Norris und Russell für zusätzliche Formationsrunde bestraft

Lando Norris und George Russell sind für die Stewards in Sao Paulo die Schuldigen für das Chaos am Start: Nachahmer Yuki Tsunoda und Liam Lawson indes freigesprochen

(Motorsport-Total.com) - Immerhin: Nach dem für Lando Norris ohnehin denkbar bitteren Ausgang des Großen Preises von Brasilien, kommt es für den McLaren-Piloten nachträglich nicht noch dicker. Norris entgeht für sein Fehlverhalten bei der Startprozedur am Sonntag einer Zeitstrafe, kann seinen sechsten Platz im Grand Prix entsprechend behalten.

Titel-Bild zur News: Lando Norris fährt los, George Russell und Yuki Tsunoda folgen ihm

Lando Norris fährt los, George Russell und Yuki Tsunoda folgen ihm Zoom

Straffrei geht Norris allerdings nicht aus, die Stewards sprechen eine Verwarnung (seine dritte der Saison) gegen den Pole-Setter aus, und verhängen eine Geldstrafe von 5.000 Euro. Dieses Schicksal teilt sich der Brite mit Landsmann George Russell, denn der Mercedes-Pilot wird für das gleiche Vergehen auf Startplatz zwei ebenso bestraft.

"Der Fahrer verließ die Startaufstellung, obwohl das Signal zum Startabbruch gegeben wurde. Verstoß gegen Artikel 47.1 des Sportlichen Regelwerks", heißt es im Urteil der Stewards, die erklären: "Der Renndirektor leitete das Prozedere zum Startabbruch ein, woraus sich ergibt, dass die Fahrer die Startaufstellung nicht verlassen sollen. Diese Nachricht war nötig, weil in Kurve vier ein Auto (STR) geborgen werden musste."

Verwirrung am Start: Norris als schlechtes Vorbild

Aston-Martin-Pilot Lance Stroll hatte sein Auto auf der Aufwärmrunde im Kiesbett versenkt: "Obwohl das Signal ordnungsgemäß gegeben wurde, die Ampel wie vorgesehen erleuchtete, und die Teams über das Nachrichtensystem benachrichtigt wurden, verließ der Fahrer die Startaufstellung zu einer Runde, von der er annahm, dass es eine zusätzliche Einführungsrunde sei."

Gesprächsbedarf: George Russell und Lando Norris wurden zur Kasse gebeten

Gesprächsbedarf: George Russell und Lando Norris wurden zur Kasse gebeten Zoom

Dabei werden Norris und Russell als Fahrer in der ersten Startreihe als Verantwortliche ausgemacht: "Da der Fahrer in der ersten Startreihe war, löste er damit aus, dass folgende Fahrer gleich handelten", heißt in der Urteilsbegründung für die beiden Briten. Der Rennleiter habe daraufhin "aus praktischen Gründen" realisiert, dass nun für alle Autos eine zusätzliche Einführungsrunde vonnöten sei, um die Reihenfolge beizubehalten.

Deshalb wurde an alle Teams die Instruktion herausgegeben, damit fortzufahren und sich anschließend wieder in der Startaufstellung aufzustellen. "Nach Meinung der Stewards hat der Fahrer NOR (Norris) die Handlungen der Fahrer direkt hinter sich in der Startaufstellung ausgelöst", begründen die Regelhüter ihre Strafe - der gleiche Wortlaut findet sich auch im Fall Russells.

Nur Nachahmer: Keine Strafe für die Racing Bulls

Anders hingegen fällt sowohl die Beschreibung des Sachverhalts als auch die Strafe für die beiden Racing Bulls von Yuki Tsunoda und Liam Lawson aus, die dahinter standen - und gegen die nach dem Startabbruch ebenfalls ermittelt wurde:

Lance Stroll sorgte mit seinem Abflug auf der Aufwärmrunde für den Abbruch

Lance Stroll sorgte mit seinem Abflug auf der Aufwärmrunde für den Abbruch Zoom

Nach Anhörung der Teamverantwortlichen und Durchsicht der Videoaufnahmen, kamen die Stewards zu dem Schluss, keine Sanktionen gegen die beiden Piloten zu verhängen: "Obwohl der Fahrer gegen die Regeln verstoßen hat, wurde dies durch den Fahrer vor ihm verursacht, weshalb er nicht hauptverantwortlich für den Verstoß war. Deshalb entscheiden sich die Stewards für keine weiteren Maßnahmen, da der Fahrer direkt vor ihm für den Fehler verantwortlich ist", heißt es seitens der FIA.

Während die Racing Bulls also straffrei davonkommen, müssen McLaren und Mercedes in die Tasche greifen. McLaren-Teamchef Andrea Stella hatte direkt nach dem Rennen bereits eine Aufarbeitung des Vorfalls angekündigt: "Wenn man sich die Regeln anschaut, ist es ein bisschen kniffelig", so Stella, und stellt fest: "Es gibt ein paar Feinheiten, welche die Situation für Lando ein bisschen verwirrend gemacht haben."


Stella glaubt: "Ich denke, er hat einfach nur auf die Lichter zu diesem Zeitpunkt reagiert." Der Teamchef verteidigt seinen Schützling allerdings: "Wir denken, es ist eine sehr harmlose Situation. Wenn überhaupt, dann sollte es dazu dienen, um ein bisschen klarzustellen, was in solchen Situationen zu tun ist. Die Entscheidung kam sehr spät, als Lando schon lange auf der Pole stand, das hat den Fahrer etwas verwirrt."

Glock kritisiert Norris: "Hätte er nochmal abklären können"

Haas-Pilot Nico Hülkenberg, der weiter hinten im Feld stand, erklärt mit Blick auf das Startprozedere am Sonntag: "Ich glaube, das grüne Licht kam eigentlich nie. Ich meine, Valtteri (Bottas) ist stehengeblieben. Ich weiß nicht, ob er ein Problem hatte, oder ob er auf das grüne Licht gewartet hat. Aber ja, ich war recht weit hinten, also die Spitze ist losgefahren, und dann gab es ein paar Jungs, fünf Jungs oder so, die ziemlich lang gewartet haben, eine halbe Minute oder so - und dann sind wir endlich alle gefahren."

Als es dann endlich losging, schnappte sich Russell die Führung vor Norris

Als es dann endlich losging, schnappte sich Russell die Führung vor Norris Zoom

Sky-Experte Timo Glock räumt nach dem Rennen mit Blick auf Norris ganz vorne zwar ein, dass die Information "relativ spät" beim Piloten angekommen sei - der Deutsche hält aber auch fest: "Was mich daran stört, was Lando Norris falsch gemacht hat: Er hätte nochmal die Zeit gehabt nachzufragen, zu sagen: 'Pass auf, was müssen wir machen? Müssen wir stehen bleiben? Müssen wir nochmal losfahren?' Weil er auch die Startampel nicht so gut gesehen hat."

Glock findet: "Auf jeden Fall hätte er das nochmal mit seinem Ingenieur abklären können, weil ob er da nochmal fünf Sekunden länger steht oder nicht, wäre kein Problem gewesen. Da wäre man dem Thema aus dem Weg gegangen. Aber ja, am Ende ein Fehler von seiner Seite her und die drohende Strafe jetzt noch on top." Auch, wenn diese am Ende glimpflich für den McLaren-Piloten ausging ...