• 01.06.2017 21:04

  • von Dominik Sharaf

Neuer Formel-1-Boss: Ein Underdog muss gewinnen können

Chase Carey glaubt, dass ein nicht vorhersehbarer Rennausgang der Schlüssel zu mehr Faninteresse ist - Die Platzhirsche seien bereit, sich darauf einzulassen

(Motorsport-Total.com) - Der neue Formel-1-Geschäftsführer Chase Carey wünscht sich für die Königsklasse mehr Ausgeglichenheit auf der Rennstrecke. Im Gespräch mit der 'auto motor und sport' sagt der US-Amerikaner, dass der Schlüssel zu besseren Einschaltquoten und mehr Zuschauern auf der Tribüne ein Plus an Unvorhersehbarkeit des Ergebnisses wäre. "Ein Sport lebt von engem Wettbewerb", erklärt der im TV-Geschäft groß gewordene Carey. Er findet sogar: "Der Underdog muss gewinnen können."

Titel-Bild zur News: Chase Carey

Chase Carey will, dass kleine Teams eine Chance auf Grand-Prix-Siege bekommen Zoom

Das ist in der Formel 1 nicht der Fall. Der jüngste Rennsieger, der nicht in einem Auto der drei Topteams Mercedes, Ferrari und Red Bull saß, war Lotus-Pilot Kimi Räikkönen beim Saisonauftakt 2013 - also vor mehr als vier Jahren. Carey ist überzeugt, dass die Großen der Szene eingesehen hätten, dass ihre Dominanz schadet. "Jeder hat verstanden, dass der Sport nur gesund sein kann, wenn er den Zuschauern Action und Wettbewerb bietet, dessen Ausgang nicht vorhersehbar ist."

Fraglich ist, welchen Weg Liberty Media einschlagen wird, um das Ziel zu erreichen. Die Einführung einer Kosten- respektive einer Personalobergrenze wird diskutiert, ist jedoch nicht das einzige mögliche Mittel. Von Force India kommt der Vorschlag, eine schrittweise Reduzierung des maximalen Budgets vorzunehmen - etwa mit 250 Millionen US-Dollar (umgerechnet 223 Millionen Euro) beginnend und jährlich 50 Millionen US-Dollar (45 Millionen Euro) weniger. Dazu wünscht das Team eine Verkleinerung der Windkanalmodelle bis hin zu einem kompletten Verbot der Anlagen.

Carey kann sich vorstellen, dass die Platzhirsche sich auf solche Pläne einlassen, auch wenn es ihnen die Vorherrschaft in der Formel 1 kosten könnte: "Auf der Rennstrecke sind alle Gegner, außerhalb bauen wir gemeinsam den Sport auf", gibt er das Credo vor und denkt an die Mercedes-Mannschaft, für die die Phase der Dominanz Fluch und Segen zugleich war: "Wenn ein Team alles gewinnt, hat es die Schlacht gewonnen, aber den Krieg verloren. Weil bald keiner mehr zuschaut."