Nach Bestätigung für 2024: Sitzt Hülkenberg bald in einem Red Bull?

Was Nico Hülkenberg darüber sagt, dass er auch 2024 bei Haas Formel 1 fahren wird, und warum sein Auto bald ein "halber Red Bull" sein könnte

(Motorsport-Total.com) - Für Nico Hülkenberg war die Bestätigung, dass er auch 2024 für Haas Formel 1 fahren wird, "keine große Überraschung": Er habe schon "seit ein paar Wochen und Monaten" gewusst, dass es passt zwischen ihm und dem amerikanischen Team, und "gleichzeitig war der Vertrag sowieso so ausgelegt und waren da Mechanismen drin, die die Verlängerung ausgelöst haben. Das war absehbar", sagt er.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg bleibt auch in der Saison 2024 beim Haas-Team Zoom

Der seit vergangenem Samstag 36-jährige Deutsche bestätigt, "dass es kein neuer Deal war" - und damit Berichte von Motorsport-Total.com von Anfang Juli, wonach sein Vertrag gar nicht erst verlängert werden musste, weil seine Vereinbarung mit Haas von Anfang an auf zwei Jahre, also 2023 und 2024, ausgelegt war: "Es gab keinen großen Redebedarf."

Hülkenberg betont, bei Haas "happy" zu sein, trotz der sportlich überschaubaren Ergebnisse (Punkte nur an zwei der ersten zwölf Rennwochenenden): "Ich habe bisher eine gute Zeit in diesem Abschnitt meiner Karriere, ich habe Lust auf mehr und bin glücklich."

Aber: Haas ist nicht Red Bull. Ende 2020 wäre Hülkenberg beinahe im jetzt besten Team der Formel 1 gelandet, letztendlich erhielt aber Sergio Perez den Vorzug für die Saison 2021. Noch 2023 wird Hülkenberg aber immerhin in einem Auto sitzen, das zumindest wie ein Red Bull aussieht. Das verspricht sein Teamchef Günther Steiner.

Denn Haas kämpft gegen die ewigen Probleme mit dem viel zu schnellen Abbau der Reifen mit Updates an. Bereits in Zandvoort kommen komplett neue Bremsbelüftungen an der Hinterachse zum Einsatz. Die sollen die Wärme besser aus dem Inneren des Reifens Ableiten und so für mehr Konstanz im Rennen sorgen.

Das sagt Steiner über die Updates

"Es hängt teilweise davon ab, ob der Reifen von innen geheizt wird oder über die Oberfläche", erklärt Steiner. "Wir haben für hier Upgrades, haben die hinteren Bremsbelüftungen komplett neu entwickelt. Um die Temperatur, die von innen kommt, unter Kontrolle zu haben. Dann müssen wir sehen, was an der Oberfläche übrigbleibt. Die Oberfläche kannst du nur mit mehr Downforce in den Griff kriegen."

Aerodynamisch werde man sich mit den nächsten Updates an Red Bull orientieren: "Nicht leistungsmäßig, sondern designmäßig. Wie es in letzter Zeit alle gemacht haben", grinst Steiner und winkt ab. "Am Ende sehen alle Autos vom Konzept ähnlich aus. Aber im Detail ist immer noch viel Arbeit drinnen, wo man gut sein muss. Aber das Konzept geht in die Richtung."

Was er damit konkret meint, lässt der Südtiroler offen. Möglicherweise die Seitenkästen. Die haben während der Saison 2023 bereits Teams wie Mercedes und McLaren neu designt und stark an das Konzept von Red Bull herangeführt. Und beide Teams waren damit erfolgreich. Gut möglich, dass auch Haas die wannenförmigen Seitenkästen nach Ferrari-Vorbild bald abschafft.

"Im Moment bin ich nicht zufrieden mit unseren Leistungen. Aber wir haben einen Plan", sagt Steiner. Denn: Verstanden habe man die Probleme inzwischen, versichert Hülkenberg. Er sagt: "Ob wir sie ganz gelöst bekommen oder nicht, da können wir nur spekulieren. Ich hoffe, dass wir sie teilweise in den Griff bekommen und besser werden."

Ob die neuen Bremsbelüftungen bereits in Zandvoort den erhofften Erfolg bringen werden, da ist Hülkenberg "vorsichtig. Ich warte ab und lasse mich überraschen, wie die Sachen fruchten und sich morgen am Auto verhalten. Hoffentlich positiv. Klar ist, dass wir was brauchen und wir einen Schritt machen müssen. Sonst fallen wir einfach einen Schritt weiter zurück."

Was ist eigentlich das Problem von Haas?

Die Problembeschreibung klingt banal: Auf eine schnelle Runde kann Hülkenberg den Mangel an Grip des Haas VF-23 wegen des hohen Gripniveaus der Reifen kompensieren. Versucht er das jedoch auf eine längere Distanz, überfordert das die Reifen, sodass diese abbauen und die wahren Defizite des Autos zum Vorschein kommen.

