• 17.07.2009 13:45

Newey warnt: Jeder kann ein harter Gegner sein

Red-Bull-Designguru Adrian Newey wittert nicht nur die Konkurrenz von Brawn: Jedes Update kann ein Team nach vorn katapultieren

(Motorsport-Total.com) - In dieser Saison gab es bisher nur ein Team, das die Triumphfahrten von Brawn stoppen konnte: Red Bull. Drei Siege haben die "roten Bullen" in dieser Saison bereits eingefahren. Ihr Waffe: der RB5 von Adrian Newey, mit Doppeldiffusor noch besser unterwegs als vorher. Im Interview spricht der Designguru über die schwierige Nachrüstung des RB5, die Entwicklungsarbeit in Zeiten des Testverbots, die Forschung für 2009 und 2010 sowie eine emotionale Siegerehrung in Silverstone.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey (Technischer Direktor)

Die harte Arbeit hat sich gelohnt: Adrian Newey auf dem Silverstone-Podium

Frage: "Der RB5 konnte den Brawn schon unter Druck setzen, bevor er einen Doppeldiffusor bekommen hat. Wie sehr hat es das geplante Entwicklungsprogramm durcheinandergebracht, dass der Doppeldiffusor eingepasst werden musste?"
Adrian Newey: "Es war eine Menge Arbeit, da das Auto nicht für einen Doppeldiffusor ausgelegt war. Vor allem hat er nicht zur Hinterradaufhängung gepasst. Wir hatten nicht die Ressourcen, um das Getriebe und die Hinterradaufhängung neu zu designen, deshalb haben wir das existierende Mechanik-Paket behalten und haben versucht, es so gut wie möglich anzupassen. Der erste Versuch war unser Monaco-Paket. Das war ein kleiner Schritt nach vorn, aber es hat nicht so funktioniert wie wir es wollten. Den zweiten Schritt haben wir dann beim britischen Grand Prix gemacht."#w1#

Frage: "Hatte das Auswirkungen auf das allgemeine Entwicklungsprogramm am RB5?"
Newey: "Es hat mich sehr viel Zeit gekostet. Es waren zwei intensive Monate, in denen ich mich um den Rest des Autos nicht so kümmern konnte, wie ich es normalerweise getan hätte. Aber es ist uns gelungen, unsere normale Entwicklungsarbeit parallel weiter voranzutreiben."

Frage: "Red Bull - und alle anderen Teams - haben Upgrades gebracht, ohne sie testen zu können. Können wir daraus schließen, dass die Testfahrten in der Vergangenheit eigentlich überflüssig waren, oder wären die diesjährigen Autos noch viel schneller, wenn wie bisher weitergetestet worden wäre?"
Newey: "Das ist schwer zu sagen. Wenn man etwas ohne Tests einbaut, ist man von seinen Forschungseinrichtungen abhängig: vor allem den Tests im Windkanal, CFD und Simulation ein bisschen weniger. Jetzt bringen wir neue Elemente mit zu den Rennwochenenden. Wenn man sich da ein bisschen in die falsche Richtung bewegt hat, lässt sich das nur schwer feststellen, da wir nicht mehr so oft hintereinander testen wie bisher. Aber wir nutzen den Freitag vor den Grand Prix als Testsession, gleichzeitig bereiten wir uns auf den Rest des Wochenendes vor."

"Es waren zwei intensive Monate, in denen ich mich um den Rest des Autos nicht so kümmern konnte, wie ich es normalerweise getan hätte." Adrian Newey

Frage: "Sind die Reifen einer der Bereiche, in denen man den Mangel an Testfahrten spurt? Wir hatten in dieser Saison auf der Reifenseite schon mehrere ungewöhnliche Situation..."
Newey: "Manche der Probleme, die es in dieser Saison mit den Reifen gab, waren sehr stricken- und temperaturspezifisch. Wenn man nicht auf den Strecken testet, auf denen man Rennen fährt oder nicht die gleichen Temperaturen wie am Rennwochenende hat, dann treten diese Probleme bei den Testfahrten auch nicht unbedingt auf."

¿pbvin|512|1627||0|1pb¿Frage: "Abgesehen von den Brawns - wer könnte in den nächsten Rennen euer härtester Gegner sein?"
Newey: "Ich denke, das könnte jeder sein. Wir haben gesehen, dass McLaren und Renault am Nürburgring große Fortschritte gemacht haben und wir selbst haben in Silverstone einen Schritt gemacht. Wenn die Teams neue Pakete bringen, können sie auch gute Fortschritte machen - das war in dieser Saison bisher so und das wird wohl weiter so sein."

Frage: "Im Moment sieht es so aus, dass Red Bull die Entwicklung des aktuellen Autos bis zum Ende der Saison weiter intensiv vorantreiben muss, wenn man um beide Titel kämpft. Welche Auswirkungen hat das auf das 2010er-Auto?"
Newey: "Dieses Problem haben wir in jedem Jahr. Im vergangenen Jahr konnten wir die Forschungsarbeit, die wir für den RB4 betrieben haben, aufgrund der Reglementsänderung nicht für das 2009er-Auto nutzen. Das ist in diesem Jahr nicht der Fall. Entwicklungen für den RB5 können auch für den RB6 verwendet werden - und vielleicht geht es sogar umgekehrt, wenn wir mit der Forschungsarbeit für den RB6 beginnen."

Frage: "Sind Sie überrascht, dass Red Bull jetzt in der Meisterschaft so weit vorn ist? Hätten Sie erwartet, dass es so gut läuft?"
Newey: "Wir haben schon in den vergangenen Jahren mit Red Bull Technology gute Fortschritte gemacht, die im vergangenen Jahr im Monza-Sieg gipfelten. Dann hatten wir durch die umfassende Reglementsänderung die Möglichkeit, etwas ganz Neues und Anderes zu machen und etablierteren Mitbewerbern vielleicht etwas voraus zu sein. Im vergangenen Jahr haben wir den RB4 und den TR3 die ganze Saison über aggressiv weiterentwickelt."

"Wir waren wahrscheinlich eines der Teams, die am spätesten mit der Arbeit am 09er-Auto begonnen haben." Adrian Newey

"Andere Teams haben mit der Arbeit an ihren 08er-Autos etwas früher beendet. Wegen unserer beschränkten Ressourcen mussten wir uns da im vergangenen Sommer recht strecken. Wir haben das bestmöglich gemacht und unsere Entwicklungsteams aufgeteilt. Wir waren wahrscheinlich eines der Teams, die am spätesten mit der Arbeit am 09er-Auto begonnen haben. Wir haben ein paar neue Features gefunden, die das Auto konkurrenzfähig gemacht haben. Damit ging es nur noch darum, das Paket weiterzuentwickeln."

Frage: "Sie haben recht emotional gewirkt, als Sie beim Doppelsieg in Silverstone auf dem Podium standen. Was haben Sie da gefühlt?"
Newey: "Um ehrlich zu sein, haben wir in den drei Monaten vor Silverstone sehr hart arbeiten müssen, da wir das Auto an den Doppeldiffusor anpassen mussten. Zu sehen, dass dieses Paket in Silverstone so erfolgreich war, war einfach großartig."

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