Neues Silberpfeil-Chassis: Das Dilemma mit dem Test
McLaren-Mercedes-Teamchef Whitmarsh verrät, dass man ein neues Chassis ausprobiert hat, was das Team prompt in eine unangenehme Situation brachte
(Motorsport-Total.com) - Nachdem doch etwas überraschenden Sieg beim Großen Preis von Ungarn durch Lewis Hamilton präsentiert sich das McLaren-Mercedes-Team auch beim Großen Preis von Europa in Valencia bisher konkurrenzfähig. Zumindest ein Platz auf dem Podium sollte in greifbarer Nähe sein.

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Martin Whitmarsh macht deutlich, welche Folgen die Reglementänderungen haben
Dabei wurden dem Team durch die Sparmaßnahmen bei der Verbesserung des Autos in den vergangenen Wochen Steine in den Weg gelegt: "Wie alle anderen wurde unsere Fabrik zwischen dem vergangenen und diesem Rennen geschlossen, dies hat allen in der Fabrik eine zusätzliche Herausforderung beschert", so Teamchef Martin Whitmarsh.#w1#
"Ich bin mir sicher, dass bei allen Teams jeder hart gearbeitet hat, sicherlich in unserem. Wir haben eine Serie von Upgrade-Paketen dabei, wie man dies heute sehen konnte. Vielleicht haben wir keine ausreichende Anzahl dieser Teile dabei. Aber wir haben ein neues Frontflügel-Paket dabei, das wir heute Morgen mit Heikki ausprobiert haben. Wir hatten ein paar Modifikationen am Unterboden, welche wir mit Lewis ausprobierten. Zudem probierten wir heute am Auto von Lewis eine Version mit kürzeren Radstand aus."
"Wir machen im Hinblick auf das diesjährige Auto immer noch Druck", so der Brite weiter, der auf Verbesserungen auf schnellen Kursen hofft, die nun noch anstehen, wie zum Beispiel Spa. Dies ist die Schwäche des diesjährigen Autos. "Die Formel 1 ist im Moment so konkurrenzfähig. Man muss sich bei jedem Rennen weiter verbessern, aber natürlich befinden wir uns in einer etwas anderen Position als Brawn und Red Bull, da wir uns darauf konzentrieren müssen, dass wir sicherstellen, kommendes Jahr mit einem schnellen Auto aus der Box zu kommen."
Für das Team war der Sieg von Hamilton auf dem Hungaroring eine große Erleichterung: "Man kann sich vorstellen, dass es für ein Team, das es gewohnt war zu siegen, sehr schwierig ist, wenn man dies nicht tut. Man realisiert, dass es nicht so viel Spaß macht, zu einem Rennen zu gehen, wenn man nicht die Aussicht hat, in der Lage zu sein, zu gewinnen. Man kann nicht immer zu einem Rennen kommen und gewinnen, aber wenn man zu einem Rennen in dem Glauben kommen kann, dass man gewinnen kann, dann macht es einen sehr großen Unterschied aus."
"Es war aus diesem Grund fantastisch. Es war meiner Meinung nach für alle ein hartes Jahr. Ich bin für alle in Woking, Brixworth und Stuttgart erleichtert, die ihren Kopf aufrecht gehalten und hart gearbeitet haben. Viele Leute haben dieses Auto und uns abgeschrieben. Alle realisieren, dass dies kein glücklicher Sieg ist. Auf diesem Kurs und unter diesen Bedingungen waren wir sehr stark."
"Ich denke, dass wir hier stark sein werden, dort sollten wir auch sein, an der Spitze, aber alle verbessern ihr Auto. Alle machen sehr, sehr viel Druck, und auch wir müssen dies nach wie vor tun. Zumindest für die Fabrik war es eine bessere Pause, als es hätte sein können."
Lewis Hamilton konnte sein Training am Nachmittag nicht fortsetzen, weil er sich den Frontflügel beschädigte, und das Team von dem neuen Exemplar keine Ersatzteile mehr hatte: "An Lewis' Auto experimentierten wir heute mit dem Radstand. Wir wussten, dass wir den Unterboden, die Nase und die Montage des Frontflügels verändern müssen, wenn wir den Radstand verändern, da wir die Position der Vorderachse verändert haben. Da wir dies getan haben, hatten wir nicht ausreichend Teile."
"Lewis beschädigte sich die Spitze der Nase zu Beginn des zweiten Trainings, und wir haben Teile, die sich im Moment auf dem Weg hierher befinden. Ich fühle mich diesbezüglich nicht verlegen. Ich fühle mich frustriert. Es gibt in der Formel 1 ein paar Probleme durch die vernünftig bedachte Maßnahme, die Tests zunehmend zu reduzieren. Aber es gibt eine Vielzahl an Dingen, die dadurch verursacht werden, zum Beispiel, dass wir uns in Zukunft Sorgen über die Entwicklung junger Fahrer machen müssen. Ich denke, dass wir uns innerhalb des Teams Gedanken darüber machen müssen, wie wir dies schaffen können."
"Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass der Freitag ein Testtag ist, und man tatsächlich Autos in verschiedenen Spezifikationen hat. Man führt Vergleichstests durch und sammelt Daten. Das ist im Vergleich zu dem, was man gewöhnt ist, ein völlig anderer Tag. Das Dilemma ist die Frage, was man herstellt. In den guten alten Tagen hätte man zwei Autos gehabt, und um sich für das Wochenende abzusichern, hätte man zum Beispiel sechs Flügel-Sätze gehabt. Man hätte drei Auto gehabt, und wenn man einen verliert, da hätte man immer noch eines und ein Ersatzteil gehabt. Man kann dies nicht rechtfertigen, also geht man ein paar Risiken ein."
"Ohne Zweifel wird es Leute geben, die sagen möchten, dass es nicht richtig sein kann, dass man sich eine Nasenspitze beschädigt und für den Rest der Einheit nicht auf die Strecke gehen kann. Wir machen einfach intensiv Druck, um das Auto zu entwickeln, verwenden die Freitage als Testtag, und in dieser besonderen Situation hatten wir Pech, dass wir kein Teil mehr übrig hatten, um in der Lage zu sein, zu fahren."
"Wie ich schon gesagt habe, dies ist frustrierend, nicht peinlich, ich denke jedoch, dass sich beide Fahrer ziemlich wohl fühlen, angesichts dessen, wo das Auto steht. Ich bin mir sicher, dass sich der Kurs morgen noch ein wenig weiter entwickelt hat, und ich denke, dass wir konkurrenzfähig sein können. Aber es ist nicht schön, beinahe anderthalb Stunden herum zu sitzen und nicht der Lage zu sein, mit dem Auto zu fahren."