"Neue Reifen geben dir so viel mehr Grip. Auf diese 90 Sekunden hält der das aus. Aber 20, 30 Runden nicht", erklärt Hülkenberg und beobachtet: "Im Qualifying liegen alle viel enger beisammen. Aber dann schau mal im Rennen nach Runde 5 oder 10, wie groß die Abstände sind!"

Die Themen Reifen und Aerodynamik seien "eng miteinander verbunden. Wenn man dem einen hilft, hilft man dem anderen auch, denn mehr Grip resultiert in weniger Rutschen. Weniger Rutschen ist gleich weniger Überhitzen. Das ist alles verbunden, und wir müssen das gesamtheitlich besser in den Griff bekommen", sagt er.

Den Schwarzen Peter auf Pirelli abzuschieben, wäre zu einfach, findet der Deutsche. Es sei zwar "auf jeden Fall so", dass Pirelli ein thermisch sensibler Formel-1-Reifen sei. Aber: "Den Reifen kenne ich seit über zehn Jahren. Andere Teams haben das viel besser im Griff. Von daher ist das schon ein Thema, das bei uns liegt, das wir besser machen müssen."

"Du arbeitest mit dem Grip, den du hast als Fahrer. Wenn der aber zu niedrig ist im Vergleich zu allen anderen, dann hast du einfach ein grundlegendes Thema. Dass du erstmal zu langsam bist, dass dir Speed fehlt. Und wenn du dann gleichzeitig auch noch die Reifen überhitzt, ist es doppelt schwierig. Ist relativ schwer, dagegen anzuarbeiten oder das Problem zu umfahren."


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Deswegen wenn überhaupt, dann nur im Qualifying halbwegs konkurrenzfähig zu sein, empfindet Hülkenberg als "teilweise frustrierend und nicht cool. Aber ich bin hier, weil ich mag und weil ich will. Weil ich weiterhin Bock drauf habe. Die Alternative, mir das vorm Fernseher anzuschauen, kenne ich. Da habe ich aktuell mehr Bock, im Auto zu sitzen. Auch wenn's in die falsche Richtung geht."

Hülkenberg: Selfies sind wieder mehr geworden

Bereut hat er sein Comeback nie. Auch wenn er bei besonders heißen Rennen oder bei strömendem Regen sicher dann und wann mal ans klimatisierte ServusTV-Studio denkt, in dem er 2022 zum Liebling der österreichischen TV-Zuschauer avanciert ist: Hülkenberg ist froh, wieder zum erlesenen Kreis der 20 Formel-1-Rennfahrer zu gehören.

Auch wenn das nicht nur Vorteile hat, wie er augenzwinkernd festhält: "Am Flughafen ist es schwieriger, nicht erkannt zu werden. Die Leute wollen Selfies machen. Ist okay, aber das ist jetzt anders. Sonst hat sich nicht viel geändert."

Und auch Teamchef Günther Steiner ist froh darüber, den einen Deutschen (Mick Schumacher) gegen den anderen Deutschen (Nico Hülkenberg) ausgetauscht zu haben. Hülkenberg macht wenig Fehler, verursacht kaum teure Unfallschäden, qualifiziert sich konstant auf hohem Niveau und ist im Rennen mindestens ebenbürtig mit Teamkollege Kevin Magnussen.

"Das Einzige, was wir schauen mussten, war: Wenn Nico zurückkommt, wie gut ist er? Er hat uns allen gezeigt, dass er sehr gut ist. Nach ein paar Rennen gab es da keine Zweifel", sagt Steiner. Hülkenberg ergänzt: "Diese Frage ist jetzt mal aus dem Weg geräumt. Es gibt Klarheit für Fahrer und Team. Wir können uns jetzt auf das Racing konzentrieren."

Fragen nach seiner Zukunft, schmunzelt er, "werden an den kommenden Donnerstagen nicht mehr kommen. Es ist gut, dass Ruhe drin ist und Stabilität, und dass jeder weiß, wie es weitergeht in den nächsten 15, 16 Monaten", so Hülkenberg.

Magnussen: Es war einfach keine bessere Alternative da

Während an ihm nie gezweifelt wurde, fragen sich einige Beobachter, warum Haas den Vertrag von Magnussen jetzt schon verlängert hat. Steiner erklärt: "Bei Kevin haben wir jetzt verstanden, wieso er sich so schwertut. Das Auto ist schwierig zu fahren, und er hat mehr Probleme als Nico. Das müssen wir jetzt fixen. Große Änderungen hatten wir nie angedacht."

Und: "Man muss auch sehen, welche Alternativen da sind. Da sind nicht viele da. Deswegen sagt man irgendwann, wir machen es so und arbeiten gemeinsam hin, damit er auch ruhig ist und am Auto arbeitet und nicht immer über seinen Vertrag nachdenkt."

Für Hülkenberg jedenfalls geht das Abenteuer Formel 1 weiter, wenn auch nicht in einem echten Red Bull. Den "kann man sich wünschen, man kann auch davon träumen", sagt er. "Aber die Realität ist halt, wie sie ist, und die ist nicht so." Nachfrage: Träumst du noch, Nico? 2024 läuft ja der Vertrag von Sergio Perez aus. Anwort: "Ich träume noch. Viel und intensiv."