wüstenkurs McLaren "in den letzten Jahren nicht besonders lag, eigentlich sogar schon länger nicht mehr".
Deshalb sei die Rückkehr nach Bahrain nun "ein guter Gradmesser, schließlich habe es beim deutlich kühleren Wintertest Ende Februar an Ort und Stelle einige Dinge gegeben, "mit denen wir zufrieden waren - aber auch welche, die weniger gut liefen und an denen wir intensiv gearbeitet haben". Jetzt ist der Australier gespannt auf die Ergebnisse im Praxistest, glaubt aber, dass McLaren in jedem Fall siegfähig sein sollte: "Selbst wenn das Layout dieser Strecke vielleicht nicht perfekt zu unserem Auto passt."


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