• 10.02.2010 12:32

Newey: "Es ist eine Evolution"

Red-Bull-Designer Adrian Newey über den neuen RB6, die Auswirkungen der Regeländerungen und die neuen Wege beim Diffusor

(Motorsport-Total.com) - Während alle anderen Topteams ihre neuen Fahrzeuge bereits in Valencia erstmals ausführten, bastelte Red Bull weiter am Neufahrzeug RB6. Erst zum heutigen Beginn der Testfahrten in Jerez nahm auch Red Bull des Betrieb auf. Das Entwicklungsteam um Stardesigner Adrian Newey hat - entgegen vieler Gerüchte - kein revolutionäres neues Konzept gebracht, sondern der neue RB6 ist eine logische Weiterentwicklung des Vorgängermodells. In Jerez erklärte Newey sein neuestes Werk.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey (Technischer Direktor)

Keine Revolution, sondern Evolution: Newey hat auf neue Wege verzichtet

Frage: "Es ist kein Geheimnis, dass ihr eine Zeit lang auf den Mercedes-Motor gehofft hattet. Aber das hat letztlich nicht geklappt. Inwieweit hat euch das bei der Entwicklung des Autos betroffen?"
Newey: "Zunächst einmal muss man sagen, dass Mercedes wirklich im vergangenen jahr ein gutes Stückchen vor allen anderen lag. Renault hat den Motor seit 2006 nur wenig verändert, daher ist man etwas zurückgefallen. Wir hatten uns eigentlich schon für den Einbau einen Mercedes-Motors vorbereitet, aber das wurde dann von anderer Seite verhindert."#w1#

"Renault ist dann auf uns zugekommen. Wir hatten stets ein tolles Verhältnis zu Renault. Man hat uns immer einen guten Support geboten, hat sich in allen Belangen um uns bemüht. Wir hatten auch immer den gleichen Motor wie das Werksteam. Die Beziehungen waren immer intakt. Und als das mit Mercedes letztlich nicht geklappt hat, war es die logische Entscheidung, dass wir mit Renault weiterzumachen. Wir haben dadurch leichte Verzögerungen gehabt, aber es war nicht weiter schlimm."

Frage: "Du hast im Kampf gegen das Duo Schumacher/Brawn viel Erfahrung. Dabei ging es nicht immer nur um den Kampf auf der Strecke, sondern manchmal auch außerhalb. Wie stehst du dazu?"
Newey: "Was soll ich dazu jetzt sagen (lacht)? Die Kombination Schumacher/Brawn/Ferrari/Todt war früher eine sehr erfolgreiche. Es hat sich aber einiges verändert, Jean Todt ist zum Beispiel jetzt bei der FIA. Wir alle verändern uns. Die starten jetzt also eigentlich wieder von vorne."

Frage: "Welche Auswirkungen hatte die Tatsache, dass ihr in diesem Jahr bezüglich des Doppeldiffusors noch einmal bei Null beginnen konntet?"
Newey: "Wir haben uns im vergangenen Jahr frühzeitig dafür entschieden, dass wir unser Konzept bei der Hinterradaufhängung nicht wegen des Doppeldiffusors aufgeben. Wir hätten auch gar nicht die Zeit und die nötigen Ressourcen dafür gehabt."

Red-Bull-Renault RB6

Der neue Red Bull-Renault RB6 wird diese Woche in Jerez getestet Zoom

"In diesem Jahr konnten wir das Getriebe und die Aufhängung mit dem Doppeldiffusor im Hinterkopf neu gestalten. Die Konsequenz ist, dass wir im Vergleich zum vergangenen Jahr nun einen Diffusor nutzen können, der in Form und Größe den Arbeiten der Konkurrenz mehr entspricht."

"Bei unserer Art der hinteren Aufhängung war die Installation eines einfachen Diffusors ganz einfach, aber eines Doppeldiffusors umso schwieriger. Trotzdem haben wir im vergangenen Jahr eine ganz gute Lösung gehabt."

