Newey: Kimi ähnelt Mika sehr
Der Technische Direktor stellt einen Vergleich zwischen Häkkinen und dessen Nachfolger an und spricht über deren Gemeinsamkeiten
(Motorsport-Total.com) - Nach 161 Formel-1-Rennen, darunter 32 Starts für Lotus, hat Mika Häkkinen nach neun Saisons bei McLaren-Mercedes seine Rennfahrerhandschuhe endgültig ausgezogen. Als das deutsch-britische Team beim Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring die Fahrerpaarung für 2003 bekannt gab, da ließ auch der "fliegende Finne" mitteilen, dass er seine Zeit in der Königsklasse in guter Erinnerung behalten sich fortan aber ganz auf das Privatleben konzentrieren wird.

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Newey hat viele Gemeinsamkeiten zwischen Mika und Kimi gefunden
Beerbt wurde Häkkinen bei McLaren durch seinen Landsmann Kimi Räikkönen, der schon in seinem Debütjahr in der Formel 1, in der Saison 2001, einen bleibenden Eindruck hinterließ. Das durch die Verpflichtung von Ron Dennis in ihn gesetzte Vertrauen konnte der genauso wortkarge wie auch ruhige Finne teilweise schon zurückzahlen. Im teaminternen Qualifikationsduell liegt der 22-Jährige momentan mit 8:4 deutlich vor Coulthard. Dafür konnte der Schotte bislang schon fast doppelt so viele Punkte sammeln wie sein neuer Teamkollege. Den 32 Zählern Coulthards stehen 17 von Räikkönen gegenüber. Erfahrung zahlt sich halt aus. Der Fairness halber muss aber gesagt werden, dass "Kimi" acht Mal nicht die Zielflagge sah; "DC" nur drei Mal nicht.
Auch wenn Räikkönen beim Großen Preis von Frankreich, in Führung liegend, auf der Ölspur des havarierten Toyota von Allan McNish ausrutschte und er seinen ersten Formel-1-Sieg somit verpasste, so ist man bei McLaren-Mercedes weiterhin felsenfest davon überzeugt, dass der Finne der Fahrer der Zukunft ist. Teamchef Ron Dennis und auch Norbert Haug ließen daran bislang keinen Zweifel aufkommen und auch der Technische Direktor des Teams schließt sich dieser Meinung an.
"Natürlich haben wir andere Fahrer in Erwägung gezogen", erklärte Adrian Newey dem Fachmagazin 'F1 Racing' vor kurzem, dass man im letzten Jahr die Optionen abwägen musste. "Wir hätten zum Beispiel Giancarlo Fisichella, Jarno Trulli, Olivier Panis und Alexander Wurz verpflichten können. Jeder von diesen Fahrern hätte sicherlich eine sehr zufrieden stellende Arbeit geleistet, doch am Ende entschieden wir uns für Kimi, weil er auf lange Sicht hin gesehen die beste Wahl war."
Inzwischen hat sich herausgestellt, dass diese Entscheidung goldrichtig war, denn was den reinen Speed angeht, so spielt Räikkönen ganz vorne in der Formel 1 mit. In punkto Erfahrung muss er sicherlich noch hinzulernen, doch es ist bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen. Erfahrung ist aber etwas was im Gegensatz zum Speed mit der Zeit kommt, denn ein Fahrer ist entweder schnell oder er ist es nicht. Kimi Räikkönen ist schnell und Adrian Newey hat schon Ähnlichkeiten zwischen dem 22-Jährigen und seinem Vorgänger, Mika Häkkinen, festgestellt: "Beide verfügen über eine unglaubliche Fahrzeugbeherrschung. Kimi fährt genauso schnell in eine Kurve hinein wie Mika früher. Er weiß, dass er sie bekommen wird. Andere Fahrer sind nicht sofort am Limit, sie müssen sich erst einmal herantasten", erklärt Newey, dass der von außen so ruhig und cool wirkende Räikkönen förmlich explodiert sobald er auf Rundenzeitenjagd geht.
Doch der Technische Direktor hat noch eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den beiden Finnen ausgemacht: "Kimi und Mika ähneln sich sehr in der Art und Weise wie sie das Fahrzeugverhalten beschreiben. Sie verschwenden nicht viele Worte, doch die Wörter die sie benutzen beschreiben es sehr genau. Wenn Kimi einen Kommentar über das Auto abgibt, dann ist er es wert zuzuhören, genauso wie das bei Mika war. Sie kommen einfach auf den Punkt."
Im Rennen geht es gerade bei den Zweikämpfen darum, Nervenstärke zu beweisen, sich vom Gegner nicht verunsichern und in einen Fehler hetzen zu lassen. Dass Räikkönen ein "cooler Hund" sein kann, bewies er zuletzt auf dem Hockenheimring, als er beim Überholversuch von Juan-Pablo Montoya so lange dagegenhielt wie es ihm möglich war. Schlussendlich musste er den viel schnelleren BMW-Williams-Piloten zwar ziehen lassen, doch mit seinem Verhalten während des Zweikampfs hatte der Finne keinen Zweifel daran gelassen, dass er dagegenhält, wann immer er kann. Newey fasziniert schon seit er mit Häkkinen zusammenarbeitete, wie dieser sich nicht vom Druck der in der Formel 1 an der Tagesordnung ist nervös machen ließ. Genau diese Charaktereigenschaft hat er auch bei "Kimi" festgestellt: "Sie besitzen beide diese innere Stärke, welche fast wie eine Unnahbarkeit erscheint. Sie lassen sich einfach nicht von dem Druck, der einfach existiert, wenn man einen Formel-1-Boliden fährt, beeindrucken. Im Gegenteil, sie scheinen das einfach mit einem Achselzucken abzutun."
Von den sieben Finnen die es bislang in die Formel 1 geschafft haben, ist Häkkinen mit 20 Siegen und zwei Fahrertiteln bislang der erfolgreichste Mann. Doch für Dennis, Haug, Newey und Co. Ist es nur eine Frage der Zeit, bis der in die Fußstapfen des "fliegenden Finnen" getretene Räikkönen seinen Landsmann übertrumpfen wird.

