• 01.02.2006 13:23

Olivier-Panis: "Ich brauche die Rennen einfach!"

Der Toyota-Testfahrer erklärt im Interview, dass er ab 2007 wieder Rennen bestreiten möchte und spricht über das "Franzosen-Problem" der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Du fährst den neuen V8-Motor schon seit Juli des Vorjahrs. Manche Fahrer sagen, dass das Fahren mit diesem Motor nun leichter sei - andere wiederum sagen, es sei nun schwieriger geworden, weil der V8 weniger Fehler verzeiht. Wie ist deine Meinung?"
Olivier Panis: "Nun, meiner Meinung nach ist der Motor sehr gut zu fahren. Ich habe mit dem V8-Programm im Juli des letzten Jahres begonnen. Sicher, beim ersten Mal war der V8 nicht leicht zu fahren, doch dann hat Toyota im Laufe der Monate eine große Verbesserung erzielt."

Titel-Bild zur News: Olivier Panis

Olivier Panis will sich endgültig aus der Formel 1 verabschieden

"Die Fahrbarkeit ist nun viel besser, er ist wirklich sehr easy zu fahren. Es stimmt schon, dass die Fahrbarkeit im Vergleich zum V10 schlimmer ist - aber das ist ja für alle anderen Piloten auch so. Unser Test heute beispielsweise verlief wieder einmal gut, es gab keine Probleme mit dem Motor. Und auch die Rundenzeiten sind ermutigend."#w1#

Frage: "Aber du vermisst schon ein bisschen die Power?"
Panis: "Ja, oh ja, ganz sicher."

Frage: "Und die Bridgestone-Reifen sind ja auch neu für euch - wie geht es dir damit? Musstest du diesbezüglich deinen Fahrstil ändern?"
Panis: "Nicht wirklich. Denn ich bin ja schon zuvor mit Bridgestone-Reifen gefahren und ich weiß, was ich ändern muss, damit es meinem Fahrstil besser entspricht. Beispielsweise bei der Lenkung, aber das sind nur Kleinigkeiten."

Frage: "Du bist der letzte französische Grand Prix-Sieger - seit Monaco 1996 hat kein Franzose mehr ein Formel 1-Rennen gewonnen. Die Formel 1 braucht wieder einen schnellen Franzosen, hört man immer wieder. Nun gab es da Sébastien Bourdais oder Franck Montagny, beides sehr schnelle Piloten - doch sie konnten kein Grand-Prix-Cockpit ergattern. Was sagst du dazu?"
Panis: "Ich muss einfach wieder zurückkehren. Nein, nein, das war nur ein Scherz. Naja, also was Franck betrifft, finde ich das wirklich sehr schade. Er war einfach doch zu lange als Testfahrer beschäftigt und Renault gab ihm keine Chance in einem Renncockpit. Ich weiß, dass es immer leicht ist, das zu kritisieren, aber ich habe keine Idee, warum das so passiert ist."

Frage: "Und Sébastien Bourdais?"
Panis: "Ich finde, Sébastien Bourdais hat sich in Amerika sehr gut geschlagen - aber die Meisterschaft in den USA ist im Vergleich zur Formel 1 doch ein bisschen leichter - das Wort 'leichter' in Anführungszeichen. Dann hat Sébastien Dinge über die Formel 1 gesagt, die ihm nicht gerade geholfen haben."

"Es bringt nichts, wenn man immer wieder die Formel 1 kritisiert, wie das beispielsweise auch Flavio Briatore immer wieder tut. Ich denke vor allem, dass die Fahrer einfach die Realität annehmen, der Wahrheit ins Auge blicken müssen. Vor allem, wenn man noch kein 'Big Head' ist. Du musst eine gute Arbeit abliefern. Du musst versuchen, bei den Tests dein Bestes zu geben."

"Und weißt du - für mich stellt sich das so dar, dass Sébastien für sich selbst nicht wirklich das Beste tut. Jeder macht sich ein bisschen Sorgen um ihn. Er ist sehr, sehr schnell - aber manchmal ist halt auch die Einstellung ausschlaggebend."

Frage: "Und siehst du einen jungen Franzosen, der in deine Fußstapfen steigen könnte?"
Panis: "Was die nächsten zwei Jahre betrifft, sehe ich Frank Perera (der 19-Jährige fuhr 2005 in der F3 Euroserie; Anm. d. Red.) als neuen Mann. Denn er ist ein Teil unseres Teams, er ist in der Toyota Fahrer-Akademie. Er hat für dieses Jahr bei DAMS für die GP2 einen Vertrag unterschrieben. Und wenn er sich da gut schlägt, hat er gute Chancen - denn Toyota unterstützt ihn wirklich sehr."

Frage: "Ich komme aus Österreich - und da gibt es ja diese Spionageaffäre rund um Gustav Brunner, Ove Andersson und René Hilhorst. Was denkst du über diesen Fall?"
Panis: "Naja, das ist nicht wirklich mein Problem. Ich möchte da nicht wirklich etwas darüber sagen, denn ich weiß nicht über alle Fakten Bescheid. Für mich hat Gustav einen guten Job erledigt, als ich bei Toyota mit ihm zusammengearbeitet habe."

Frage: "Würdest du sagen, dass das die Rolle des Testpiloten wichtiger ist als jene des Einsatzfahrers?"
Panis: "Der Testfahrer ist sicher sehr wichtig. Eines ist sicher der Fall: Der Testfahrer muss viel mehr Kilometer zurücklegen. An manchen Tagen sind das zwei Grand Prix-Distanzen an einem Tag, das ist schon sehr viel, oder? Am Ende einer solchen Testsaison brauchst du unbedingt einen Monat Pause, denn du bist dann nur noch ausgelaugt. Heute drehst du manchmal schon 160 Runden am Tag - wenn wir in den Jahren zuvor 80 Runden am Tag zusammengebracht haben, war das bereits ein guter Tag.

Frage: "Welche Strecke ist dir am liebsten?"
Panis: "Paul Ricard. Denn das ist eine sehr moderne Teststrecke, Toyota hat dort auch eine Basis. Und was besonders wichtig ist: Dort gibt es 42 verschiedene Streckenvarianten. Als Testfahrer oder als Team kannst du dort machen was du willst. Du möchtest etwas für Monaco vorbereiten - binnen einer Stunde ist der Kurs umgebaut. Und wenn du dann etwas für Monza testen möchtest, kannst du das wieder nach einer Stunde Umbau tun. Das ist natürlich sehr praktisch. Paul Ricard ist jetzt nicht meine Lieblingsstrecke - aber als Teststrecke ist es einfach optimal.

Frage: "Welche Strecke ist die schlimmste für dich?"
Panis: "Valencia. Ein sehr kleiner Circuit, ein Mickey-Maus-Kurs. Die Strecke ist nett, aber für die Formel 1 ist sie einfach zu klein."

Frage: "Wie lange wirst du noch bei Toyota als Testpilot bleiben?"
Panis: "Ich höre am Ende dieses Jahres auf. Denn ich möchte wieder Rennen fahren - vielleicht mit Toyota in einer anderen Rennserie. Aber ich möchte im nächsten Jahr unbedingt wieder Rennen fahren. Ich brauche die Rennen einfach."