• 04.04.2018 14:53

  • von D. Sharaf, S. Mitchell & E. Straw

Nach Wechseln von FIA-Mitarbeitern: Teamchef fürchtet Chaos

Frederic Vasseur von Sauber hat Bedenken, dass die Teams der FIA ihre Regelfragen nicht mehr anvertrauen könnten - Auch Force India kritisiert Ferraris Verhalten

(Motorsport-Total.com) - Die Posse um die Wechsel von FIA-Mitarbeitern zu Formel-1-Teams geht weiter - auch nachdem bezüglich der Personalien Marcin Budkowski und Laurent Mekies (zumindest den Buchstaben des Gesetzes zufolge) Klarheit herrscht. Viele Verantwortliche erkennen Handlungsbedarf und wittern, dass ohne verbindliche Regelungen für Zündstoff gesorgt wäre: "Es wird zum Problem, wenn wir Leuten nicht mehr trauen können", sagt Sauber-Teamchef Frederic Vasseur 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Charlie Whiting

Kommen die Vertreter der FIA bald nicht mehr so einfach an nötige Informationen? Zoom

Die Bredouille: Gegenüber der FIA müssen die Teams offen sein und technische Lösungen bereits im Entwurfsstadium vorlegen, um sie auf ihre Konformität mit den Formel-1-Regeln abzuklopfen. Es gelangen sensible Informationen an Mitarbeiter des Automobil-Weltverbandes, nach denen sich die Konkurrenz die Finger leckt. "Wenn wir davor Angst haben, bricht Chaos aus", meint Vasseur.

Möglicherweise wird dann nicht mehr alles im Vorfeld mit den Offiziellen gecheckt. Technische Innovation könnten verschleiert werden. Bei den FIA-Abnahmen im Rahmen der Grands Prix könnten die Bomben platzen - erzwungene Umbauten oder sogar Disqualifikationen würden drohen.


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Bei Renault - dem neuen Budkowski-Arbeitgeber - sieht man die Lage nicht so dramatisch. "Die FIA weiß, welche Anfragen die Teams stellen, hat aber keine Ahnung, welche Absichten dahinterstecken", sagt der Chef der Chassisentwicklung, Nick Chester, gegenüber 'Crash.net'. "Was Details zum Design angeht, erfährt sie nicht immer alles. Obwohl jeder zu wissen glaubt, dass die FIA Unmengen wüsste, kann sie im Detail nicht über eine solche Bandbreite an Informationen verfügen."

Keine Angst also vor den Vertretern aus Paris, auch wenn sie künftig bei dem ärgsten Kontrahenten auf der Gehaltsliste stehen könnten? Vasseur ist anderer Meinung. Er denkt an die jüngsten Fälle um Budkowski und Mekies, wobei insbesondere der neue Ferrari-Mann laut FIA-Angaben nicht mit sensiblen Informationen betraut gewesen ist: "Marcin war zwei Wochen vor seinem Abgang in sämtlichen Windkanälen und Laurent kennt wichtige Details eines jeden Autos", meint Vasseur.


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Auch Force Indias Betriebsdirektor Otmar Szafnaur fordert, sich nicht weiter auf Lippenbekenntnisse zu verlassen und am Ende - wie in dem Fall Mekies und Ferrari - vor der gleichen Problematik zu stehen: "Ich dachte, wir hätten uns auf ein Gentlemen's Agreement geeinigt", spielt er auf die von Red Bull vorgetragene Position, es sei in der Strategiegruppe eine einjährige Arbeitssperre vereinbart worden, an. "Gefordert hat es allen voran Ferrari. Merkwürdig, was das über den Begriff 'Gentlemen' aussagt."

Force Indias Technikchef Andy Green deutet an, dass bei der Scuderia intern keine Einigkeit herrschen würde - zwischen Teamchef Arrivabene und Markenboss Marchionne. "Es war nicht Maurizio, es war Sergio. Er hat lautstark getönt", erinnert sich Green an die Sitzung und Ferraris Ruf nach den Übergangsfristen. Wahrscheinlich sein Marchionne von den Details des Mekies-Deals überrascht worden: "Ich bezweifele, dass er einen Sinneswandel durchgemacht hat. Er ist ein Ehrenmann."

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