• 11.04.2025 13:28

  • von Stefan Ehlen, Co-Autor: Filip Cleeren

Muss McLaren aggressiver werden, Lando Norris?

Formel-1-Spitzenreiter Lando Norris sieht sich mit der Frage konfrontiert, ob sein Team McLaren im WM-Titelkampf gegen Max Verstappen zu zaghaft vorgeht

(Motorsport-Total.com) - Zwei McLaren gegen einen Red Bull, aber am Ende gewinnt trotzdem der Red-Bull-Fahrer. So war es beim Japan-Grand-Prix 2025 in Suzuka, als WM-Titelverteidiger Max Verstappen seinen ersten Saisonsieg erzielte. Aber wird es bei künftigen Rennen wieder so ablaufen?

Titel-Bild zur News: Lando Norris mit ernster Miene im Formel-1-Fahrerlager 2025 in Bahrain

Lando Norris mit ernster Miene im Formel-1-Fahrerlager 2025 in Bahrain Zoom

McLaren ist nach den Ereignissen in Japan gewarnt und hat laut Lando Norris eine interne Untersuchung angestoßen. Ziel der Maßnahme: zu erörtern, ob das Team alle Mittel ausgeschöpft hat, um Verstappen von der Spitze zu verdrängen.

"Im Nachhinein gibt es da viele Themen", sagt Norris. "Aber: Nichts davon wäre ohne Risiko gewesen. Es gab keine Garantie, dass ich Max überholt hätte oder dass der Undercut stark genug gewesen wäre. Ich wäre in jedem Fall im Verkehr rausgekommen, hinter anderen Autos."

Doch auch ohne einen Angriff auf Verstappen kam Norris hinter Verstappen ins Ziel, "und er ist im Moment mein Hauptkonkurrent", sagt Norris. "Deshalb waren wir nach dem vergangenen Wochenende nicht zufrieden. Zufrieden waren wir nur mit dem Ergebnis, dass wir als Team P2 und P3 mitgenommen haben. Das war gut."

"Aber hätte es besser sein können? Potenziell ja. Hätten wir mehr Risiken eingehen und als Team etwas offensiver agieren können? Ja. Aber wie gesagt: Das wäre nicht ohne das Risiko eines schlechteren Resultats gekommen", meint Norris.


Er könne sich daher gut mit der konservativen Strategie von McLaren arrangieren: " Ich habe großes Vertrauen, dass wir stets unsere besten Interessen im Blick haben, und ich stehe hinter unserem Ansatz. Aber natürlich überprüfen wir solche Ereignisse, um vielleicht künftig etwas offensiver zu sein."

Gewinnt man den Titel über Konstanz?

Oder verfolgt McLaren schlicht eine langfristige Strategie, um über Konstanz zum Titel zu kommen? "Möglich", sagt Norris. In Suzuka habe sein Team aber keinen Spielraum für taktische Spielchen gehabt. " Das Feld war nicht mit 35 Sekunden auseinandergezogen - im Gegenteil. Es war ziemlich eng, was es in dem Moment für uns kompliziert machte."

"George Russell ist auf den Undercut gegen die Ferrari und vielleicht Oscar Piastri gegangen. Wenn Oscar nicht gestoppt hätte, hätten die Ferrari ihn wahrscheinlich per Undercut überholt", erklärt Norris. Damit sei der weitere Weg für McLaren vorgezeichnet gewesen, und zwar "mit dem Wissen, dass es eine lange Saison ist und dass P2 und P3 ein starkes Ergebnis sind".

Max Verstappen im Red Bull RB21 vor Lando Norris im McLaren MCL39 in Suzuka 2025

Max Verstappen im Red Bull RB21 vor Lando Norris im McLaren MCL39 in Suzuka 2025 Zoom

"Aber wie ich schon sagte: Es gibt Momente, da möchte ich vielleicht mehr Risiko eingehen, um den Sieg zu holen. Aber ich könnte genauso gut Plätze verlieren. Das muss ich akzeptieren. Tief in meinem Inneren weiß ich, dass noch einiges vor uns liegt und Punkte auf dem Konto manchmal besser sind als unnötige Risiken."

"Dennoch würde ich gerne zurückgehen und die Dinge mit einem etwas aggressiveren Ansatz wiederholen", sagt Norris.

Wird Norris künftig bestimmter auftreten?

Ob das bedeutet, dass er sich künftig aktiv in die Rennstrategie einbringen wird? Norris meint: "Es liegt nie nur an mir. Natürlich betone ich vielleicht meine Präferenzen mehr. Ich kann bestimmter auftreten und in bestimmten Situationen fordernder sein. Aber ich weiß auch, dass das Team das beste Gesamtbild des Rennens hat - besser als jeder Fahrer."


Aus dem Cockpit heraus könne er nur bestmöglich seine Perspektive schildern: Wie die Streckenbedingungen sind, wie schwierig das Überholen sein könnte. Dann obliege es dem Team, daraus ein stimmiges Gesamtbild zu erstellen.

"Es braucht einfach Harmonie zwischen mir, meinem Renningenieur und den Strategen", erklärt Norris. "Vielleicht muss ich das Team in manchen Momenten mehr pushen. Es geht aber am Ende nur darum, die richtige Dynamik zu finden - zwischen Risiko und Belohnung - und zu wissen, wie viel Risiko man an einem bestimmten Tag eingehen möchte."

"Ich finde, wir machen das sehr gut, aber wir arbeiten weiterhin daran, das Beste voneinander herauszuholen - an jedem einzelnen Tag."

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