• 11.05.2007 18:06

  • von David Pergler

Neues Motorhome für Ferrari

Der Trend weg vom kleinen Motorhome hin zu großen und prächtigen Kommunikations- und Medienzentren geht auch an Ferrari nicht vorbei

(Motorsport-Total.com) - Trotz ihres Images als Hochtechnologiesportart ist die Formel 1 nicht abgeneigt, Traditionen zu pflegen, und eine dieser Traditionen besteht darin, dass die mittlerweile temporär fest installierten, hohen Gebäude ohne Räder von ihren Baumeistern immer noch als "Motorhome" bezeichnet werden und das darin arbeitende Personal als "Motorhomers".

Titel-Bild zur News: Ferrari-Motorhome

So sieht der neue PR-Tempel des Ferrari-Teams in Barcelona aus


Vielleicht, weil Ferrari mit der Formel 1 länger verwurzelt ist als jedes andere Team, blieb der Rennstall aus Maranello dem klassischen Motorhome länger treu als die meisten anderen Teams. Aber in diesem Jahr ersetzt eine völlig neue Gebäude-Einheit die früheren zwei Fahrzeug-Anhänger, welche bisher als Ferrari-Medienzentrum und zur Sponsorenbetreuung dienten.#w1#

Eine andere feste Tradition besteht darin, dass neue Motorhomes immer beim ersten Europa-Grand-Prix der Öffentlichkeit präsentiert werden, deswegen gibt es ab heute am Circuit de Catalunya die neue Ferrari-Anlage zu bestaunen.

Es ist das vermutlich einzige Rennen im Jahr, wo sich Menschen, welche im Paddock arbeiten und die Glitzerwelt der Formel 1 gewöhnt sind, sich selbst wie Zuschauer und Touristen fühlen und ehrfurchtsvoll die neuesten Kreationen der Teams bewundern, die für sie bald zum Alltag gehören werden.

"Wir haben vor zwei Jahren angefangen, über diese Einrichtung zu sprechen, und die Anweisung für einen konkreten Projektbeginn kam Ende 2005", sagte Jon Williams von Procar International, der Firma, welche Ferrari bereits seit einer Dekade mit Fahrzeugen ausstattet.

"Procar entwickelte das Konzept, welches wir zu Fran Crush brachten, einem Designer bei Sepang Design, welcher die äußere Formgestaltung übernahm. Er verfolgte das Projekt von Beginn an. Der Bau begann im April 2006 unter der Aufsicht eines beratenden Ingenieursbüros um Frazer Nash, welcher die konstruktiven Elemente des Projekts betreute. Der Bau der Struktur allein dauerte ein Jahr."

Ferrari wollte seine vorhandene Anlage erweitern und seine Wirtschaftlichkeit in allen Belangen verbessern, dieses Vorhaben lieferte den Input für das neue Projekt.

"Die Idee besteht darin, eine gebundene Einheit zu haben, um effizienter auf allen Gebieten arbeiten zu können; Personal, Verpflegung, Informationstechnik, Kommunikation, alles soll innerhalb der neuen Struktur unter einen Hut gebracht werden", bestätigt Williams.

"Das Erdgeschoss wird den Medien zugeteilt, welches ein zentrales Speisezimmer und einen Bereich für Pressekonferenzen enthält, mit drei Büros an der Seite in einem Modul zusammengefasst für den Pressesprecher, ein Hauptbüro und ein Photographenbüro."

"Der erste Stock ist für die Teamgäste, wieder mit einem offenen Bereich mit Sitzplätzen in der Mitte und ein VIP-Meeting-Room. Darüber hinaus haben wir eine Dachterrasse, welche einen vollen Rundumblick um 360 Grad gewährt. Es ist eine große Struktur, welche mit den FOM-Regularien bezüglich Einrichtungen im Paddock-Bereich übereinstimmt."

"Der gesamte Komplex ist 11,1 Meter breit und 14 Meter lang. Hinten befindet sich noch ein Service-Anhänger mit einer 7,5 Meter langen, voll ausgestatteten Küche. Er beinhaltet auch den Stromgenerator, Wasser, Gas, Klimaanlage und andere Dinge. Auf dem Dach dieses Anhängers ist ein anderes Modul mit Dusche und Toilette angebracht."

Effizienz ist jedoch nicht nur an der Rennstrecke ausschlaggebend, auch der Zusammenbau und der Transport sollten einfach gestaltet werden. Bislang nahm der Aufbau des Motorhomes mehrere Tage in Anspruch, das soll sich mit dem neuem Ferrari-Kommunikations- und -Medienzentrum nun ändern.

"Das Material wird für den Transport auf sechs Transportfahrzeuge verteilt", erklärt Williams, "der Aufbau dauert nur noch einen Tag, dann steht die Basisstruktur, die Ausstattung benötigt dann auch noch einen Tag. Das Projekt benötigt weniger Arbeitskräfte, ist also wesentlich einfacher zu bewerkstelligen. Das war von Beginn an ein Hauptpunkt."

"Das Raumdesign wurde von einer Firma namens Country Lab und ihrem Designer Francesco Carboncini ausgeführt. Das Ungewöhnliche ist, dass der Komplex aus großen Modulen besteht, welche näherungsweise 8.000 Kilogramm wiegen im Erdgeschossbereich, mit Dachterrasse, welche etwa 5.500 Kilogramm auf die Wage bringt, und dem Service-Anhänger mit 22.000 Kilogramm. Um das Gebäude aufzurichten, wird ein 80 Tonnen schwerer Kran benötigt, um die Module anzuheben und zu positionieren."

Noch ein paar interessante Daten zum neuen Ferrari-PR-Tempel: Es wurden beim Bau 35 Tonnen Aluminium verbraucht sowie zwölf Tonnen Stahl, 50 Kilometer Kabel benötigt, 3.000 Liter Diesel verbrannt und 1.000 Liter Farbe verstrichen.

Nur drei Leitungen verbinden alle vier Hauptmodule, über diese werden alle Video-, Audio- und sonstige Daten sowie Telefongespräche geleitet. Über 28 LED-Bildschirme auf dem technisch neuesten Stand kann man alle gängigen Fernsehsendungen verfolgen.