• 29.03.2014 16:29

  • von Dominik Sharaf

"Keine Diskussion": Konkurrenz kritisiert Horner-Verteidigung

Mehrere Teamchefs ziehen die Red-Bull-Argumentation in der Benzinaffäre in Zweifel - Wollten sich die Österreicher einfach einen Vorteil erschleichen?

(Motorsport-Total.com) - Ein guter Anwalt legt sich seine Verteidigungsstrategie schon vor dem Prozess zurecht. So gesehen ist an Christian Horner ein Jurist verloren gegangen. Am Rande des Malaysia-Grand-Prix wird der Red-Bull-Teamchef nicht müde zu betonen, warum er seine Truppe in der Affäre um den Benzindurchflussmengen-Sensor für unschuldig hält: Die Weltmeister hätten in Melbourne die Regeln befolgt, nur die Technischen Richtlinien nicht eingehalten. Die Konkurrenz schüttelt mit dem Kopf.

Titel-Bild zur News: Christian Horner, Daniel Ricciardo

Christian Horner im Rampenlicht: Was er sagt, gefällt längst nicht jedem Zoom

Eric Boullier glaubt nicht, dass Red Bull mit dieser Argumentation am 14. April vor dem FIA-Berufungsgericht erfolgreich ist. "Bei jedem Sensor, den man irgendwo kauft, egal für was - da gibt es eine Betriebsanleitung, in der Auskunft über die Genauigkeit gegeben wird", erklärt der McLaren-Rennleiter. "Hat man zwei Messgeräte, wird es immer Abweichungen geben." Horner und seine Mitstreiter wollen allerdings nur den Werten ihres Kraftstoffzuteilers Glauben schenken, nicht dem Einheitsbauteil der Firma Gill.

Dessen Einbau fordert der Weltverband in seinen Technischen Richtlinien, die quasi eine operative Umsetzung des Reglements darstellen. Red Bull stellt jetzt deren Verbindlichkeit infrage, um Daniel Ricciardos zweiten Platz zurückzuerhalten. Für Boullier ist die Sache logisch, ganz und gar nicht strittig: "Alles ist in Ordnung. Uns wurde gesagt, wir sollen ihn benutzen. Wir benutzen ihn. Da gibt es keine Diskussion."Auch Toto Wolff ist nicht einverstanden mit der Horner-Sichtweise: "Es ist sehr gefährlich, das so vereinfacht zu betrachten", warnt der Mercedes-Motorsportchef.


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Malaysia, Samstag


Der Österreicher glaubt, dass verbindliche Technische Richtlinien nötig sind, um den Teams die Arbeit zu erleichtern: "Wir erwarten von der FIA, uns anzuleiten. Die FIA hat Anweisungen gegeben, wie in bestimmten Situationen zu verfahren ist", so Wolff. Boullier geht einen Schritt weiter: Er deutet an, dass Red Bull mit den durch den Kraftstoffzuteiler ermittelten Werten einen Vorteil hatte: "Gibt es ein Interesse, System A zu gebrauchen, weil man so schneller ist, dann tut man das. Aber wenn einem gesagt wird, dass man System B nutzen muss - keine Frage."

Eine komplette Abschaffung der Sensoren, wie sie Horner ebenfalls bereits vorgeschlagen hat, hält der Franzose für blanken Unsinn: "Wir müssen den Durchfluss beachten, also brauchen wir ein Messsystem. Wir haben genau das mit der FIA diskutiert." Obwohl auch McLaren und Mercedes in Melbourne wegen irregulärer Verbrauchsspitzen Warnungen der Kommissare erhielten, skizziert Robert Fernley, Co-Teamchef bei Force India, ein Problem des Renault-Motors: "Es geht darum, die optimale Power innerhalb der Benzinregularien herauszuholen. Mercedes kann das erreichen."