George Russell: Hätte ich bloß nicht aufs Team gehört!

George Russell ärgert sich, beim Formel-1-Rennen in Brasilien auf sein Mercedes-Team gehört zu haben: War der erste Stopp unnötig?

(Motorsport-Total.com) - George Russell bereut nach dem Großen Preis von Sao Paulo in Brasilien, dass er nicht seinem Bauchgefühl gefolgt ist. Nachdem er in der ersten Kurve des Rennens die Führung übernommen hatte, blieb Russell vor dem Polesetter Lando Norris, obwohl der McLaren bei den schwierigen Bedingungen wie das schnellere Auto aussah.

Titel-Bild zur News: George Russell

George Russells unnötiger Stopp in Brasilien? Zoom

Beide Fahrer verpassten im weiteren Verlauf eine Chance, an die Box zu kommen, als der Regen stärker wurde und die abgenutzten Intermediates nur noch wenig Grip boten. Nico Hülkenberg hatte einen Ausrutscher in Kurve eins, woraufhin das virtuelle Safety-Car aktiviert wurde und die beiden entschieden sich, kurz danach an die Box zu kommen.

Allerdings wurde das VSC schon in der Boxengasseneinfahrt wieder deaktiviert, ehe schließlich ein richtiges Safety-Car und eine rote Flagge folgten, nachdem Franco Colapinto auf der Start- und Zielgeraden verunfallte. Das verschaffte den Fahrern, die nicht an die Box kamen, einen sofortigen Vorteil, da man unter roten Flaggen die Reifen ohne Zeitverlust wechseln kann.

Russell setzt sich nicht durch: Wollte draußen bleiben!

"Alles in allem sehr schmerzhaft. Da gibt es nicht viel zu sagen", antwortet Russell auf die Frage, ob er in Brasilien zumindest ein Podium verpasst habe, nachdem er schließlich Vierter hinter Max Verstappen und den beiden Alpine-Piloten wurde, die allesamt von der roten Flagge profitierten.

Über die Entscheidung, an die Box zu fahren, erklärt er: "Ich sollte an die Box kommen, aber ich habe gesagt, ich bleibe draußen. Dann sagten sie wieder, dass ich reinkommen soll und ich meinte: 'Ich bleibe draußen.' Aber dann sagten sie wieder 'Box' und dann muss man sich am Ende auf eine Sache festlegen."

"Manchmal muss man auf sein Bauchgefühl vertrauen", so Russell weiter. "Das letzte Mal, als ich auf mein Bauchgefühl vertraut habe, ist es ziemlich gut gelaufen", eine Anspielung auf den Großen Preis von Belgien, wo Russell im Gegensatz zur Konkurrenz eine Einstoppstrategie absolvierte und das Rennen auf der Strecke gewann, nur um später disqualifiziert zu werden.

"Heute, wer weiß, ob wir das Rennen hätten gewinnen können?", fragt sich der Brite. "Wenn wir keinen Boxenstopp gemacht hätten, wären wir beim Neustart in Führung gegangen und hätten das Tempo kontrolliert. Wie hatten auch einen guten Topspeed und ich konnte Lando auf Platz zwei hinter mir halten, P2 wäre also das Mindeste gewesen."

Russell: War doch klar, dass eine rote Flagge kommt!

Russell glaubt, dass er einen besseren Blickwinkel als die Mercedes-Strategiecrew hatte, um die Entscheidung zu treffen, ob er an die Box gehen oder draußen bleiben sollte: "Aus der Sicht des Teams ist es überhaupt nicht offensichtlich", meint er. "Aus dem Cockpit war klar, dass es eine rote Flagge oder das Safety-Car geben würde, denn die Bedingungen waren unfahrbar. Der Regen hat nicht nachgelassen. Ich konnte die große schwarze Wolke über mir sehen."


"Und dann kam Shov [Andrew Shovlin, Mercedes' leitender Renningenieur] dazu, der sich über meinen Ingenieur hinwegsetzte und sagte 'Box'. Also nahm ich an ... Wir arbeiten als Team und versuchen, in der gegebenen Zeit die besten Entscheidungen zu treffen."

"Die Jungs, die nicht an die Box kamen, beendeten das Rennen auf den Plätzen eins bis drei, und wir beendeten das Rennen als die besten der Fahrer, die an die Box kamen. Also würde ich ein kleines Stückchen Zufriedenheit daraus ziehen."

Was sagen die Daten zur Strategie von Mercedes?

Doch wäre es die richtige Entscheidung gewesen, wenn die rote Flagge aufgrund des Crashes von Franco Colapinto nicht gekommen wäre? Jedenfalls wären Verstappen und die beiden Alpines bei ihrem Stopp nach ganz hinten durchgereicht worden, da das Feld schon durch das Safety-Car zusammengestaucht wurde. Russell hätte das Rennen damit wieder bereinigt angeführt.

Und auch ein Blick auf die Rundenzeiten zeigt, dass neue Intermediates bei dem stärker werdenden Regen an sich keine schlechte Idee waren. In Runde 29 - nach dem VSC und vor der Safety-Car-Phase - fuhr Verstappen auf abgewetzten Intermediates eine 1:45er-Rundenzeit. Im Vergleich dazu die Zeit von Charles Leclerc, der schon zuvor auf neue Intermediates gewechselt hatte: 1:39,370.

Am Ende hatten Russell und Norris wohl einfach nur Pech, wie auch der McLaren-Pilot sagt: "Es war der richtige Zeitpunkt, um an die Box zu kommen, es war das Richtige. Ich bereue also nichts, ich hatte nur Pech", bilanziert Norris.

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