Frage: "Offenbar gehen Teams wie McLaren oder auch Renault beim Bau der Diffusoren jetzt sehr weit. Wie siehst du die Situation?"
Newey: "Man kann es schlecht sagen, weil man nicht genau weiß, wie deren Lösung unter dem Auto genau aussieht. Ich kann es anhand von Fotos allein nicht genau beurteilen. Ganz klar ist natürlich, dass sich alle intensive Gedanken um diesen Bereich gemacht haben."

"Wir haben dort ein Feld, wo noch viele Experimente möglich sind. Es laufen bei vielen Teams einige Versuche diesbezüglich. Das Problem ist, dass man sich nun von der Regelgebung, wie sie anfangs gedacht war, schon weit entfernt hat. Renault und McLaren gehen jetzt offenbar einen neuen Weg. Die Zeit wird zeigen, welches die richtige Lösung ist.


Fotos: Präsentation des Red Bull RB6


Frage: "Welche Auswirkungen haben die neuen Regeln auf das Auto, zum Beispiel in Bezug auf Größe und Radstand?"
Newey: "Wie alle anderen Teams mussten auch wir den Tank auf ungefähr die doppelte Größe bringen. Der Tank ist nun höher, länger und breiter, was bei der Unterbringung gewisse Probleme bringt. Zum Beispiel muss man aufpassen, dass die Kühlung nicht darunter leidet. Unser Auto ist nun etwas in die Länge gezogen, aber nicht allzu viel. Das wird nicht besonders starke Auswirkungen auf die Balance haben. Es waren insgesamt eigentlich die drei großen Veränderungen im Reglement, die das Design des Autos leicht verändert haben."

Frage: "Im vergangenen Jahr hatte euer Auto eine einzigartige Form, in diesem Jahr sehen sich alle wieder ähnlicher..."
Newey: "Unser neues Auto ist ganz klar eine Evolution auf Grundlage des letztjährigen Wagens. Wir haben uns bei unserem Auto einfach die Dinge angeschaut, die wir weiter verbessern konnten. Der größere Benzintank und auch die optimale Nutzung des Diffusors haben einige Änderungen nötig gemacht. Aber der Rest sind einfach logische Weiterentwicklungen."

"Unsere Fahrerpaarung ist sehr gut." Adrian Newey

Frage: "Im Rennen baut das Auto die Benzinlast von 160 Kilogramm fast bis auf Null ab. Wie wirkt sich das aus?"
Newey: "Natürlich ändern sich dadurch die Fahreigenschaften. Das ist keine ganz einfache Geschichte."

Frage: "Wirkt sich der schmalere Vorderreifen deutlich auf die Aerodynamik aus?"
Newey: "Nein, überraschenderweise sind die Unterschiede im Bereich Aerodynamik nicht schwerwiegend. Eher muss man die Veränderung der Auflagefläche in Betracht ziehen, denn wir haben vorne weniger Grip. Das wiederum muss man bei der Gewichtsverteilung und beim Grundsetup des Autos bedenken."

Frage: "Du hast eure beiden Fahrer nun einige Zeit kennenlernen dürfen. Wie siehst du euch bezüglich der Piloten aufgestellt?"
Newey: "Unsere Fahrerpaarung ist sehr gut. Wir haben den erfahrenen Mark und den jungen Sebastian, der schnell lernt. Die beiden haben eine gute Beziehung, auch wenn sie natürlich auch in gewisser Weise Konkurrenten sind. Jeder weiß, dass es den Teamkollegen zu schlagen gilt."

"In ihrer Art, den Ingenieuren Feedback zu geben, sind die beiden recht unterschiedlich. Da ergänzen sie sich sehr gut. Das macht es für uns einfacher, die Geheimnisse des Autos viel besser zu verstehen."

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