Nicht mehr zeitgemäß? Formel-1-Teams offen für Parc-ferme-Lockerungen

Braucht die Formel 1 noch immer ein Parc ferme? Die Teams möchten es gerne behalten, sprechen sich allerdings für einige Lockerungen in der Zukunft aus

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Qualifying darf in der Formel 1 bis zum Start des Rennens am Sonntag nicht mehr an den Autos gearbeitet werden. Es greift das sogenannte Parc ferme, das es den Teams verbietet, noch einmal größere Änderungen an den Boliden vorzunehmen.

Titel-Bild zur News: Ein abgedeckter Ferrari

Nach dem Qualifying dürfen die Autos nicht mehr umgebaut werden Zoom

In Zukunft könnte diese Regelung allerdings ein bisschen gelockert werden. Denn besonders im Zusammenhang mit den noch immer recht neuen Sprintrennen wurde zuletzt immer wieder die Frage gestellt, ob das Parc ferme in dieser Form überhaupt noch sinnvoll sei?

Ferrari-Sportdirektor Diego Ioverno erklärt, dass das Parc ferme ursprünglich eingeführt wurde, damit die Teams zwischen Qualifying und Rennen keine "verrückten Dinge" tun. Denn ohne Parc ferme hätten Teams zum Beispiel zwei komplett verschiedene Autos für Qualifying und Rennen bauen können.

"Es gibt aber auch noch einen anderen Aspekt: Es geht darum, die Teams vor sich selbst zu schützen, denn die Ingenieure haben immer viel Fantasie, und manchmal sind die Mechaniker ein bisschen zu gestresst", erklärt Ioverno.

Warum einige Beschränkungen überflüssig sein könnten

Trotzdem diskutiere man aktuell darüber, die Regeln zu lockern. "Ich denke, dass die Parc-ferme-Regeln immer noch ihre Berechtigung haben. Wahrscheinlich werden wir einige von ihnen lockern, weil es andere Möglichkeiten gibt, zu kontrollieren, was wir tun", so Ioverno.

Was er meint: Durch die Budgetobergrenze wäre es Teams heute beispielsweise selbst ohne Parc ferme nicht mehr möglich, zwei unterschiedliche Autos für Qualifying und Rennen zu bauen. Es wäre schlicht und ergreifend viel zu teuer.


"Das verrückteste Quali meiner Karriere!"

Außerdem gibt es bereits seit einigen Jahren eine Sperrstunde in der Formel 1, was es den Teams auch auf dieser Ebene gar nicht mehr erlauben würde, die komplette Nacht durchzuarbeiten, um ein Auto von Qualifying- auf Renntrimm umzubauen.

"Ich glaube nicht, dass wir den Parc ferme komplett abschaffen werden. Aber wir diskutieren diese und andere Punkte mit der FIA", erklärt Ioverno daher. Ganz ähnlich sieht es auch Tom McCullough, Performance-Direktor bei Aston Martin.

Regeln sollen "weiterentwickelt" werden

"Die Einführung des Parc ferme hat viel Gutes mit sich gebracht", betont er, doch jetzt gehe es darum, "die Regeln weiterzuentwickeln", sagt er und erinnert: "Wir erlauben es, bestimmte Dinge zu ändern: Man kann das Bremsmaterial wechseln, man kann verschiedene Kleinigkeiten machen."

Nicht erlaubt ist jedoch zum Beispiel eine Änderung der Fahrhöhe. Und genau das wurde vermutlich für Lewis Hamilton und Charles Leclerc in Austin zum Problem. Dort wurden beide Piloten nach dem Rennen disqualifiziert, weil die Bodenplatte an ihren Autos zu stark abgenutzt war.

McCullough erklärt dazu: "Es gibt Dinge wie das Wetter, die sich darauf auswirken." Und weil man bei einem Sprintrennen, wie es in den USA der Fall war, bereits ab Freitag nicht mehr am Auto arbeiten darf, sei es "schwierig, das drei Tage im Voraus vorherzusagen."

"Ich denke also, dass Anpassungen an den Regeln aus technischer Sicht immer willkommen sind. Aber ich denke nicht, dass wir [das Parc ferme] abschaffen sollten", erklärt er. Kleinere Änderungen könnten heutzutage aber durchaus Sinn ergeben.

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