Neue Heckflügel-Vorgaben der FIA mit "null Effekt" auf die Leistung?
Was sich der Automobil-Weltverband (FIA) von seinen veränderten Heckflügel-Vorgaben verspricht und wie die Teams auf die kurzfristigen Anpassungen reagieren
(Motorsport-Total.com) - Die Heckflügel der Formel-1-Autos stehen seit dem Aserbaidschan-Grand-Prix 2024 im Fokus des Automobil-Weltverbands (FIA). Konkret: Ob die Teams die Regeln mit ihren Konstruktionen nicht zu sehr strapazieren. Eine Klarstellung der FIA vor dem USA-Grand-Prix sollte den Beteiligten neue Sicherheit geben, doch einige Fragen sind immer noch offen.

© Andreas Beil
Heckflügel am Haas VF-24 in der Formel-1-Saison 2024 Zoom
Zum Beispiel: Wie viele Teams haben wirklich am Limit des Zulässigen operiert? Dazu gibt es bislang keine offiziellen Angaben. FIA-Formelsport-Leiter Nikolas Tombazis aber spricht von "zwei oder drei Rennställen", die ihre Konstruktionen als Reaktion auf die FIA-Ansage hätten anpassen müssen. Namen nennt er nicht.
Aus seiner Sicht ist das Thema damit abgeschlossen: "Wir hatten Bedenken bei manchen Designs. Deshalb baten wir die Teams darum, ihre Konstruktionen robuster zu gestalten. Das haben wir allen Teams so kommuniziert. Und wir verfolgen das genau. Die Teams haben jedoch alle korrekt darauf reagiert. Und das ist dann erst einmal alles."
Red Bull war eigenen Angaben zufolge nicht unter den Rennställen, die beim USA-Grand-Prix mit veränderten Heckflügeln antreten mussten. Teamchef Christian Horner aber zeigt zumindest Verständnis für die Konkurrenz: "Schon kleine Details spielen eine Rolle, umso mehr, wenn sich die Leistung der Autos so annähert. Da geht es nur noch um kleinste Zugewinne. So ist das in der Formel 1."
Der Weltverband habe deshalb "unausweichlich" irgendwann einmal eine Klarstellung herausgeben müssen, sagt Horner. "Aber wie entscheidend der Heckflügel wirklich ist, das wird sich von Strecke zu Strecke unterscheiden."
Gar nicht so wichtig für die Leistung?
McLaren-Teamchef Andrea Stella wiederum will den Heckflügel nicht zu viel Gewicht beimessen: Es handle sich hierbei nur um ein "wirklich kleines Element für die Fahrzeugbalance", so erklärt er. "Das allein erklärt keine Leistungsänderung von einem Rennwochenende auf das andere. Egal, ob die Leistung besser oder schlechter wird, das sollte man nicht damit in Zusammenhang bringen."
"Ich spreche hier auch nicht nur für McLaren, sondern für jedes Team. Und es wurden ja mehrere Teams darum gebeten, die Konstruktion ihrer Heckflügel anzupassen", sagt Stella. "Ich wäre sogar überrascht davon, wenn es nur wenige Rennställe gewesen wären. Ich schätze, diese Teams haben die gleichen Anforderungen erhalten wie wir."
McLaren reagiert auf die FIA-Hinweise
McLaren selbst habe nach besagtem Wochenende in Baku umgebaut, und zwar ausdrücklich "nach Gesprächen mit der FIA". Der Weltverband habe dem Team einige Referenzwerte an die Hand gegeben.
Und der Weltverband wird weiterhin verfolgen, wie sich die Rennställe unter den neuen Gegebenheiten präsentieren: "Wir wollen einfach sicherstellen, dass hier kein Trend in eine bestimmte Richtung entsteht. Wir haben andererseits aber auch keinen Plan für einen neuen Belastungstest in der Hinterhand", sagt Tombazis.
Wenn aber ein Team den FIA-Forderungen nicht nachgekommen wäre, dann hätte es mit Konsequenzen durch die FIA-Sportkommissare zu rechnen. "Wir hatten sie ja entsprechend gewarnt", meint Tombazis. "Wir sagten ihnen, dass sie etwas ändern müssten. Und hätten sie uns ignoriert, dann hätten wir sie bei den Sportkommissaren gemeldet."
Verständnis für die Entwicklung der Teams
Die Zusammenarbeit mit den Teams sei jedoch betont "harmonisch" verlaufen, sagt Tombazis. "Einen Konflikt gab es da nicht. Es hieß nur: 'Okay, ihr seid nicht einverstanden damit. Dann ändern wir es eben. Was braucht ihr denn?' Und so weiter."
Und bei allen Eingriffen, die der Weltverband vornehmen muss, bringt Tombazis auch Verständnis auf für die Formel-1-Teams: "Solche Fälle haben wir jedes Jahr, und nicht alles davon wird publik. Dass die ganzen Sachen jetzt prominent geworden sind, das liegt am WM-Titelkampf. Da wird schon mal mit härteren Bandagen gekämpft. Das ist nur natürlich."
FIA verzichtet auf Flügeländerungen für 2025
An konkrete Regeländerungen für 2025 aber denkt Tombazis nach den jüngsten Vorfällen nicht: "Es wäre eine Kurzschlussreaktion gewesen, die Regeln für das nächste Jahr anzupassen, zumal es sehr schwierig ist, einen Test zu entwickeln, der alle Flügel abdeckt. Denn keine zwei Flügel haben die gleichen Charakteristiken. Das lässt sich anhand der Regeln nicht so einfach vorhersehen."
Andererseits will die FIA das Thema flexible Flügel auch nicht Überhand nehmen lassen in der Formel 1. "Wenn es da keine Einschränkungen gäbe, würde das ins Extreme führen", sagt Tombazis. "Dann würde sich der gesamte Flügel bewegen und der Unterboden gleich mit. Und dann wäre das ganze Auto eine sehr wacklige Angelegenheit."


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