• 29.08.2011 10:55

  • von Stefan Ziegler

Newey: Die Angst war groß

Red-Bull-Designer Adrian Newey fiel ein Stein vom Herzen, als Sebastian Vettel und Mark Webber in Belgien sicher im Ziel waren - Große Reifensorgen

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Belgien stand aus der Sicht von Adrian Newey vollkommen im Zeichen der Reifensituation. Die Pirelli-Pneus hatten bereits in der Qualifikation einige Blasen geworfen, was den Rennstart der Top 10 wesentlich schwieriger - und gefährlicher - gestaltete als sonst. Besonders groß waren die Sorgen bei Red Bull, die deshalb sogar über einen Start aus der Boxengasse nachdachten.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Mark Webber, Adrian Newey (Technischer Direktor)

Ein erlösender Augenblick: Adrian Newey mit Webber und Vettel auf dem Podest

Newey und der Kommandostand der WM-Spitzenreiter befürchteten ein Sicherheitsrisiko, wie der Brite gegenüber 'GrandPrix.com' bestätigt. "Ich muss gestehen: Es war eines der erschreckendsten Rennen, an dem ich je beteiligt war. Mit rutschte das Herz in die Hose. Unsere vorrangige Aufgabe ist es ja, die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten. Am Ende war ich einfach nur sehr erleichtert."

So sehr, dass Newey nach der Zieldurchfahrt sogar einige Freudentränen im Knopfloch seines Teamshirts verdrückte. Der Designer hatte unter großen Druck gestanden. Red Bull zog nämlich ernsthaft in Erwägung, auf die gute Ausgangslage in der Startaufstellung zu verzichten, um die beiden RB7-Fahrzeuge im Hinblick auf die Sicherheit zu modifizieren. Keine einfache Entscheidung.

"Den damit einhergehenden Leistungsverlust nahmen wir hin." Adrian Newey

"Es war ganz knapp", sagt Newey über die Kurswahl im Team der Titelverteidiger. "Ich beschloss zum Schluss, einige Veränderungen vorzunehmen und einen viel höheren Reifendruck zu verwenden, um zu versuchen, die Lage etwas sicherer zu gestalten." Im Rahmen der Parc-Fermé-Bedingungen natürlich, sodass Sebastian Vettel und Mark Webber ihre guten Startplätze behalten konnten.

"Den damit einhergehenden Leistungsverlust nahmen wir hin", erklärt Newey. "Deshalb fuhren wir nur einen sehr kurzen Stint auf den Reifen aus der Qualifikation und kamen früh herein. Marks Reifen waren mehr strapaziert als die Pneus von Seb. Aus diesem Grund holten wir unsere Fahrer in den Runden drei und fünf in die Box." Anschließend fuhr das Red-Bull-Duo zu einem Doppelerfolg.


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Belgien


Diesen hätte sich das Team bei zu großen Bedenken aber durch die Lappen gehen lassen. "Wenn es ein Sicherheitsproblem gewesen wäre, hätten wir es nicht gemacht", stellt Newey klar und erläutert die großen Schwierigkeiten aus Spa-Francorchamps: "Die Reifen werfen schon seit den 1960er-Jahren Blasen. Das ist also nicht das Problem. Es ging um die strukturelle Integrität der Pirelli-Pneus."

"Die Blasen traten sehr nahe an der Innenschulter auf, wo die Seitenwand auf die Lauffläche trifft. Die Reifen hätten nicht sehr viel mehr mitgemacht. Es gab strukturelle Schäden und Pirelli hatte den Eindruck, dass ein Defekt drohte", gibt Newey rückblickend zu Protokoll. Ein solcher Defekt blieb allerdings aus und unterm Strich ging alles glatt - sowohl bei Red Bull als auch bei der Konkurrenz.