Nach Urteil: Dennis denkt nicht an Rücktritt
McLaren-Teamchef Ron Dennis denkt trotz des FIA-Urteils nicht an Rücktritt - Mercedes-Beteiligung an der 100-Millionen-Dollar Strafe?
(Motorsport-Total.com) - Das Urteil des FIA-World-Councils gegen McLaren-Mercedes in der Spionageaffäre fiel niederschmetternd aus: Ausschluss aus der Konstrukteurs-WM 2007 plus eine Geldstrafe von 100 Millionen US-Dollar (umgerechnet gut 72 Millionen Euro). Doch Teamchef Ron Dennis lässt den Kopf nicht hängen.

© FIA
Ron Dennis vor dem heutigen Meeting des World Councils in Paris
Vor allem denkt er nicht an Rücktritt: "Meine persönliche Zukunft stand von meiner Seite her nie in Frage. Ich fühle mich dieser Firma sehr verpflichtet, bin sehr leidenschaftlich für den Motorsport und habe keinerlei Rücktrittsabsichten. Ich habe Martin (Whitmarsh; Anm. d. Red.) gegenüber das Versprechen abgegeben, dass er mir als CEO nachfolgen wird, aber diese Entscheidung - wann immer sie auch fallen wird - hat keinerlei Einfluss auf die Geschehnisse von heute."#w1#
Höchste Strafe in der Geschichte des Sports
Was das Strafmaß angeht, das vor allem in finanzieller Hinsicht alles bei weitem übersteigt, was es bisher in der Formel 1 und im Sport generell gegeben hat, wollte sich Dennis noch nicht äußern: "Die FIA hat eine Stellungnahme zur Strafe abgegeben, aber die Urteilsbegründung noch nicht veröffentlicht. Es wäre unangemessen vor mir, einen Kommentar abzugeben, bevor uns diese im Detail vorliegt", erklärte er.
Die 100 Millionen US-Dollar kommentierte er folgendermaßen: "Wir haben als Ausgleich, was wir mit den bisher gesammelten Punkten verdient haben. Das halbiert effektiv den Scheck, den wir unterzeichnen müssen, falls wir diese Strafe letztendlich akzeptieren." Hintergrund: Von den 100 Millionen werden 40 bis 50 Millionen abgezogen, die das Team sonst als Preisgeld erhalten hätte. Der Gesamtverlust beläuft sich damit aber dennoch auf 100 Millionen.
Sorgen macht sich Dennis deswegen ohnehin nicht: "Wie man sieht, wenn man unsere Bilanz liest, setzen wir pro Jahr ungefähr 450 bis 500 Millionen US-Dollar um, und wir sind schuldenfrei, also sind wir offensichtlich ein starkes Unternehmen mit einem phänomenalen Wachstum. Ich habe Norbert (Haug; Anm. d. Red.) schon im Spaß gefragt, ob er die Hälfte beisteuern will, aber wir haben uns in diesem Punkt noch nicht geeinigt."
Was macht Mercedes?
Der Brite spricht damit einen interessanten Punkt an, denn auch wenn es effektiv weiterhin eine Trennung zwischen McLaren in Woking und Mercedes in Brixworth beziehungsweise Stuttgart gibt, hält Mercedes ja auch Anteile am Team. Insofern wäre es nahe liegend, dass sich der deutsche Automobilhersteller, dessen Ressourcen ja wesentlich größer sind als die von McLaren, über seine Teilhaberschaft hinaus an der Tilgung der Geldstrafe beteiligt.
Darüber hinaus wollte er verständlicherweise nicht allzu viel zu den heutigen Ereignissen sagen. Nur kurz ging er auf die neu vorgebrachten Beweise der Anklägerseite ein: "Bei den Beweisen handelte es sich hauptsächlich um E-Mail-Verkehr zwischen unseren Fahrern, in einem Fall mit Mike Coughlan", so Dennis. Im gleichen Atemzug hielt er aber fest: "Natürlich wusste das Team zu keinem Zeitpunkt von diesem E-Mail-Verkehr."
Schlupfloch in den Fahrerverträgen
Bleibt noch die Frage, was das heutige Urteil für die Fahrerverträge bedeutet, schließlich wurde immer wieder gemunkelt, dass Fernando Alonso für solche Fälle eine Ausstiegsklausel haben könnte. Jetzt, wo er angeblich zu Renault zurückkehren möchte, würde er davon möglicherweise Gebrauch machen. Dies wird sich vermutlich schon in den nächsten Wochen entscheiden, vorerst kommt aber noch kein Licht ins Transferdunkel.
"Wir haben mehrjährige Verträge mit beiden unserer Fahrer und es gab keine Diskussionen über Abweichungen davon", stellte Dennis klar. "Wir haben die zwei besten Fahrer der Welt und unsere Entschlossenheit, Rennen gewinnen zu wollen, ist unvermindert. Das ist der Grund, warum wir existieren: um Rennen zu gewinnen. Und wenn es doch eine Abweichung von den Verträgen geben sollte, dann nur im gegenseitigen Einvernehmen."

