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Neuer Regenreifen entzweit die Gemüter

Während Adrian Sutil und Felipe Massa über den neuen Regenreifen schimpfen, erkennen Nico Rosberg und Romain Grosjean keinen großen Unterschied

(Motorsport-Total.com) - Der "Tropen"-Grand-Prix von Malaysia hat die Formel 1 schon in vielen Jahren in ein Wasserspiel verwandelt, und auch heute öffneten die Wolken über der Rennstrecke von Sepang pünktlich zum Beginn des Qualifyings ihre Schleusen, woraufhin das Zeittraining erst mit 50 Minuten Verspätung gestartet werden konnte. Zugleich war das Qualifying in Malaysia auch ein erster Härtetest für die neu entwickelten Regenreifen von Pirelli - und dabei fielen sie bei einigen Fahrern glatt durch.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Der neue Regenreifen kommt nicht bei allen Fahrern gut an Zoom

"Sie haben die Reifen härter gemacht, zudem haben wir Abtrieb verloren, und nun haben wir keinen Grip", ärgert sich Adrian Sutil. "Im Regen hast du erst recht keinen Grip und dann auch noch einen schlechten Regenreifen. Es ist, als würde man Rallye fahren", schimpft der Sauber-Pilot. Williams-Pilot Felipe Massa kommt zu einem ähnlichen Urteil. "Ich mag sie auch nicht. Auf der ersten Runde sind sie am Besten. Danach wirst du langsamer, weil du Grip verlierst. Der Reifenabbau im Nassen und die Art und Weise, wie sich die Regenreifen verhalten, ist nicht gut."

Pirelli hatte die Regenreifen ähnlich wie die Slicks vor der Saison überarbeitet. Durch eine Änderung des Profils wurde die Wasserverdrängung erhöht. Pro Sekunde kann der Regenreifen nun pro Sekunde 65 anstatt bisher 60 Liter Wasser verdrängen. Zudem wurde eine härtere Reifenmischung gewählt. Damit reagierte Pirelli auf das deutlich höhere Drehmoment der neuen Turbo-Antriebe.

Rosberg und Grosjean erkennen keinen Unterschied

Doch optimal ist das Verhalten der Regenreifen auch für Jenson Button nicht. "Es war kein gleichmäßiges Gefühl im Nassen. An einer Stelle bot der Reifen Grip und dann wieder nicht", beklagt der McLaren-Pilot und sagt: "Ich kann mich nicht erinnern, dass die Autos schon einmal so stark ausgebrochen sind, wie heute." Dies wurde unter anderem Marcus Ericsson (Caterham) zum Verhängnis, der mit seinem Fahrzeug gegen Ende von Q1 abflog.

Doch längst nicht alle Fahrer teilen die Kritik an den neuen Regenreifen. "Es ist kein großer Unterschied zum vergangenen Jahr", sagt Mercedes-Pilot Nico Rosberg. "Es sind vielleicht nicht die besten Regenreifen, die wir gefahren sind, aber ich spüre keinen großen Unterschied zu früher", bestätigt auch Romain Grosjean. "Wir sind mit Intermediates und Regenreifen gefahren und hatten kein großes Aquaplaning. Also sind sie sicher."


Fotos: Großer Preis von Malaysia, Samstag


Williams-Pilot Valtteri Bottas geht sogar noch einen Schritt weiter. "Für mich haben sich die Regenreifen leicht besser als im vergangenen Jahr angefühlt. Der Griplevel ist immer noch nicht hoch, und es ist ziemlich rutschig, aber ich hatte nur eine Runde. Es ist besser, aber immer noch nichts Besonderes."

Hohes Drehmoment macht Traktion schwieriger

Erwartungsgemäß positiv äußerte sich Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery nach dem Regen-Qualifying von Sepang. "Insgesamt sind wir mit unseren neuen Regenreifen zufrieden. Es gab keine Probleme mit dem Verschließ, außerdem kommen sie mit Aquaplaning besser zurecht", sagt der Brite. "Zudem haben wir die Lücke zwischen dem Intermediate und dem Regenreifen geschlossen, was zu einigen interessanten Strategien führt."

Hauptursache für das schwierigere Fahrverhalten im Nassen ist laut Button das deutlich höhere Drehmoment der Motoren. "Es gibt einfach eine Menge Drehmoment, daher ist jeder Gangwechsel schwierig. Beim Hochschalten drehen die Hinterräder durch, beim Herunterschalten blockieren sie", sagt der McLaren-Pilot. "Wir müssen sicherlich noch an der Feinabstimmung arbeiten, aber wir waren nicht das einzige Team, welches Probleme hat."

Wie schwierig es ist, das richtige Maß an Traktion zu finden, erläutert Button an einem Beispiel. "Nehmen wir Kurve vier. Wenn ich dort im zweiten Gang fahre und beschleunige, drehen die Räder durch. Schalte ich in den dritten Gang, drehen die Räder durch. Fahre ich von Anfang an im dritten Gang und beschleunige, drehen die Räder durch. Es macht also keinen großen Unterschied. Ich habe dort alles ausprobiert, bin verschieden griffige Linien gefahren, habe früher oder später geschaltet oder bin in einem höheren Gang gefahren. Es läuft alles aufs selbe hinaus: Die Räder drehen durch."

"Wir haben jetzt Drehmoment. Das ist ungewöhnlich und gab es seit den 1980ern nicht mehr", zieht Button einen Vergleich zur letzten Turbo-Ära der Formel 1. Das Drehmoment der bis zum Vorjahr verwendeten Saugmotoren war hingegen nur etwa halb so groß. "Der Reifen wurde an einem Auto entwickelt, welches kein Drehmoment hatte. Dadurch ist es bei diesen Bedingungen etwas schwierig. Wenn im fünften Gang auf der Geraden die Räder durchdrehen, ist das ungewöhnlich."